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Seite 2: Zwei Saisons, 200 Fälle von Diskriminierung

Im Über­blick kommt die Studie zu einer Gesamt­zahl von 200 dis­kri­mi­na­to­ri­schen Ereig­nissen inner­halb der unter­suchten Sai­sons 2015/16 und 2016/17. Die Mehr­zahl der Vor­fälle (158), sind extrem rechte und Neo­nazi-Sym­bole und ‑Slo­gans“ in Sta­dien. Dar­unter fallen aber auch Banner wie das von Spartak-Fans mit der Auf­schrift Europe, awake. Sup­port WHITE RESIS­TANCE“, wobei das O“ in Sup­port“ durch ein kel­ti­sches Kreuz ersetzt wurde.

Spartak-Fans besangen zu ver­schie­denen Anlässen auch den ita­lie­ni­schen Chef­trainer Mas­simo Car­rera mit dem Ruf A tutti, avanti, Mas­simo Car­rera“, ange­lehnt an den Gesang von Lazio-Fans, die damit den faschis­ti­schen Dik­tator Benito Mus­so­lini feiern. Des Wei­teren wurden bei­spiels­weise der Bra­si­lianer Hulk und Ufa-Mit­tel­feld­spieler Emma­nuel Frim­pong mit ras­sis­ti­schen Gesängen ver­höhnt.

Die Häu­fung von Neo­nazi-Sym­bolik in den Sta­dien schlägt auch den Bogen zu einem wei­teren Pro­blem im WM-Gast­ge­ber­land: die großen und gefähr­li­chen Hoo­ligan-Szenen, die meis­tens rechts­außen zu ver­orten sind. Ange­hö­rige dieser Szenen sorgten schon bei der EM 2016 in Frankreich/​Marseille für unrühm­li­ches Auf­sehen, als sie prü­gelnd durch die Stadt zogen. 

Alibi-Maß­nahmen statt effek­tiver Bekämp­fung

Die Autoren der Studie sorgen sich dem­entspre­chend um die Ver­bin­dungen von Hoo­li­ga­nismus und rechter Ideo­logie. Hinzu kommt, dass viele der Schläger aus Mar­seille offi­zi­elle Ange­stellte, teil­weise Fan­be­auf­tragte, von rus­si­schen Klubs waren oder sind.

Der RFS wie­derum hat gegen die Pro­bleme kaum effek­tive Maß­nahmen ein­ge­setzt. Die meisten, wie die Ernen­nung Smer­tins, haben einen Alibi-Cha­rakter. So werden ledig­lich Image-Kam­pa­gnen auf­ge­fahren oder Medien beob­achtet, um ras­sis­ti­sche Vor­fälle zu doku­men­tieren. Der 2016 ver­ab­schie­dete Akti­ons­plan gegen Dis­kri­mi­nie­rung trägt keine Früchte und schärft kein Bewusst­sein. Das zeigt nicht zuletzt der Vor­fall auf dem Spartak-Twitter. 

Trotz man­cher Maß­nahmen sind Ras­sismus […] Ansta­che­lung zu eth­ni­schem Hass, Sexismus und Natio­na­lismus im rus­si­schen Fuß­ball und seinen Fan­szenen wei­terhin weit ver­breitet“, schließen die Autoren. Wir sind alar­miert von der signi­fi­kanten Zahl radi­kaler Mani­fes­ta­tionen von Ras­sismus durch Fuß­ball­fans und halten es für eine ernst­hafte Gefahr für die Sicher­heit der rus­si­schen Gesell­schaft ins­ge­samt.“

Fifa will Spiele abbre­chen lassen

Und dem­entspre­chend auch für die Welt­meis­ter­schaft, könnte man anfügen. Die Fifa scheint das ähn­lich zu sehen. Ihr Prä­si­dent Gianni Infan­tino kün­digte im Dezember an, der Welt­ver­band werde sicher­stellen, dass es zu keinen Zwi­schen­fällen“ komme. Sollte das doch der Fall sein, können die Unpar­tei­ischen zum ersten Mal bei einer WM auf einen Drei-Punkte-Plan zurück­greifen und das Spiel unter- oder sogar abbre­chen.“

Ein Novum in den Fifa-Regu­la­rien. Aber scheinbar ein not­wen­diges. Dass Ras­sismus im Fuß­ball jedoch kein exklusiv rus­si­sches Pro­blem ist, bewiesen am ver­gan­genen Bun­des­li­ga­spieltag erneut einige Fans von Han­nover 96, die die Mainzer Spieler Leon Balogun und Anthony Ujah ras­sis­tisch belei­digten, wie Balogun in einem Insta­gram-Post berich­tete.