In Vicenza verzichten sie zum Saisonstart auf Balljungen. Und lassen stattdessen minderjährige Ballmädchen auflaufen – in knapper Kleidung.
Denn die Ballmädchen stellten sich nicht im gewohnten Balljungendress an die Seitenlinien des Stadio Romeo Menti, sondern in Hotpants und eng anliegenden Tops mit der Aufschrift „Diesel“. Nun kann man sich an dieser Stelle einige Fragen stellen, etwa: Hallo? Oder: Geht’s noch? Aber auch: Haben diese Kinder keine Eltern, die so etwas zu verhindern wissen? Und: Hallo, geht’s noch?
Die Aktion jedenfalls kam gut und ganz furchtbar schlecht zugleich an. Gut bei all jenen, denen nicht zu helfen ist, die während des Spiels hauptsächlich damit beschäftigt waren, die Rückansichten der Ballmädchen zu fotografieren und mit anzüglichen, sexistischen Kommentaren durch das Internet zu jagen.
Furchtbar schlecht bei all jenen, deren moralischer und Werte-Kompass nicht gänzlich zerstört ist. Da, und das immerhin ist die gute Nachricht, die letztere Fraktion ganz offenbar die überwältigende Mehrheit stellt, sah sich der Verein nach wenigen Tagen genötigt, sich für die Aktion zu entschuldigen und zurückzurudern.
Hoffnung auf das schlechte Gewissen
Aufmerksamkeit erzeugte der Einsatz der Ballmädchen allemal und somit einen gesteigerten Werbewert für Renzo Rossos Cash-Cow „Diesel“; schließlich gibt es keine schlechte PR.
Ob der Herr Präsident nun maßgeblich involviert war in den Planungen oder nicht – man kann nur hoffen, dass ihn alsbald und nachhaltig das schlechte Gewissen plagt und er sich zum Ausgleich mal wieder auf seine soziale Ader besinnt.
Dann läge der Saisonauftakt von L.R. Vicenza Calcio zwar noch immer im Argen. Und wäre doch zumindest der Ausgangspunkt von etwas Gutem. Im Fußball soll sich ja schließlich immer alles ausgleichen.