Sieben Scorerpunkte in den letzten sechs Saisonspielen der Bundesliga. Ein Doppelpack zum Auftakt der U21-EM gegen Dänemark. Augsburgs Marco Richter lässt es krachen. Auch weil er so schrecklich faul war.
Gut, dass Marco Richter so spät im Jahr geboren wurde. Am 24. November 1997, um genau zu sein.
„Wie stark das Geburtsdatum insgesamt durchschlägt, zeigt eine Erhebung aus dem Jahr 2014, die fast 1700 Nachwuchsspieler zwischen U8 und U19 erfasste. Weniger als zehn Prozent von ihnen wurden im letzten Quartal geboren, dagegen aber mehr als drei Viertel in den ersten sechs Monaten“, heißt es dazu in einem Artikel von 11FREUNDE.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Marco Richter erstmals in der U20 in einem Juniorennationalteam des DFB auftauchte. Und auch dort nur für ein Spiel. Davor, sagt er, habe er mal „in der Kreisauswahl gespielt, aber ansonsten war ich in solchen Teams nie groß gefragt“.
Dabei wurde sein Talent früh erkannt. Nach den ersten Trainingseinheiten beim Heimatverein, dem SV Ried 1951, ging es nach einem Sichtungstag und schon im Alter von sieben Jahren zum FC Bayern. Die Eltern fuhren ihn hin und her, acht Jahre lang, eine Stunde dauerte die einfache Fahrt. Dann schien ihm die Jugendabteilung des FC Augsburg die bessere Wahl.
Gegen die Konvention
Das klingt nach systematischer Förderung. Er selbst bezeichnet sich trotzdem als Bolzplatzkind. Und ist damit genau das, was der oft zu schematischen Jugendförderung offenbar abgegangen ist in den vergangenen Jahren. Richter macht Dinge, die nicht vorgesehen sind, auch, weil sie zunächst scheinbar keinen Sinn ergeben.
So wie im ersten Spiel der deutschen Mannschaft bei dieser U21-EM, so wie beim 2:0 in der 52. Minute. Vorausgegangen war ein Freistoß der Dänen seitlich des deutschen Strafraums. Richter steht vor der Vollversammlung, steht in der Zwei-Mann-Mauer. Der Ball wird abgewehrt, alte Schule, lang und weit. Eine handelsübliche Situation, tausend Mal durchgespielt, auch von diesen Junioren, die ja doch schon alle Profis sind.
Es ist klar, was jetzt passiert – langsam rausrücken und bereit machen für den nächsten gegnerischen Angriff. Und so traben sie langsam voran, die deutschen Spieler, einzig Marco Richter hält sich nicht an das gelernte Verhalten. Er sprintet los, wie ein Besessener, der den heiligen Gral gesichtet hat, der nur Augen für den Ball hat, der ihn haben will. Unbedingt. Scheiß auf den Plan. Auf Höhe der Mittellinie zwingt er den dänischen Verteidiger Mads Pedersen zum unkontrollierten, zum verhungernden Rückpass, Torhüter Daniel Iversen entscheidet sich gegen das Rauslaufen.
Ein Haken noch, einen Verteidiger aussteigen lassen, dann folgt der platzierte Abschluss ins Eck. 16 Sekunden nach dem Freistoß für Dänemark.