Ob Blitzdurchmarsch oder Dominanzaufstieg, es gibt viele Wege in die Bundesliga zu gelangen. Union Berlin beschreitet den schwierigsten – wie einst Jürgen Klopp.
Urs Fischer, Unions Trainer, stellte sich die Frage: „Wie wendet man negative Energie in positive um?“ Eine Antwort darauf war, seinen Spielern keine Szenen mehr vom Spiel in Bochum zu zeigen. Lieber wollte er gleich Stuttgart in den Blick nehmen und „negative Energie in Trotz verwandeln“. Dass es nicht einfach sein würde, das merkte man Fischer aber auch deutlich an. Der Schweizer ist sowieso kein Mann donnernder Parolen, sondern strahlt eine Friedhelm-Funkel-hafte Menschenfreundlichkeit aus. Deshalb setzte er auf so etwas wie Schwarm-Aufmunterung. „Es ist die Aufgabe des ganzen Vereins, eine positive Stimmung zu verbreiten.“
Das ist nicht ganz einfach, denn natürlich weiß jeder Unioner, dass sich in den letzten zehn Jahren nur zweimal der Zweitligist in der Relegation durchgesetzt hatte. Dabei waren Mannschaften wie der HSV oder Wolfsburg gleich zweimal in einem erbarmungswürdigen Zustand dort aufgetaucht – und schafften es trotzdem. Im Gegensatz dazu wirkt der VfB Stuttgart mit seinem Mikroaufschwung unter dem neuen Trainer Nico Willig gerade fast wie eine Truppe voller Superhelden, während Union auf der Zielgeraden nur zwei seiner letzten sechs Spiele gewinnen konnte.
Auf die harte Tour
„Wir verfügen über genug Erfahrung, um mit der Situation umzugehen“, sagte Fischer. Einige seiner Spieler sind schon mal aufgestiegen, und er selber wurde mit dem FC Basel zweimal Schweizer Meister und holte einmal den Pokal. Das ist kein überflüssiger Hinweis, denn Erfolge im Fußball haben oft jene, die schon Erfolg hatten. Das beschränkt sich nicht nur auf Spieler und Trainer, sondern gilt auch für ganze Vereine. Es gibt Klubs, die wissen, wie man Titel holt oder im Abstiegskampf überlebt, weil es dort genug Leute gibt, die das schon erlebt haben. Und manchmal muss man es eben lernen – auf die harte Tour.