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Es war einmal vor ziem­lich genau 20 Jahren, da spielte ein lis­tiger Linksfuß namens Phillip Cocu zum ersten Mal gegen eine Mann­schaft aus der Bun­des­liga. Das Wappen der Gegner ist Grün-Weiß und in dessen Mitte prangt ein großes W“. Das ist auch eigent­lich schon alles, was im Ver­gleich zum heu­tigen Abend unver­än­dert geblieben ist.

Cocu steht nicht mehr selbst auf dem Platz, son­dern an der Sei­ten­linie. Der erfolg­reiche Klub aus Deutsch­lands Norden ist nicht mehr Werder Bremen, son­dern der VfL Wolfs­burg, und die PSV Eind­hoven hat keinen Ronaldo mehr im Sturm. Nur Cocus Vor­name, der seit Men­schen Gedenken die Brust der PSV ziert, ist immer noch falsch geschrieben. Eine boden­lose Frech­heit gegen die sich der beschei­dene Mit­tel­feld­mann nie auf­ge­lehnt hat.

Damals gewinnt der Tra­di­ti­ons­klub aus der Nord­bra­bant und ebnet den Weg ins Vier­tel­fi­nale, in dem ein gewisser FC Bar­ce­lona die End­sta­tion bedeutet. Jener Verein mit dem Cocus Name sich noch enger ver­binden sollte als mit der PSV.

Denn als zwei Jahre später Eind­hoven in der Cham­pions League wieder in Camp Nou ran muss, werden die Kata­lanen von Louis van Gaal trai­niert, der die Nie­der­länder-Dichte wäh­rend seiner Amts­zeit erheb­lich ansteigen ließ. Cocu trifft, prä­sen­tiert sich in Best­form und muss nicht einmal einen Lebens­lauf ein­rei­chen, um am Ende der Saison unter van Gaals Fit­tiche genommen zu werden. Die Fans taufen ihn aus Gründen, die sich aus der Pro­fil­an­sicht Cocus ergeben, Pinoc­chio“ und lernen den viel­sei­tigen Nie­der­länder schon bald lieben.

Der Pro­totyp des die­nenden Spie­lers“

Ist er neben Win­ston Bogarde, Bou­de­wijn Zenden, Michael Rei­ziger, Patrick Klui­vert und den Zwil­lingen Frank und Ronald de Boer zunächst nur einer von vielen Nie­der­län­dern bei Barca, wird er im Laufe seiner 257 Pflicht­spiele von den kata­la­ni­schen Fans beson­ders ins Herz geschlossen und bleibt bis heute einer der liebsten Adop­tiv­söhne der Barca-Anhänger. Seine Viel­sei­tig­keit stellt sich als seine viel­leicht größte Stärke heraus. Tor­wart und rechter Ver­tei­diger sind wohl die ein­zigen Posi­tionen, auf denen ich nie gespielt habe“, beschei­nigt Cocu seine fast unein­ge­schränkte Ein­setz­bar­keit.

Nicht nur des­halb ist Cocu ein Inbe­griff des Team­players. Schon einer seiner ersten Trainer bei Vitesse Arn­heim, Her­bert Neu­mann, bezeich­nete ihn einmal als Pro­totyp des die­nenden Spie­lers“. Zu einem medi­en­wirk­samen Star ist Cocu in dieser Rolle des­halb nie geworden. Aber genau das brachte ihm wohl auch einen Groß­teil der Sym­pa­thien ein.

Rück­bli­ckend lässt sich sagen, dass Barca in den späten Neun­zi­gern rück­bli­ckend eher Trainer- als Talent­schmiede war. Gemeinsam mit Pep Guar­diola und Luis Enrique orga­ni­sierte Cocu in der Meis­ter­saison 1998/99 das Mit­tel­feld des FC Bar­ce­lona. Neben den Dreien sind auch Frank De Boer mit Ajax und Louis van Gaal mit Man­chester United in der Cham­pions League ver­treten. Van Gaals Co-Trainer war damals übri­gens ein gewisser José Mour­inho.

Nachdem er dem Spiel des FC Bar­ce­lona sechs Jahre lang seinen Stempel auf­drückte, wech­selt er 2004 zurück in seine Geburts­stadt Eind­hoven, wo der ver­lo­rene Sohn dreimal in Folge die Ere­di­visie gewinnt und sicher stellt, dass seine Dienste auch hier nicht so schnell ver­gessen werden.

Eine lange Pause gönnt sich Cocu nach seinem letzten Pro­fi­jahr in Abu Dhabi nicht und kehrt als Co-Trainer 2009 nach in seine Heimat zurück. Als Inte­rims­trainer führt er Eind­hoven 2012 zum Pokal­sieg und löst Dick Advo­caat, unter dem er selbst noch spielte, als Chef­trainer ab. Zwar gibt sich Cocu zu Beginn noch bescheiden und erklärt, dass er nichts über­stürzen“ wolle und sich Dinge gerne Schritt für Schritt“ aneigne, doch der Erfolg stellt sich ver­hält­nis­mäßig zügig ein.

Auf dem Weg mit PSV zurück an die nie­der­län­di­sche Spitze, muss der 101-malige Natio­nal­spieler aller­dings erst gegen einen Tumor im Unter­rü­cken ankommen. Er setzt als Trainer aus, aber das gut­ar­tige Geschwür wird 2014 erfolg­reich ent­fernt. Cocu ist sofort wieder zurück und löst in der Saison 2014/15 end­lich Ajax Ams­terdam als Meister ab. Das Team von Frank De Boer war zuvor viermal in Folge Erster geworden. Das ist einer dieser Momente, für die du all das tust. Nach diesem Titel hat sich der Verein lange gesehnt“, beschreibt der Rück­kehrer den Gewinn der Meis­ter­schaft.

Sieg gegen den Zieh­vater

Im ersten Cham­pions-League-Spiel der lau­fenden Saison trifft Cocu aus­ge­rechnet auf Louis van Gaal, seinen Geppetto. Aller­dings rettet er ihn nicht aus dem Bauch eines Rie­sen­fischs, son­dern schlägt seinen ehe­ma­ligen Zieh­vater und Man­chester United mit 2:1. Den­noch hat PSV bis­lang Schwie­rig­keiten, an die Leis­tungen der Vor­saison anzu­knüpfen. Das Rück­spiel gegen Wolfs­burg ist des­halb nach zwei Nie­der­lagen bereits ein kleines End­spiel in der Cham­pions League.

Heute Abend braucht Cocu einen Sieg. Das hat er im Vor­feld mehr als deut­lich zu ver­stehen gegeben. Selbst bei einem Unent­schieden haben wir es nicht mehr selbst in der Hand“, mahnt der Coach. Um auf seinen geliebten FC Bar­ce­lona treffen zu können, muss sein Team gegen Wolfs­burg gewinnen. Schafft er das, wird viel­leicht das L auf Eind­ho­vens Trikot ergänzt. Dann würde das Philips-Sta­dion end­lich zu Phil­lips Sta­dion.