An jedem verdammten Deadline Day berichtet Jacob South Klein unter #BushWatch live über die Last Minute-Transfers seines Herzensklubs Reading FC. Wer ist dieser Mann? Und vor allem: Wieso zur Hölle tut er das? Wir haben mit ihm gesprochen.
Hinweis: Das Interview erschien erstmals im Januar 2017.
Jacob South Klein, wie kommt es, dass Sie jeden Deadline Day in einem Busch vor der Vereinszentrale von Reading verbringen?
Reading ist kein großer Klub, eher einer dieser Allerweltsvereine, das nationale Medieninteresse ist gering. Im August 2014 dachte ich mir, ich nehme den Mittelsmann aus dem Spiel und bringe die News direkt zu den Fans. Ich hatte damals keinen Job und dementsprechend viel Zeit. Seitdem die Twitter-Community auf diesen merkwürdigen Typen, der 14 Stunden in einem Busch rumhängt, aufmerksam wurde, ist es zur Tradition geworden.
Wie läuft ein „normaler“ Deadline Day für Sie ab?
Ich stehe früh auf, starte mit einem Livestream aus dem Bett, oder zumindest noch in Unterwäsche. Das schauen schon rund 100 Leute. Etwa um neun Uhr bin ich am Gelände, poste ein Selfie hier, ein Busch-Foto da und streame um zehn Uhr wieder, meistens übers Wetter und wie kalt es ist. Um elf Uhr kommt vielleicht der erste Spieler, da bin ich zur Stelle. Beim Mittagessen gebe ich manchmal Interviews für englische Medien, die auf mich aufmerksam geworden sind. Nachmittags ist dann meistens schon der Akku leer, also ab ins Stadionhotel und aufladen. Denn erst abends geht’s in Sachen Transfers richtig rund. Ich bleibe bis das Transferfenster schließt, also 23 Uhr, feiere danach mit einem Drink an der Hotelbar. Zwei Mal im Jahr also ein 14-Stunden-Tag.
Der Busch ist doch bestimmt nicht sonderlich bequem.
Wenn es trocken ist, geht’s. Die größte Herausforderung ist, das Handy mit Strom zu versorgen. Aber die Leute in Reading sind großartig, dieses Jahr hat mir sogar jemand einen tragbaren Akku vorbeigebracht. Andere brachten mir Essen und sogar Mojitos. Es war also ganz erträglich, fast schon luxuriös.
Da brauchen Sie ja kaum noch etwas mitzubringen, oder?
Normalerweise habe ich etwas Essen und eine Flasche Wasser dabei. Dieses Jahr war ich allerdings etwas spät dran und konnte nichts mehr zusammenpacken. Meine minimalistische Ausstattung bestand lediglich aus meinem Handy. Da kamen die großzügigen Spenden natürlich sehr gelegen.
Was ist der einprägsamste Moment Ihrer #BushWatch Karriere?
Das war vermutlich als alles anfing. Die Aufmerksamkeit war nicht sonderlich groß, bis ich ein Selfie mit dem damaligen Reading-Trainer Nigel Atkins machte, während er mit seiner Frau telefonierte. An sich eine etwas merkwürdige, aber auch ziemlich lustige Situation. Damit ging der Hype los. Aber bei jedem Foto, das ich mache, ist der Adrenalinrausch wieder da.
Was für Reaktionen bekommen Sie von den anderen Fans?
Die Leute scheinen mich aus irgendeinem Grund zu mögen. Wahrscheinlich wegen der Bereitschaft, meine Lebenszeit in einem Busch zu verschwenden. Auf eine gewisse Weise hat es auch meinen Glauben in die Menschheit wiederbelebt, weil so viele Leute sich so großzügig und begeistert zeigen. Und die Macht sozialer Medien beweist es mir jedes halbe Jahr aufs Neue. Wir waren auf Platz vier der Trends dieses Jahr! Das ist schon ziemlich abgefahren.
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Und was sagt der Verein?
Als ich mit der ganzen Sache anfing, waren sie ziemlich suspekt und haben auch versucht, mich loszuwerden oder zumindest fernzuhalten. Das ist mittlerweile ganz anders, dieses Jahr gab es sogar Kaffee und etwas zu Essen vom Verein. Und Retweets.
2017 trugen Sie auf einmal einen Cowboy-Hut. Was ist die Geschichte hinter der ungewöhnlichen Kopfbedeckung?
Lee Herron, der Leiter von Readings Fußballakademie trug ihn, als er auf dem Vereinsgelände ankam. Drinnen brauchte er ihn ja nicht, also brachte er ihn mir vorbei. Weil es so regnerisch war, kam mir das sehr gelegen. Als dann Reece Oxford, der erste Neuzugang auftauchte und ich mit meinem Cowboyhut ankam, war er ziemlich verschreckt. Abends wollte ich Herron seinen Hut wiedergeben. Er wollte ihn aber nicht zurück. Ich glaube, damit wurde eine neue Tradition begründet.
Mit Cowboy-Hut werden Sie also zu Mr. Bush Watch. Was machen Sie, wenn Sie sich nicht gerade in einem Busch verstecken?
Ich bin eigentlich Student der englischen Literatur, mache kleinere Nebenjobs. Abseits des Busches führe ich also ein ziemliches Durchschnittsleben. Über Patreon haben meine Follower dieses Jahr allerdings 177 US-Dollar für #BushWatch gespendet. Es ist also neben dem Spaß mittlerweile eine Art Teilzeit-Job.
Gibt es Nachahmer bei anderen Clubs, die den Trend aufgenommen haben?
Es gab mal einen Typen, der es irgendwo so ähnlich versucht hat. Den haben sie aber rausgeschmissen, Hausfriedensbruch oder sowas. Tatsächlich passt es aber nach Reading und die Fans lieben es. Wir sind ein Mittelklasse-Klub, familienfreundlich, unspektakulär. #BushWatch ist wie Reading, etwas seltsam, aber gute Unterhaltung und definitiv kultig.