„Sunderland ’til I Die“ ist ein Meisterwerk. Die Serie zeigt die Größe des englischen Fußballs – und was grundfalsch ist.
Auch Chris Methven, der aalglatte Geschäftsführer, spürt den Druck, der sich daraus ergibt. Auch er ist durch die Wucht des Publikums, das endlich wieder Erfolge feiern will, tief beeindruckt. „Das ist beängstigend, anders kann man es nicht sagen.“ Wie beängstigend das ist, sieht man an einem Fan-Abend, in dem er vor nicht mehr ganz jungen Männer sitzt, die es in den 90ern vermutlich problemlos in jeden Hooligan-Film geschafft hätten. Mit kurzen Haaren und harten Gesichtern, in dem alle Skepsis von immer Enttäuschten steckt, checken sie den nächsten Geschäftsmann ab, der ihnen etwas vom nächsten Neuanfang erzählt.
Methven erzählt, dass ihr Klub als Business betrachtet „abgefuckt“ und ein „absoluter Scheißhaufen“ gewesen sei. Ein Selbstbedienungsladen, der bei 15 Millionen Pfund Umsatz 30 Millionen Miese machte. „Am Ende schickte man eine Rechnung an einen reichen Mann in Florida, der einen Scheck unterschrieb.“ Deshalb wollen die neuen Besitzer den Klub so aufstellen, dass er sich selber trägt. „Es gibt dabei auch einen moralischen Punkt: Wenn die eigenen Einnahmen ausgehen, sind das Eure Einnahmen, die der Fans. Wird er von einem reichen Mann finanziert, ist es nicht mehr Ihr Verein, sondern seiner. Wenn Ihr befürchtet, bedeutungslos zu werden, werdet Ihr es an diesem Punkt.“
Sunderlands Besitzer Stewart Donald bei einer der seltenen Gelegen, an denen es was zu Klatschen gibt
Das ist eine interessante Logik. Die Teilhabe der Fans besteht demnach darin, dass ihr Geld den Klub finanziert. Die Besitzer wiederum sind in der Pflicht, die Fans über Erfolge jubeln zu lassen. Deshalb gerät Stewart Donald in der beeindruckendste Szene der Serie auch in Panik. Er musste nach der Hinrunde den besten Stürmer verkaufen und steht an dem Tag, als sich das Transferfenster schließt, ohne Ersatz da. Versteift hat er sich auf Will Grigg (genau: der Nordire, der „on fire“ ist), aber Zweitligist Wigan will ihn nicht abgeben.