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Der Text erschien erst­mals im Jahr 2016.

Bereitet euch darauf vor, zu gewinnen. Hatte der das gerade wirk­lich gesagt? Noch ehe Andrés Palop dar­über nach­denken konnte, ob er sich ver­hört hatte, sprach Luis Ara­gones vorn auf dem Podium noch mal diesen Satz: Bereitet euch darauf vor, zu gewinnen.“ Mit ernster Miene, kein ver­schmitztes Lächeln. Spa­niens Trainer meinte es ernst.

Ara­gones’ Worte sind Palop auch heute, acht Jahre später, noch im Gedächtnis und werden es ver­mut­lich immer bleiben. Palop war 2008 als dritter Tor­wart in Spa­niens EM-Kader, Ara­gones moti­vierte seine Mann­schaft vor dem Vier­tel­fi­nal­spiel gegen Ita­lien mit seiner Ansprache. Jenem Tur­nier, bei dem die spa­ni­sche Sie­ges­serie der fol­genden Jahre ihren Anfang nahm.

Welt­meister und noch mal Euro­pa­meister sind sie geworden bis 2012. Heute gilt Spa­nien als Fuß­ball-Groß­macht und das Achtel finale am Montag gegen Ita­lien als mög­li­ches, vor­weg­ge­nom­menes End­spiel. Aber 2008, da schien die Hürde Ita­lien kaum über­windbar – aus his­to­ri­schen Gründen.

Das hat uns einen rich­tigen Adre­na­lin­kick ver­passt“

Spa­nien haf­tete der Makel an, immer spä­tes­tens im Vier­tel­fi­nale eines großen Tur­niers aus­zu­scheiden. Erst recht, wenn es gegen Ita­lien ging. Wir wussten ja Bescheid. Jeder von uns kannte den Fluch, der angeb­lich auf Spa­nien lastet“, erzählt Palop. Allen Natio­nal­spie­lern war er stets gegen­wärtig. Und dann sagt der Trainer ein­fach: Ihr gewinnt trotzdem. Das hat uns einen rich­tigen Adre­na­lin­kick ver­passt.“

Seine Gene­ra­tion war auf­ge­wachsen mit einem Bild, das in Spa­nien iko­no­gra­phi­sche Züge bekam. Luis Enrique, der heu­tige Trainer des FC Bar­ce­lona und damals noch als junges Ener­gie­bündel im Mit­tel­feld unter­wegs, wie er vor dem Schieds­richter steht.

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San Iker: Cas­illas wurde im Elf­me­ter­schießen zum spa­ni­schen Helden.

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Die Augen leicht zuge­kniffen, gerade noch weit genug auf, um das Irre und das Ent­setzen in seinem Blick zu erkennen. Blut läuft ihm aus der Nase, über den Mund. Sieh her, reicht dir das nicht als Beweis?“, scheint er dem Schieds­richter sagen zu wollen, aber der lässt sich nicht umstimmen.

Im WM-Vier­tel­fi­nale 1994 hatte der Ita­liener Mauro Tas­sotti seinen Gegen­spieler Enrique im Straf­raum mit dem Ellen­bogen nie­der­ge­streckt. Es hätte Elf­meter für Spa­nien geben müssen und ver­mut­lich hätte der die Ent­schei­dung zugunsten der Iberer gebracht. Gab es aber nicht. Ita­lien glich spät aus und schaffte in der Ver­län­ge­rung durch Roberto Baggio den Sieg­treffer.

Am Ende gewinnen immer die anderen

So war das damals. Zwei Ein­zel­ak­tionen genügten, und wir waren draußen, obwohl wir die bes­sere Mann­schaft besaßen“, sagt José Mari Bakero, ehe­ma­liger Mit­tel­feld­spieler des FC Bar­ce­lona, der zur spa­ni­schen Start­for­ma­tion zählte.

Enri­ques Bild wurde so inter­pre­tiert, dass egal was auch pas­siert, egal wie gut die Sel­ección spielt, egal ob es Elf­meter geben müsste oder nicht und egal wie groß die kör­per­liche Hin­gabe auch ist – am Ende gewinnen immer die anderen.

So ging es Jahr um Jahr, Tur­nier um Tur­nier. Spa­nien schei­terte mal im Elf­me­ter­schießen, mal in der Ver­län­ge­rung und wenn es tat­säch­lich mal einen Elf­meter in der ent­schei­denden Phase bekam, dann schei­terten selbst die Besten kläg­lich. So wie Raul im Vier­tel­fi­nale der EM 2000 gegen Frank­reich.

Ita­lien war in dieser Hin­sicht unser Gegen­part. Wir ver­loren, egal wie gut wir auch waren. Die gewannen, egal wie schlecht es vorher bei ihnen gelaufen war“, sagt Bakero. Ihre Mann­schaften hatten immer dieses Selbst­ver­trauen und diesen Sie­ges­willen, der uns fehlte.“