Heute treffen sich Dortmund und Schalke – ohne Zuschauer. Ist das 180. Revierderby damit zugleich das sinnloseste? Entscheidet selbst, wir haben noch sechs andere Kandidaten auf den Titel gefunden.
20. Januar 2000: Borussia Dortmund – Schalke 04 1:3
Wieder ein Pokal, wieder ein Schalker Sieg, wieder eine Live-Übertragung im Fernsehen: Nun ist es der Sender Eurosport, der das Derby in die Wohnzimmer trägt. Es findet in Antalya statt, weil sich beide Klubs im Trainingslager in der Türkei befinden. Und es geht um den Gazi-Cup, an dem auch noch Bayer Leverkusen und Feyenoord Rotterdam teilnehmen. Der BVB ist zwar Titelverteidiger, doch er erlebt ein Debakel. Gegen Schalke und Leverkusen kassiert das Team sieben Tore, da kann man sich nicht einmal damit herausreden, dass der für läppische zwölf Millionen Mark verpflichtete Superstar (hüstel …) Victor Ikpeba fehlt, weil er beim Afrika-Cup spielen muss. Schalke hat übrigens auch einen Neuen: Thorsten Legat. Zwei Tage nach dem Derbysieg verdreht er sich das Knie und fliegt heim.
13. August 2001: Schalke 04 – Borussia Dortmund 0:0
„Ich habe mich daran erinnert, dass uns der BVB zur Einweihung des Westfalenstadions eingeladen hat“, sagt Rudi Assauer. „Diese Geste wiederholen wir jetzt.“ So kommt es, dass neben den guten alten Freunden Nürnberg und Schalke auch der von beiden nicht ganz so innig geliebte BVB auf dem Rasen steht, als die Arena eröffnet wird. Außerdem sind Lionel Ritchie, Pur und Right Said Fred dabei. Es ist schwer zu sagen, wer die bessere Unterhaltung abliefert, denn obwohl Schalke und Dortmund kein Tor zustande bringen, gibt es immerhin Handgreiflichkeiten: Ahmed Madouni stößt Andreas Möller weg und wird dafür von Victor Agali geschubst. Der Höhepunkt des Tages bleibt allerdings das Pfeifkonzert, das die Rede von DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder übertönt. Dabei ist er gar kein Dortmunder.
15. Januar 2006: Borussia Dortmund – Schalke 04 0:0
Mal wieder ein Pokal im Bochum! Inzwischen nennt er sich „DWS Revier Cup“, und die Spielzeit hat sich verdoppelt, von 22,5 auf 45 Minuten. Manager Michael Zorc sagt: „Man sollte darüber nachdenken, das Turnier nicht nur einmal zu veranstalten, sondern vielleicht in einem jährlichen Turnus zu spielen.“ Das daraus nichts wird, könnte an den Grottenkicks liegen, die man den 16.767 Zuschauern zumutet. Oder an den Schlägereien zwischen Dortmunder und Schalker Fans. Turniersieger wird der gastgebende VfL, weil er den einzigen Spieler in seinen Reihen hat, der überhaupt ein Tor schießt (Filip Trojan). Der MSV Duisburg, der auch zu dem Turnier eingeladen war, hat übrigens abgesagt, weil er lieber ins Trainingslager in die Türkei fliegt.
16. Mai 2020: Borussia Dortmund – Schalke 04
Im Westfalenstadion wird um den Inkasso-Cup gespielt. Niemand kommt. „Offensichtlich haben die Fans nach der langen Pause noch nicht wieder den richtigen Dreh gefunden“, mutmaßt ein Vereinsvertreter. „Wir haben uns nicht gut präsentiert“, sagt ein anderer. „Wer was anderes erzählt, lügt sich in die eigene Tasche.“