Wer als Fan zur Weltmeisterschaft nach Katar fliegt, muss auf Sex verzichten. Es sei denn, man hat den Ehepartner dabei – oder nimmt Gefängnisstrafen in Kauf.
Diego Maradona war zwar Nationaltrainer der Argentinier, doch für den Sexskandal während der WM 2010 zeichnete sich ein anderer aus seinem Tross verantwortlich. Carlos Bilardo, einst Trainer der Weltmeister-Elf von 1986 und mittlerweile Teamchef, hatte in die Blöcke der mitgereisten Journalisten diktiert: „Wer das Tor im Finale macht, kann mich von hinten nehmen.“ Ein Satz, der bei den argentinischen Spielern für reichlich Irritation sorgte, die sogleich im Viertelfinale gegen Deutschland ausschieden und deshalb keinen Torschützen ermitteln mussten. Ein Satz, der aber bei der kommenden WM 2022 für Probleme ganz anderer Art sorgen würde.
Denn außerehelicher Sex ist in Katar genauso wie das öffentliche Ausleben von Homosexualität während der Weltmeisterschaft verboten. Darauf soll nun erneut die britische Polizei aufmerksam gemacht haben, wie die Daily Mail schreibt. „Sex sollte nicht auf dem Plan stehen. Es sei denn, Sie kommen als Ehemann und Ehefrau nach Katar“, zitiert die Zeitung Polizeikreise. Und lässt versichern: „Bei diesem Turnier wird es definitiv keine One-Night-Stands geben. Bei der diesjährigen WM gibt es im Grunde zum ersten Mal überhaupt ein Sex-Verbot. Die Fans müssen vorbereitet sein.“
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Dabei wird auch auf die offizielle Informationsseite der britischen Regierung verwiesen. Dort steht geschrieben, dass jegliche Intimität zwischen Mann und Frau in der Öffentlichkeit zur Verhaftung führen kann. Außerehelicher Sex – sowohl zwischen homosexuellen als auch heterosexuellen Paaren – sei ebenso verboten und könne mit Geldstrafen, Freiheitsstrafen und Abschiebungen geahndet werden.
Nasser El-Khater, der Chef des katarischen Organisationskomitees, hatte erst kürzlich betont, dass die Sicherheit der Fans von größter Bedeutung sei. Allerdings: „Öffentliche Zuneigungsbekundungen sind verpönt, das ist nicht Teil unserer Kultur – und das gilt pauschal für alle.“ Ein Verstoß dagegen kann in Katar mit einer Gefängnisstrafe von bis zu sieben Jahren bestraft werden. Die Welt zu Gast bei Freunden (mit gewissen Vorzügen)? Daraus wird in diesem Winter eher nichts.
„Jeder muss einen klaren Kopf behalten, wenn man nicht riskieren will, im Gefängnis zu landen“
Schon in der Vergangenheit soll es zu Unstimmigkeiten zwischen FIFA und dem katarischen Staat gekommen sein. Schließlich habe das Gastgeberland bisher keine Anstalten gemacht, das strenge Gesetz zum Alkoholverbot in der Öffentlichkeit während des Turniers zu lockern. „Der Brauch, nach den Spielen zu trinken und Party zu machen, der eigentlich zur Norm gehört bei solchen Veranstaltungen, ist hier strikt verboten. Im Prinzip wird es generell keinerlei Partys geben. Jeder muss einen klaren Kopf behalten, wenn man nicht riskieren will, im Gefängnis zu landen“, ließ die britische Polizei nun ein halbes Jahr vor Beginn der WM ausrichten.
Immerhin: Die argentinischen Spieler dürften die Warnungen herzlich egal sein. Bilardo schied nach dem verlorenen WM-Finale 2014 als Technischer Direktor aus. Bei einem Titelgewinn winkten den Südamerikanern zuletzt 19 Millionen Dollar für die Mannschaftskasse.