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Sie waren so opti­mis­tisch. Sou­verän hatte sich die eng­li­sche Natio­nal­mann­schaft durch die Welt­meis­ter­schaft gespielt. In der Grup­pen­phase gab es nach zwei Siegen nur eine Nie­der­lage in der unbe­deu­tenden Partie gegen Bel­gien. Im Ach­tel­fi­nale gegen Kolum­bien hatten sie hel­den­haft gekämpft und dann noch das erste Mal in der eng­li­schen WM-His­torie ein Elf­me­ter­schießen gewonnen. Im Vier­tel­fi­nale sou­verän Schweden aus­ge­schaltet und zum ersten Mal seit 28 Jahren wieder die Vor­schluss­runde einer WM erreicht. Die Gene­ra­tion um Harry Kane und Jesse Lin­gard wurde zu einer gol­denen hoch­ge­ju­belt. Nach Jahren, ja Jahr­zehnten der sport­li­chen Misere trotz großer Ein­zel­könner wie Steven Ger­rard oder Frank Lam­pard hatten die Fans der Three Lions“ end­lich wieder einen Grund zur Freude – ihre junge Mann­schaft.

Ver­meint­lich ein­fach

Zusam­men­ge­stellt von einem auf­stre­benden Trainer, der erfri­schend anders war als all die Hodgsons, Kee­gans und Hoddles vor ihm. Der große Wurf war nah, das Finale sollte es werden. Der WM-Titel, der erste seit 1966. Der Fuß­ball sollte end­lich nach Hause kommen. Doch statt­dessen kommt jetzt die Natio­nal­mann­schaft. Einen Tag früher als erhofft.

Die Halb­fi­nal­nie­der­lage gegen Kroa­tien been­dete jäh die kühnen Träume der eng­li­schen Fans und Medien, die einen ver­meint­lich ein­fa­chen Gegner aus­ge­macht hatten. Doch die Ent­täu­schung wird sich bald in Hoff­nung wan­deln. Denn dazu gibt es allen Grund. Was die A‑Nationalmannschaft nicht geschafft hat, gelang in den ver­gan­genen Jahren näm­lich den Junioren-Aus­wahlen der Eng­länder: einen inter­na­tio­nalen Titel zu gewinnen. Alleine im Vor­jahr wurden die eng­li­sche U17 und U20 Welt­meister, die U19 gewann die Euro­pa­meis­ter­schaft.

Rosige Zukunft, oder?

Das Finale der U‑17-EM und das Halb­fi­nale der U‑21-EM ver­loren die jewei­ligen Teams – die ein­zigen beiden Nie­der­lagen aus 34 Tur­nier­spielen für eng­li­sche Nach­wuchs­mann­schaften im ver­gan­genen Jahr. Außerdem war es das erste Mal, dass ein euro­päi­scher Natio­nal­ver­band die U‑20- und U‑17-WM-Titel im selben Jahr gewinnen konnte. Ende 2017 bekam Eng­land ver­dient die Mau­rice-Burlaz-Tro­phäe, die Aus­zeich­nung der Uefa für den Ver­band mit den besten Leis­tungen im Nach­wuchs­be­reich. Rosiger könnte die Zukunft des eng­li­schen Fuß­balls also gar nicht aus­sehen. Oder?

Ganz so ein­fach ist es nicht, denn nach wie vor tun sich die Klubs der eng­li­schen Pre­mier League schwer damit, ein­hei­mi­sche Talente in ihre ersten Mann­schaften ein­zu­bauen. Im finan­ziell auf­ge­bla­senen Busi­ness Pre­mier League stellen die Ver­eine allzu häufig kurz­fris­tigen Erfolg über nach­hal­tige Ent­wick­lung.

Durch­schnitt: 25,7 Jahre

Doch so langsam scheint ein Umdenken ein­zu­setzen, das sich auch bei der WM wie­der­spie­gelt. Man­chester Uniteds Marcus Rash­ford (20) spielte in dieser Saison 35 Mal in der Liga. Auch Trent Alex­ander-Arnold (19) ver­buchte für den FC Liver­pool 19 Pre­mier- und zehn Cham­pions-League-Ein­sätze. Nimmt man Dele Alli, Ruben Loftus-Cheek (beide 22), Raheem Ster­ling (23) und Harry Kane (24) dazu, kommen alle Spieler bis 24 Jahre zusammen auf 601 Pre­mier-League-Spiele für ihre jewei­ligen Ver­eine – und 130 Ein­sätze für die A‑Nationalmannschaft.

Seit South­gate über­nommen hat, wird näm­lich auch dort neu gedacht. Der ein­zige Spieler im WM-Kader mit mehr als 50 Län­der­spielen ist der 32 Jahre alte Gary Cahill. Ansonsten sind nur Ashley Young und Jamie Vardy über 30, der Durch­schnitt liegt bei 25,7 Jahren. Ganz bewusst ließ South­gate andere erfah­rene Spieler wie Joe Hart (31) oder Jer­main Defoe (35) zu Hause. Denn: Wenn wir junge Spieler aus­wählen, dann nicht nur, weil sie jung sind“, betonte South­gate, son­dern weil sie es auf­grund ihrer Leis­tungen ver­dient haben.“

Spielt die Pre­mier League mit?

Führt er diese Phi­lo­so­phie fort und spielen die Pre­mier-League-Klubs mit, steht dem eng­li­schen Fuß­ball in den nächsten Jahren Großes bevor. Eine gesunde Kom­bi­na­tion aus Erfah­rung und Nach­wuchs zu finden, das hat South­gate schon bei dieser WM geschafft. Jetzt gilt es für ihn, eine jetzt schon Gol­dene Gene­ra­tion mit noch mehr Talenten zu ver­edeln. Die Titel­ge­winne des ver­gan­genen Jahres beweisen, dass es sie gibt. Wenn das bedeutet, dass der Fuß­ball dann in vier Jahren nach Hause kommt, können bestimmt auch die Fans seine kleine Ver­spä­tung ver­schmerzen.