Myriam Krüger arbeitet als Geschäftsführerin beim SSV Ulm. Ein Gespräch über ihre Arbeit als Frau in einer Männerdomäne, Nachrichten von Ralf Rangnick und den Aufstieg.
Myriam Krüger, der SSV Ulm 1846 hat vor der Winterpause gegen Kickers Offenbach 1:0 gewonnen und somit an der Tabellenspitze der Regionalliga Südwest überwintert. Wieso reicht es dieses Jahr für den Aufstieg?
(Lacht.) Erstmal einmal war der Sieg gegen Offenbach sehr wichtig, um nicht mit dem Gefühl in die Pause zu gehen, den Anschluss an die Spitzengruppe mit Offenbach und FSV Mainz II verspielt zu haben. Jetzt sind wir sogar oben. Es ist so: Hier in Ulm ist ein richtig gutes Team zusammengewachsen, sowohl im Spieler- als auch im Trainerteam stimmen die Mentalität und der Zusammenhalt. Es ist eine Floskel, aber hier ackert jeder für jeden.
Der SSV Ulm 1846 hat einen Dreijahresplan ausgerufen, der den Aufstieg vorsieht. Wie groß ist der Druck, aufsteigen zu müssen, um den eigenen Plänen gerecht zu werden?
Wir befinden uns derzeit in der zweiten Saison des Plans, also ist der Aufstieg keine Pflichtaufgabe für uns. Im Gegenteil, wir wussten, dass wir nach dem Umbruch im Trainerteam vor einer Saison mit Eingewöhnungsphasen und Herausforderungen stehen würden. Und es ist ja so: Das Leistungsgefüge in der Regionalliga ist so dicht, dass niemand von einem Aufstieg ausgehen sollte.
Sie sind als Geschäftsführerin für die Finanzielle Verwaltung des Klub verantworlich. Nach dem Sieg gegen Offenbach feierten Sie mit den Spielern auf dem Platz – Warum?
Mein geschäftsführender Kollege Markus Thiele ist hauptsächlich für den Sport zuständig, während ich mich um Verwaltung und Personal kümmere. Trotzdem ist es mir wichtig, nah an der Mannschaft zu sein, um die Stimmung in der Kabine wahrzunehmen und den Spielern meinen Rückhalt zu versichern.
„Rangnick hat uns zum Sieg gegen Kickers Offenbach gratuliert“
Viele denken beim SSV Ulm 1846 an die Vergangenheit: An Janusz Gora und dessen „Skandal“-Ruf, Thomas Tuchel oder Ralf Rangnick im Sportstudio. Ist die Vergangenheit hier noch sehr präsent?
Ich will es mal so beantworten: Unser Vorstand hat immer noch regelmäßig Kontakt zu Ralf Rangnick, er hat uns jetzt zum Sieg gegen Kickers Offenbach gratuliert. Auch als ManUnited-Coach nimmt er noch wahr, was hier passiert, auch wenn wir wissen, dass er wohl eher nicht mehr auf den Ulmer Trainerstuhl zurückkehren wird.
Bei einem Aufstieg plant der Verein mit einem neuen Stadion. Schade um das alte Donaustadion, oder nicht?
Ja, aber dem Stadion fehlt eine Rasenheizung, die Fluchtlichter und deren Luxzahl erfüllen die Lizenzbedingungen nicht, die Kabine sind veraltet und die kompletten Leitungen für den Medienbereich müssten neu und unterirdisch verlegt werden. Das wurde hochgerechnet und sich dafür entschieden, dass sich ein Stadionneubau eher rechnen würde. Konkrete Pläne gibt es dafür allerdings noch nicht. Es wurde jetzt erst einmal eine Entwicklungsgruppe gegründet, die sich mit der Stadt zusammensetzt.
Zwischen 2001 und 2014 meldete der Verein dreimal die Insolvenz an und erlebte drei Zwangsabstiege. Nun gehören Sie zu den Aufstiegsfavoriten. Wie ist das möglich?
Einen großen Anteil daran haben die drei Vorstände Anton Gugelfuss, Thomas Oelmayer und Roland Häußler, für den Alexander Schöllhorn 2018 nachgerückt ist. Sie haben 2014 den Verein in einer Führungskrise übernommen und langsam wieder aufgebaut. Der Profispielbetrieb wurde in eine GmbH & Co KGaA ausgegliedert, sodass zwei Investoren Anteile gekauft haben.
Es ist also – mal wieder – alles eine Frage des Geldes?
Gerade befinden wir uns an einer Schwelle. Es wurde bis hierher viel gute Arbeit geleistet, aber jetzt muss der nächste Schritt gemacht werden musste, weswegen Markus und ich als Geschäftsführer eingestellt wurden. In der Vergangenheit war das Problem, dass der SSV Ulm 1846 ziemlich schnell aufgestiegen ist und der Verein nicht natürlich mitgewachsen ist. Jetzt wollen wir nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern das ganze Drumherum in derselben Geschwindigkeit wachsen zu lassen, um den SSV Ulm 1846 wieder zurück in den Profifußball zu führen.