Vedad Ibisevic ist seit heute Offensivtrainer bei Hertha BSC. Das heißt auch: Eine große, und oftmals unterschätzte, Spielerkarriere geht zu Ende. Die Laufbahn des viertbesten ausländischen Torschützen der Bundesliga-Geschichte in Bildern.
Um ihrem Sohn eine bestmögliche fußballerische Ausbildung zu ermöglichen, zog es Familie Ibisevic nach dem Bosnienkrieg über die Schweiz zu Verwandten nach St. Louis in die USA. Dort empfahl sich Ibisevic mit starken Leistungen an der Highschool für die St. Louis University, nebenbei kickte er auch noch für die Nachwuchsmannschaft von Chicago Fire, bevor es 2004 zurück nach Europa ging. Da spielte der Stürmer für PSG, noch bevor das cool war, und traf beispielsweise auf Juventus Turin und Gianluca Zambrotta.
Nach sechs Ligue-1-Spielen für PSG zog Ibisevic per Leihe nach Dijon weiter und traf dort in 34 Spielen in Frankreichs zweiter Liga stolze zehnmal. Damit war das Kapitel Frankreich aber auch beendet, weiter ging es…
…in der Bundesliga bei Alemannia Aachen. Sechs Tore erzielte Ibisevic in der Saison 2006/07 an der Seite von Recken wie Marius Ebbers oder Laurentiu Reghecampf. Half leider nicht allzu viel, die Alemannia stieg am Saisonende als Tabellensechzehnter ab.
Erneut zog Ibisevic weiter, diesmal nach Hoffenheim, einem Projekt, das damals noch in den Kinderschuhen steckte. Gemeinsam mit Chinedu Obasi, Francisco Copado und Carlos Eduardo mischte er die 2. Liga auf und…
…wirbelte im Jahr darauf auch in der Bundesliga. Die TSG holte sich im Winter 2008 die Herbstmeisterschaft vor den von Jürgen Klinsmann trainierten Bayern, Ibisevic traf überragende 18 Mal, fiel dann aber bis zum Saisonende mit einem Kreuzbandriss aus.
Nach insgesamt fünf Jahren traf Ibisevic dann das völlig nachvollziehbare Urteil, dass es jetzt auch mal genug sei mit Hoffenheim, und wechselte zum VfB Stuttgart. Quizfrage: Welcher dieser beiden Herren hat mehr Bundesliga-Tore auf dem Konto?
Klarer Fall: Der Vedator. Seinen 127 Toren kann Fredi Bobic „nur“ 108 gegenüberstellen. Da hilft auch alles reklamieren nichts.
Nachdem Ibisevic unter Alexander Zorniger in Stuttgart dann außen vor war, ging es in die Hauptstadt zu Hertha BSC. Ein Wechsel, der sich für beide Seiten mehr als auszahlen sollte.
Denn für die Berliner machte der Stürmer mehr Spiele als für jeden anderen Klub (159), für keinen Verein traf er öfter (56 Tore). Mit Pal Dardai als Trainer stabilisierte Ibisevic die Alte Dame nachhaltig, 2017 qualifizierte man sich für die Europa League. Nach einer turbulenten letzten Saison in Berlin, in der mit Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alex Nouri und Bruno Labbadia gleich vier Trainer erlebte, ging es zum Abschluss…
…zum FC Schalke 04. Da spielte Ibisevic quasi für umsonst und erzielte ein Tor im Pokal, ansonsten bleibt diese letzte Station eher als Missverständnis in Erinnerung. Nach nur wenigen Monaten lösten Klub und Spieler im beiderseitigen Einvernehmen den Vertrag zum Jahresende 2020 auf.
Jetzt also steht für Vedad Ibisevic die erste Aufgabe nach der Spielerkarriere an. Er verstärkt das Trainerteam von Pal Dardai bei Hertha BSC und arbeitet dort nun als Offensivtrainer und kümmert sich um die Stürmer Davie Selke, Krzystof Piatek und Stevan Jovetic. Gerüchten zufolge sollen sich die drei schon Ausreden parat gelegt haben für den sehr wahrscheinlichen Fall, dass der Vedator sie in langer Hose und mit leicht ergrautem Haupthaar mit minimalem Einsatz in den Schatten knipst.