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Bei den Aktiven wird Rudel- und Grüpp­chen­bil­dung ja eher ungern gesehen. Warum also tun die Drei sich das an? Welche innere Zwang lässt Karl Hopfner, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rum­me­nigge Spieltag für Spieltag auf der Tri­büne wie die Marx Brot­hers zusam­men­glu­cken, so dass jede see­li­sche Fac­cette der Rekord­meis­ters noch bei lau­fender Spiel­zeit ein Gesicht bekommt? Tor für Inter Mai­land. Schnitt. Die Zor­nes­falten von Kalle Rum­me­nigge tanzen Tango. Arjen Robben geht raus. Schnitt. Uli Hoeneß nimmt sich die Brille ab und tupft sich mit einem Taschen­tuch das hoch­rote Gesicht ab. Und dazwi­schen sitzt Karl Hopfner wie die Mutter im Struw­wel­peter. Sto­isch, schwei­gend, Fas­sungs­lo­sig­keit schwelt unter der Beam­ten­fas­sade.

In diesen Tagen ist das Bild der Bayern-Trias beson­ders bemit­lei­dens­wert. Und den­noch hocken sie Woche für Woche wieder da. Die Mil­lionen, die mit jedem wei­teren Punkt­ver­lust durch den Schorn­stein dampfen, haben sich tief in ihre Gesichts­züge ein­ge­brannt. Und jeder darf zuschauen. Drei Männer als Pin-Up des modernen Fuß­balls. Da drängt sich die Ver­mu­tung auf, der ver­meint­liche Schlüs­sel­loch­blick sei nur ein wei­teres Detail in der großen FCB-Unter­hal­tungs­show. Schließ­lich ver­steht so auch Lies­chen Müller, dass die drei Groß­kop­ferten von der Säbener Straße in ihrer VIP-Loge genauso leiden wie der Fan in der Kurve. Leicht unscharfe Auf­nahmen von der Tri­büne, mit dem Tele­ob­jektiv ein­ge­fangen, ver­sprühen eine herr­lich kon­spi­ra­tive Hin­ter­zim­mer­äs­thetik, die den Gedanken des TV-Zuschauers Flügel ver­leihen. Das hat schon was. Was reden die da gerade wohl?

Drei Herren in einer holz­ge­tä­felten Lounge

Man glaubt fast zu erkennen, mit wel­chem Bein Papa Uli und Mama Kalle heute Morgen aus dem Bett gekommen sind. Wie sie da die Intima des Welt­fuß­balls ver­han­deln und dabei aus­sehen wie Zebra­finken auf ihrer Stange. In Gedanken geht jeder schon mal sein Tele­fon­buch auf der Suche nach neuen Trai­ne­ral­ter­na­tiven durch. Ein kleiner Blick in die all­täg­li­chen Sorgen der Bayern-Familie.

Und man erwischt sich dabei, wie man sich vor­stellt, wie die drei Herren nach einer Nie­der­lage grei­nend in die Kata­komben schlen­dern. Irgendwo in einer Abstell­kammer der Arena haben sie sich eine holz­ge­tä­felte Lounge ein­ge­richtet. Leder­sessel. Ein Bücher­regal. Zigarren. Abso­lute Stille, bis auf den leisen Knall eines zün­denden Streich­holzes. Hoeneß zieht ganz leicht an Tol­stois Krieg und Frieden“, die Schrank­wand dreht sich und und auf der Rück­seite erscheint eine Aus­lage mit feinsten Rot­weinen. Louis van Gaal klopft an der Tür. Rum­me­nigge sagt mit Brando-Timbre: Bonasera, Bonasera, was habe ich dir bloß getan, dass du mich so respektlos behan­delst.“ Der Coach nimmt in einem der Sessel Platz und bekommt einen kleinen Schluck Barolo in sein Glas.

Focus-Chef Helmut Mark­wort zer­stört die Illu­sion

So stellt man es sich vor, wenn der Kame­raau­schnitt ganz eng auf dem Bayern-Tri­um­virat ruht. Doch meist ist der Winkel ein biss­chen größer – und wir sehen, wie sich vor den drei Granden der lang­jäh­rige Focus-Chef Helmut Mark­wort im Busi­ness-Seat räkelt. Und die Illu­sion einer exklu­siven Fuß­ball-Macht­zen­trale zer­platzt wie ein rosa Ballon und es geht einem wieder wie Bremsen durch den Kopf: Fakten, Fakten, Fakten.“ Fakt 1: Aus im Pokal. Fakt 2: Raus aus der Cham­pions League. Fakt 3: Meis­ter­schaft adé. Und wieder fragt man sich: Warum tun die Drei sich das an?