Das Youth-League-Team von Hertha BSC hat es überraschend ins Achtelfinale gegen den FC Barcelona geschafft. Warum U19-Nationaltrainer Frank Kramer trotzdem keinen der Jungs in seiner Mannschaft hat und was er an der Mini-Königsklasse katastrophal findet.
Die Youth League stand anfangs in der Kritik. Wie sehr hilft sie bei der Ausbildung?
Natürlich ist die Youth League sportlich total reizvoll. Erst PSG, dann Barça: Aus solchen Vergleichen lernen Herthas Jungs unheimlich viel, daran wachsen sie. Für die Spieler und für die Vereine ist das absolut überragend.
Aber?
Was da organisatorisch abgeht, ist höchst bedenklich. In der Gruppenphase sind die Jungs durch die Auswärtsspiele dreimal zwei Tage, manchmal sogar drei Tage raus aus der Schule. Da sind die Heimspiele und die weiteren Runden noch gar nicht eingerechnet. Und wir reden hier bei vielen Spielern vom Abiturjahrgang. Allein durch die Youth League entstehen unglaubliche Fehlzeiten. In England, Spanien oder Portugal mag das niemanden interessieren, aber in Deutschland ist das ein echtes Problem. Hinzu kommt die unglaubliche Belastung durch die Spiele und die Reisen. Das ist schon extrem. Deshalb halte ich das ganze Konstrukt für ein riesiges Problem. So, wie der Wettbewerb jetzt ist, ist er für deutsche Jugendliche in höchstem Maße belastend. Sie hätten im November, Dezember mal die Spieler sehen sollen, die in der Youth League am Start waren. Die Jungs gingen am Stock. Die waren komplett durch. Ich finde nicht, dass dieser Aufwand durch den sportlichen Mehrwert kompensiert wird.
Das sind deutliche Worte.
Passen Sie auf: Wir haben in der U 18 nicht wirklich viele Lehrgänge mit der Nationalmannschaft. Ich nenne jetzt keine Namen, aber mir haben schon Spieler mit der Begründung abgesagt, dass sie sich das schulisch nicht leisten können. Ich habe sie dann gefragt: Und wie oft bist du schon bei der Youth League weggeblieben? Die Antwort war: Ja, gar nicht. Die Jungs sagen der Nationalmannschaft, in der sie auch durchweg von Lehrern schulisch betreut werden, ab, um bei den Youth-League-Spielen immer dabei sein zu können. Das fällt den Burschen natürlich sehr schwer. Eine Berufung in die Nationalmannschaft ist für sie eine riesengroße Ehre, eine Bestätigung ihrer Leistungen – und sie müssen sich aufgrund der schulischen Belastung hier entscheiden. Ich halte das für höchst bedenklich.