Myriam Krüger arbeitet als Geschäftsführerin beim SSV Ulm. Ein Gespräch über ihre Arbeit als Frau in einer Männerdomäne, Nachrichten von Ralf Rangnick und den Aufstieg.
Sie haben dafür unter anderem eine Kooperation mit dem FC Bayern München im Jugendbereich abgeschlossen. Wie läuft diese Zusammenarbeit ab?
Wir ermöglichen unseren Jugendspielern regelmäßige Probetrainings bei Bayern München um ihnen zu ermöglichen dort aufzufallen. Im Gegenzug profitieren wir gerade in der A‑Jugend und im Herrenbereich von Leihspielern des FC Bayern Münchens, während wir ihnen in der A‑Junioren-Bundesliga und in der Regionalliga Spielzeit zu geben.
Hatte Uli Hoeneß, der seine Karriere in Ulm begann, einen Anteil an dieser Kooperation?
Im Vorstand gibt es vereinzelt Kontakt zu ihm, aber zu diesem Projekt gab es keinen direkten Austausch.
Werden nicht durch solche Leihgeschäfte von jungen, externen Spielern, die eigenen Juniorenspieler vor Ort vernachlässigt?
Die Gefahr besteht eigentlich kaum. Wir suchen nur nach einzelnen Puzzleteilen, die zur Mannschaft passen. Wir arbeiten aktuell daran, den Status eines Nachwuchsleitungszentrums zu erhalten, um den eigenen Nachwuchs halten zu können. Dafür haben wir das Personal, wie Pädagogen, Psychologen und Trainer erweitert. Wir hatten zuletzt eher Probleme, dass Talente zum 1. FC Heidenheim oder nach Karlsruhe abgewandert sind – dem wollen wir mit einem eigenen NLZ jetzt entgegenwirken.
Wo er auftaucht, brennt der Baum: Davie Selke über Beleidigungen von Fans, Ärger mit Gegenspielern und gewaltbereite Nazis in der badischen Provinz.
Ihr Verein geriet in der Vergangenheit auch negativ in die Schlagzeilen. Bei einer Dokumentation von SportInside, einem Magazin des WDR’s, welche unter anderem bei der der Sportschau lief, wurde über rechtsradikale Fanszenen in Traditonsvereinen berichtet. Dabei wurde auch Fälle in ihrem Verein aufgezeigt.
Aus meiner Sicht wurde der SSV Ulm 1846 falsch dargestellt. Es wurden zum Beispiel Bilder gezeigt, die vor sechs oder sieben Jahren aufgenommen wurden. Der Vorstand und der Verein haben sich gegen rechts positioniert. Das steht bei uns nicht nur in der Satzung, sondern wird auch im Verein gelebt. Fälle aus der Vergangenheit wurde aufgearbeitet und dazu befinden wir uns auch weiterhin mit der Fanbetreuung im Austausch.
Das heißt, dass der SSV Ulm 1846 bei einem Vorfall wie vor sechs Jahren, als es einen Brandanschlag auf ein Wohnmobil einer Sinti und Roma- Gruppe gab, anders reagieren würde?
Wir haben auch diese Fälle aufgearbeitet, das wurde allerdings nie an die Presse weitergegeben. Für den Verein sind solche Situationen immer schwierig, weil sich die Vorfälle außerhalb des Stadions ereignet haben. Ich bin aber total überzeugt von unserem Fanprojekt, wo der Kampf gegen Rechts einen anderen Stellenwert eingenommen hat.
Sie haben früher selbst beim SC Freiburg Fußball gespielt. Inwiefern ist es ein Vorteil, als Geschäftsführerin spielerische Erfahrung zu besitzen?
Es hilft mir auf jeden Fall sehr weiter. Gerade wenn ich mit den Spielern oder dem Trainer über Spiele diskutiert, macht es deutlich mehr Spaß, weil sie merken, dass ich auch Ahnung vom Fußball habe. Ich glaube, andernfalls wäre ich schnell abgestempelt worden. Aber klar, auch ich benötige eine gesunde Distanz, um den Verein finanziell zu verwalten.
Sie arbeiten zudem als Trainerin der U12 des FC Bayern München. Können Sie sich vorstellen Trainerin im männlichen Profifußball zu werden?
Ich habe in Freiburg ja auch schon die zweite Frauenfußballmannschaft trainiert, was mir viel Spaß gemacht hat. Auch jetzt mit den Jungs, bei Bayern und in dieser Altersklasse, macht es mir viel Spaß, dass man dort soviel mitgeben kann. Es heißt ja immer, das sei das Goldene Lernzeitalter. Beim Fußball ist es immer schwer vorauszusagen, wo man am Ende landen wird, und deswegen genieße ich es jetzt einfach, diese Erfahrungen mitzunehmen.
In welchen Bereichen ihres Jobs merken sie besonders, dass der Fußball immer noch ein von Männern dominiertes Konstrukt ist?
Als Frau habe ich gerade am Anfang sehr in Vorleistung gehen müssen. Ich muss immer 140 Prozent geben, weil auf meine Arbeit immer anders geblickt wird. Mittlerweile passt es hier sehr gut in Ulm, aber natürlich hatte ich zu Anfang sehr mit den Vorurteilen zu kämpfen, um nicht als kleines Mädchen abgestempelt zu werden.