Christian Gross setzt im Schalker Tor wieder auf Ralf Fährmann – und entfacht die Torwartdiskussion damit neu. Dabei ist die Sache zumindest statistisch gesehen eigentlich klar.
Der Abwärtstrend des FC Schalke hält an. Trotz eines neuen Trainers scheint sich auch 2021 wenig geändert zu haben. Zuletzt setzte es eine 0:3‑Niederlage bei Hertha BSC. Eine Änderung gab es hingegen auf der Torhüterposition. Während Manuel Baum noch auf Frankfurt-Leihgabe Frederik Rønnow gesetzt hatte, entschied sich der neue Trainer Christian Gross in der T‑Frage für Ralf Fährmann.
Seit fast zehn Jahren ist die Position des Torhüter eine der unbeständigsten auf Schalke. Während es in den ersten Spielzeiten nach Manuel Neuers Abgang so schien, als würde jeder mit Reusch-Handschuhen mal ins Tor gelassen werden, reduzierte sich die Zahl der eingesetzten Keeper in den letzten Jahren immerhin ein wenig.
Ralf Fährmann etablierte sich über mehrere Jahre als Nummer Eins der Königsblau. Grund genug für Gross, ihm aufgrund dieser Erfahrung fortan das Vertrauen zu schenken. Doch diese Entscheidung könnte wohlmöglich weitreichende Folgen für die Gelsenkirchener haben.
Denn statistisch gesehen ist kein Torhüter in dieser Saison so schlecht wie Ralf Fährmann. Von allen eingesetzten Keepern hat in der Bundesliga keiner eine niedrigere Abwehrrate als der 32-Jährige. Von den 38 Schüssen, die er bis zum 14. Spieltag auf sein Tor bekommen hat, parierte er laut fbref.com gerade einmal 20.
Sicher, in diesen Zahlen wird die Qualität der Schüsse nicht berücksichtigt, weshalb sich ein Blick auf die PSxG-Werte (Post-Shot Expected Goals) lohnt. Diese sagen aus, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Keeper einen Schuss hält oder nicht. Sie sind also ein guter Indikator für die Qualität der Paraden, die ein Keeper zeigte.
Fährmann schneidet auch hier nicht gut ab. Statistisch gesehen kassierte er bis dato 6,1 Gegentore mehr, als zu erwarten war. Mit Fährmann im Tor musste Schalke also im Schnitt fast einen Gegentreffer mehr hinnehmen, als notwendig.
Das hat im Übrigen nichts damit zu tun, dass sich die Königsblauen ständig in der Defensive wiederfinden und Fährmann die „ärmste Sau“ auf dem Feld ist. Sein Kollege Frederik Rønnow findet sich nämlich genau am anderen Ende dieses Spektrums wieder.
Kein Torhüter verhinderte in dieser Spielzeit statistisch gesehen mehr Tore als der Däne (2,3) und auch sonst kann kein Keeper in der Bundesliga bis zum 14. Spieltag eine höhere Quote an abgewehrten Schüssen vorweisen (78 Prozent). Um es auf den Punkt zu bringen: Mit Rønnow war Schalke bisher besser und holte mit dem Skandinavier im Tor immerhin drei Unentschieden. Doch die Leihgabe ist dem erfahrenen Schalker Fährmann nicht nur statistisch, sondern auch in den klassischen Torwarttugenden voraus.