Christian Gross setzt im Schalker Tor wieder auf Ralf Fährmann – und entfacht die Torwartdiskussion damit neu. Dabei ist die Sache zumindest statistisch gesehen eigentlich klar.
So kann Rønnow das Spiel besser lesen und weiß in der Regel sehr gut, wann er welche Verteidigungsstrategie einsetzen muss. Auch wenn er vielleicht nicht zu den fünf besten Keeper der Liga gehören mag, kann der Däne ein gutes Grundniveau im Torwartspiel aufweisen.
Sowohl gegen Union Berlin als auch gegen den VfB Stuttgart überzeugte er mit starken Paraden und half seiner Mannschaft dabei, aus beiden Partien einen Punkt mitzunehmen. Dies war in erster Linie auf sein gutes Verhalten im Fünfmeterraum zurückzuführen. Nur selten steht der 28-Jährige zu weit in einer Ecke oder zu weit vor seinem Tor.
Auch Fährmann ist in diesen Disziplinen ein solider Schlussmann, doch Rønnow schien bislang in all seinen Bewegungen und Abläufen einen Tick wacher zu sein. Sein Pendant hat hingegen bisher Schwächen beim Einschätzen von Spielsituationen gezeigt.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Gegentreffer gegen Arminia Bielefeld. Eine Flanke schätzte Fährmann zunächst falsch ein und brauchte anschließend zu lange, um wieder zurück in Position zu kommen. Als Fabian Klos den Kopfball abgab war Fährmann noch in der Rückwärtsbewegung und hatte keinen sicheren Stand. Dadurch kam er zu spät in den Hechtsprung und konnte den Ball nicht um den Pfosten lenken.
Für Trainer Gross war bei seiner Entscheidung in der Torwatfrage in erster Linie die Persönlichkeit des 32-Jährigen ausschlaggebend, wie er erst kürzlich zu verstehen gab: „Ralf hat mehr Erfahrung auf Schalke und ein Führungsspieler. Aus meiner Sicht kommuniziert er mehr, was in unserer Situation extrem wichtig ist.“
Dies ist ein schmaler Grat, auf dem sich der Schweizer hier bewegt. Freilich spielen Attribute wie Kommunikation und Stressresistenz eine große Rolle im Torwartspiel, doch letztlich bleibt die Kernkompetenz das Verhindern von Toren. Und hier hat Rønnow eindeutig die Nase vorn.
Letztlich hat Christian Gross dem erfahreneren Fährmann sein Vertrauen öffentlich ausgesprochen. Für Torhüter spielt vertrauen eine noch größere Rolle als für Feldspieler, bei denen Einzelaktionen seltener spielentscheidend sind. Trotz seiner kleineren Wackler kann Fährmann diese Rückendeckung nur guttun, um sein Grundniveau wieder auf ein höheres Level zu bringen. Eine andere Hoffnung haben sie auf Schalke derzeit nicht, wenn sie auf der so wichtigen Torhüterposition nicht bald schon wieder eine Änderung vornehmen wollen.
Unser Autor Sascha Felter widmet sich regelmäßig via Twitter dem Torwartspiel, Patzern und gewonnenen Eins-gegen-Eins-Situationen und schreibt üblicherweise für cavanisfriseur.de.