Interessante junge Trainer, verschiedene Spielstile, aber vor allem ganz viel Spannung. Die Zweite Liga hat, was der Bundesliga fehlt.
In dieser Woche ist im deutschen Fußball ein Goldenes Zeitalter ausgerufen worden. Spätestens 2030 soll es begonnen haben, wenn die Bundesliga toll „als eine der größten und beliebtesten Profisportligen der Welt“ dasteht und wie auch die Zweite Bundesliga „sportlich erfolgreich und wirtschaftlich gesund“. Begeistert strömen die Menschen in die Stadien, denn „der Wettbewerb in beiden Profiligen ist fair und integer, sowie in allen Tabellenregionen spannend.“ So jedenfalls heißt es in schönster Fortschrittslyrik im „Ergebnisbericht der Taskforce Zukunft Profifußball“, die von der Deutschen Fußball Liga zusammengerufen worden war.
Wo das so schön klingt, kommt gleich die nächste gute Nachricht hinterher: Die Zukunft hat nämlich längst angefangen. The Future is Now! Jedenfalls ist das in der Zweiten Bundesliga so. Ob die Sportfans draußen in der Welt bereits hibbelig den kommenden Spielen von Sandhausen oder Würzburg entgegenfiebern, ist noch nicht gesichert, aber „in allen Tabellenregionen spannend“ ist es auf jeden Fall. Bekanntlich kann das die Bundesliga von sich beileibe nicht behaupten.
Also: Sechs Mannschaften balgen sich um die Spitzenplätze, und Hannover 96 als Siebten sollte auch niemand abschreiben. Hinter einem Mini-Mittelfeld strampeln sich dann acht Teams im Abstiegskampf ab. Wie’s ausgehen wird, niemand weiß es. Sehr gut möglich, dass der Hamburger SV auf- und die Würzburger Kickers absteigen werden, aber es kann auch alles ganz anders kommen. Denn wie sagt Bochums Trainer Thomas Reis bei jeder Gelegenheit: „Die Bundesliga ist eine Qualitätsliga, die Zweite Liga ist eine Mentalitätsliga.“
In England wird technisch eleganten Teams gerne die Frage gestellt: „Aber können sie das an einem kalten und windigen Abend in Stoke?“ In der Zweiten Liga ist Stoke überall. Am letzten Wochenende verlor Fortuna Düsseldorf nach neun Spielen ohne Niederlage erstmals wieder – beim Tabellenletzten Würzburg. Da war es ziemlich windig, kalt und auch noch verdammt matschig. Fürth, fußballerisch die vielleicht beste Mannschaft der Liga, leistete sich zwischendurch ein 0:4 im eigenen Stadion gegen Darmstadt. Kiel verlor daheim gegen die No-Nonsense-Truppe des VfL Osnabrück und Bochum trotz Überzahl ins Braunschweig. Der FC St. Pauli schleifte am letzten Wochenende sogar die Defensiv-Bastion Heidenheim. Frank Schmidts Team, das zuvor nur vier Gegentore in allen Heimspielen kassiert hatte, verlor mit 3:4. Die ewige Wahrheit von Sepp Herberger, dass die Leute zum Fußball kommen, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht, in Liga Zwei gilt sie noch.