Mit 236 Spielen hält Andreas Zeyer den Rekord für Bundesligaeinsätze beim SC Freiburg. Der 44-Jährige über speckige Duschen und Offensivfußball bergauf.
Andreas Zeyer, Sie sagten einmal, das Dreisamstadion sei „das schönste der Bundesliga“.
„Das schönste“ war vielleicht ein wenig übertrieben, aber die Lage ist einfach super, direkt am Fluss und in der Natur. Und weil es verhältnismäßig klein ist, sind die Zuschauer auch immer nahe am Geschehen.
Im Gegensatz zu vielen modernen Multifunktionsarenen hat es den Reiz eines Flickenteppichs?
Das Stadion ist nach und nach gewachsen. Es ist nicht wie viele moderne Arenen ein durchgehender Komplex. Jeder Bauabschnitt ist erkennbar, weil in der Regel nur nach einem Aufstieg in den Bau investiert und nach einem Abstieg dann wieder ein Jahr Baupause eingelegt wurde.
Haftete dem Stadion in dieser Zeit mitunter noch etwas Provisorisches an?
Das kann man schon sagen. Die Umkleide unter der Südtribüne war eine Bruchbude. Das waren zwei alte Kabinen und dazwischen die Duschen. Von der hinteren Kabine aus musste man immer durch die Duschräume durchgehen, wenn man nach Hause wollte. Dabei musste man aufpassen, nicht nass zu werden. Ich erinnere mich gut an diese alten Fliesen, die stammten noch aus einer Zeit lange vor meinem Vereinsdebüt 1989. Ganz ehrlich, ich hatte nicht den Eindruck, dass die je irgendjemand geputzt hat.
Ließ das Spielfeld weniger zu wünschen übrig?
Wie man’s nimmt. (Lacht.) Wir hatten bis zum ersten Jahr in der Bundesliga einen katastrophal schlechten Platz und zu bestimmten Jahreszeiten war es wirklich mühsam. Im Sommer ging es einigermaßen, aber im Herbst war der Rasen teilweise sehr uneben. Bald nach dem Aufstieg wurde er dann komplett ersetzt und heute hat Freiburg das beste Grün der Liga, auf dem kein Ball mehr daherhoppelt.
Bestand auf dem Geläuf eine erhöhte Verletzungsgefahr?
Das nicht. Aber es war kein gemachter Platz. Er war schlecht, dafür aber wesentlich breiter als andere Felder. Die Breite kam unserem Kombinationsspiel sehr entgegen, weil wir mehr Raum hatten. Inzwischen wurde der Platz aber längst den Bundesligavorschriften angepasst.
Das Spielfeld hat einen Meter Gefälle auf 100 Meter Länge. Merkten Sie, wenn Sie bergab spielten?
Wenn ich auf dem Feld stand, war irgendwas nicht in Ordnung. Das merkte man schon irgendwie. Was aber besonders auffiel: Bei Regen hat sich das Wasser stetig unter der Nordtribüne gesammelt. Aber Einfluss auf unsere Spielweise hatte dieses Gefälle letztlich nicht.
Ihre erfolgreichste Zeit erlebten Sie unter Volker Finke. Wo hat er seine Ansprachen gehalten?
Wegen des dauernden Umbaus mussten wir die Räumlichkeiten immer wieder wechseln. Daher gibt es keinen bestimmten Ort, den ich in Erinnerung habe. Es musste immer improvisiert werden.
Gab es damals einen bestimmten Treffpunkt für Profis auf dem Stadionareal?
1991 wurde mit den neuen Kabinen auch gleich eine kleine Gymnastikhalle unter die Haupttribüne gebaut. Viele von uns kamen auch früher zum Training, um dort Tischtennis, Basketball oder auch Fußball zu spielen. Oft ging man nach den Übungseinheiten dann ins städtische Schwimmbad gleich hinter dem Stadion.
1992/93 stieg der SC Freiburg erstmals in die Bundesliga auf. Wie wurde dieses Ereignis im Stadion zelebriert?
Wir haben damals auf dem Hartplatz hinter der Haupttribüne gefeiert. Der wurde zu dieser Zeit auch als Parkplatz verwendet. Soweit ich mich erinnere, gab es dort an diesem Tag ein großes Bierzelt, das die Hälfte der Fläche einnahm, und am Kopfende stand eine Bühne.
1995 wurde dann die erste Photovoltaikanlage auf der Südtribüne installiert.
Wir waren sogar mal kurz oben auf dem Dach während der Montage. Darüber hinaus gab es sogar ein solarbetriebenes Auto im Stadion. Damals wurde sehr innovativ gedacht im Verein. Aber das hat ja auch Gründe: Freiburg ist nun mal eine sehr „grüne“ Stadt, und das Stadion spiegelt diese Denkweise letztlich auch wider.
Die umweltfreundliche Ausrichtung der Spielstätte ist auch an der geringen Anzahl an Parkplätzen zu erkennen. Das Stadion verfügt nur über sehr eingeschränkte Möglichkeiten zum VIP-Parken. Wie sind Sie zum Training gekommen?
Früher gab es den erwähnten Hartplatz für die Fahrzeuge. Die Anfahrt war nach dem Umbau umständlich und entsprach bei Weitem nicht dem Standard anderer Stadien. Ich fuhr also immer mit dem Fahrrad ins Training.
Das Klischee des Studentenklubs, wo die Profis mit dem Rad zum Training kommen, hat die Jahre überdauert. Inzwischen hat die Arena sogar eine Eco-Zertifizierung. Viele Vereine haben sich gar keine Gedanken gemacht, ob sie ökologisch vorbildlich sind oder nicht. In der Hinsicht hatte Freiburg schon immer eine Vorreiterrolle. Haben Sie als Profi diese umweltfreundlichen Innovationen auch zu Hause umgesetzt?
Ehrlich gesagt: Nein, so weit ist es dann doch nicht gegangen.