Kurz vor Transferschluss verpflichtete der FC Arsenal den Nachwuchsspieler Kim Källström. Die Fans begrüßten ihren Neuzugang via Twitter. Dachten sie jedenfalls, denn in Wahrheit schickten sie ihre Nachrichten an eine verdutzte Mutter aus Tennessee.
Am Tag nach dem Deadline-Day herrschte Ernüchterung. Der FC Arsenal hatte im Winter trotz Verletzungssorgen nur einen Spieler verpflichtet. Sein Name: Kim Källström. Ein 31-jähriger Mittelfeldspieler aus Schweden, der seine besten Tage bei Olympique Lyon hatte, zuletzt für Spartak Moskau spielte und mit Rückenbeschwerden nach London kam. Das sollte die Alternative zu Julian Draxler sein?
Wengers herzliche Begrüßung
Arsène Wenger verstand den Unmut und rechtfertigte sich. „Ich hätte ihn nicht unter Vertrag genommen, wenn mir zwei oder drei Tage mehr geblieben wären, etwas zu unternehmen“, sagte er. „Aber es war Freitag, 17 Uhr. Also war die Frage: Keinen Spieler oder ihn.“ Eine Begrüßung, die man keinem Fußballprofi der Welt wünscht.
Auch deswegen dachten einige Arsenal-Fans, dass man den Schweden ein bisschen freundlicher in London willkommen heißen sollte. Und wie es so üblich ist in England, wo sogar Stubenfliegen und Säuglinge einen Twitter-Account haben, fingen sie an, den Neuen über Tweets zu kontaktieren. Sie fanden heraus, dass er unter dem Namen @kkallstrom twittert.
„Ist das deine Frau auf dem Bild?“
Den Anfang machte ein Nutzer namens Ben, der wenige Minuten nach der Verpflichtung schrieb: „@kallstrom Willkommen bei Arsenal.“ Ein Nutzer namens Maltys schrieb danach: „Viel Glück im Emirates“. Rahul jubelte: „Yay Willkommen beim FC Arsenal.“ Und Oli ergänzte: „Ich wünsche dir und deiner Familie nur das Beste in London. Übrigens: Ist das deine Frau auf dem Bild?“
Eigentlich hätte spätestens da jemand stutzig werden können, denn auf dem Profibild des Twitterers Kim Kallstrom ist eine Frau zu sehen. Auf dem Hintergrundbild: ein Bach, ein Wald, ein bisschen Jack-Wolfskin-Romantik. In der Beschreibung ist nichts weiter als eine Ortsangabe zu lesen: „Knoxville, TN“.
Stutzig hätte auch eine nähere Betrachtung des Namens machen können, denn der vermeintliche Fußballprofi aus Schweden schrieb sich selbst ohne Umlaute: Kim Kallstrom. Bald stellte sich heraus, dass die Fans eine unbescholtene Frau aus Tennessee für ihren Neuzugang gehalten und mit Nachrichten und Tweets bombardiert hatten.
Kim Kallstrom, die Frau aus Tennessee, antwortete nur zweimal. „Ich habe zwar früher mal Fußball gespielt, doch ich werde nicht für Arsenal spielen. Ich bin nur eine Soccer-Mom aus Tennessee. LOL.“ Später postete sie noch ein Bild ihres Sohnes, auf dem dieser ein Shirt mit der Rückennummer 29 trägt – dieselbe, die Källström auch bei Arsenal bekommt.
@BenAFC78 Thanks…I did play soccer back in the day, but won’t be playing for the Arsenal. I am just a soccer mom in Tennessee now! Lol
— Kim Kallstrom (@KKallstrom) 1. Februar 2014Die Arsenal-Fans sind nun das Gespött der englischen Fanszenen. Dabei sollten sich Anhänger anderer Klubs mit ihrem Hohn ein bisschen zurückhalten. Gerade bei Tottenham gab es in der Vergangenheit einige Twitter-Fauxpas. Vor ein paar Wochen, im Dezember 2013, schickten wütende Spurs-Fans ihre Tweets an einen gewissen @AVB, in der Annahme, dass es sich um ihren ungeliebten Trainer handele.
Als Tottenham-Fans sich blamierten
Tatsächlich landeten ihre Nachrichten bei einer gewissen Ashley van Buren aus New York. Die nahm es mit Humor und antwortete nach hunderten von Hassnachrichten: „Ich bin nicht der englische Fußballtrainer. Wenn ihr mir also weiterhin Todesdrohungen schickt, werde ich euch Musical-Theater-Texte zurückschicken!“
In Deutschland gab es einen vergleichbaren Vorfall im März 2013, als einige deutsche Bands wie MIA oder Kraftklub ihre Teilnahme am Musikpreis „Echo“ absagten, weil die Band Freiwild nominiert war. Die beleidigten Fans des Südtiroler Unser-Land-Unser-Stolz-Ensembles entfachten prompt einen Shitstorm via Twitter und Facebook. Die Sache war nur: Adressat war die verdutzte Londoner Musikerin M.I.A., die sich mit Punkten zwischen den Buchstaben schreibt und mit der Berliner Band MIA nicht das geringste zu tun hat. Am Ende blieb der Erkenntnis: „MIA san nicht M.I.A.“
Wie auch immer, immerhin eine Sache haben Kim Kallstrom und Kim Källström gemein: Beide werden vermutlich niemals für den FC Arsenal auflaufen. Das jedenfalls sagte Wenger jüngst über den neuen ungeliebten Leihspieler. Was nicht daran liegt, dass Kallström ein schlechter Spieler ist. Allerdings bleibt der Schwede nur bis Saisonende, und momentan ist fraglich, ob er bis dahin überhaupt nochmal fit wird.