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Seite 2: Meyer als Sechser? Kafkaesk!

Gegen die Hertha stellte Tedesco ihn auf die Sechs. Und alle so: Was? Denn hätte man Schalke-Fans in den letzten Jahren um eine Beschrei­bung von Max Meyer gebeten, der Begriff Fum­mel­kutte“ wäre, neben dem der Ent­täu­schung“, ver­mut­lich über­pro­por­tional häufig gefallen. Meyer spielte in der Jugend jah­re­lang auch Futsal, hat eine tolle Technik, ist drib­bel­stark und trick­reich. Aber eben auch eini­ger­maßen schmächtig und schwach im Zwei­kampf. So einer im defen­siven Mit­tel­feld? Schwach­sinn, dachten viele. Rät­sel­haft, absurd – kaf­kaesk.

Nur geht Meyer eben auch eine wich­tige Fum­mel­kutten-Qua­lität ab: die Geschwin­dig­keit. Dafür liegt seine Pass­quote Fum­mel­kutten-unty­pisch regel­mäßig über 90 Pro­zent, er findet auf engstem Raum fast immer einen Ausweg und seine Ball­si­cher­heit sorgt für Pres­sing­re­sis­tenz. Nicht die schlech­testen Eigen­schaften für einen zen­tralen Ball­ver­teiler.

Tedesco hat erkannt, dass die Konter-Phi­lo­so­phie seiner Vor­gänger Meyers größte Stärken unter­drückte, weil sie ihm den Ball nahm. In seiner neuen Rolle im neuen Schalker Ball­be­sitz­spiel kommen sie mitt­ler­weile beson­ders gut zur Gel­tung. Die Posi­tion kommt mir ent­gegen, weil ich dort viele Ball­kon­takte habe und das Spiel von hinten öffnen kann“, sagt Meyer. Kol­lege Leon Goretzka ver­glich ihn bereits mit Gen­naro Gat­tuso und Marco Ver­atti.

Die Ver­wand­lung ist abge­schlossen

Gemeinsam mit Goretzka, der im Sommer ja bekannt­lich weg ist, hat Tedesco Meyer zum Herz­stück des Schalker Teams gemacht. Ein zusätz­li­cher Abgang Meyers, wie zuletzt kol­por­tiert, würde schmerzen. Tedesco sagt, es wäre eine harte Nummer, wenn auch Max ginge.“ 

Aller­dings hat der Trainer auch Argu­mente für einen Ver­bleib: Meyer habe noch nie so viel gespielt wie jetzt.“ Vom neunten bis 21. Spieltag stand Meyer immer 90 Minuten auf dem Platz. Und: Er hat eine Posi­tion gefunden, auf der er seine Stärken aus­spielen kann.“ Ganz bescheiden tut er so, als habe er damit nichts zu tun, als hätte Meyer sich selbst zum Sechser ver­wan­delt. Der sagt selbst: Ich fühle mich so wohl wie lange nicht mehr.“

Vorbei sind die Zeiten, als Markus Wein­zierl seine Leis­tung kom­men­tierte: Er ist Natio­nal­spieler, hat einen hohen Anspruch an sich selbst – und er gewinnt von sechs Zwei­kämpfen nur einen. Das sagt alles.“ Vorbei die Schub­karren-Fan­ta­sien der Schalker Fans, statt­dessen fum­meln sie beim Gedanken an einen Meyer-Ver­lust im Sommer nervös an ihren Jeans­kutten. Vorbei das Unglück, vorbei die Zwänge der fal­schen Posi­tionen.

Auch optisch hat sich was getan: Statt Fummler-Tolle trägt er jetzt seriöse 9‑Mi­li­meter-Stop­peln. Max Meyers Ver­wand­lung ist abge­schlossen. Hätte Franz Kafka sie geschrieben, begänne die Erzäh­lung womög­lich so: Als Max Meyer am achten Spieltag aus unru­higen Träumen erwachte, fand er sich auf dem Platz zu einem defen­siven Mit­tel­feld­spieler ver­wan­delt.“ Nur gut, dass die Schalker Erzäh­lung ein Happy End gefunden hat.