Roberto Carlos wird heute 50 Jahre alt. Über seinen Freistoß gegen Frankreich kann man eine wissenschaftliche Abhandlungen schreiben.
Immer wieder musste er in den kommenden Jahren erklären, wieso das möglich war. Manchmal sagte er: „Weil ich früher immer mit einem Ball spielen musste, der mit Sand gefüllt war.“ Ein anderes Mal sagte er: „Ich habe eine ungewöhnliche Kraft, denn mein Vater ließ mich als Kind immer landwirtschaftliche Geräte ziehen.“ Und am Ende stand da immer der Satz: „Carlos setzt die Gesetze der Physik außer Kraft.“
Eine Niederlage für die Forschung, die sich in den folgenden Jahren daran machte, seinen Schuss vom 3. Juni 1997 genauer zu untersuchen. Die Weltraumbehörde NASA entwickelte sogar eine Schussmaschine, Spitzname „Knalli-Balli“, mit der man zumindest Freistöße von David Beckham imitieren konnte.
„Roberto, wie hast du das gemacht?“
So ging es weiter. Forscher forschten, Journalisten fragten, Carlos antwortete – und schoss derweil Ecken und ein paar weitere Freistöße direkt ins Tor, wurde Weltmeister, spanischer Meister, Champions-League-Sieger, Weltpokalsieger, Copa-America-Sieger, teuerster Spieler der Welt, er zeugte sieben Kinder, ging in die Türkei und zurück in die Heimat zu den Corinthians. Und überall fragten sie: „Roberto, wie hast du das gemacht?“
Erst 13 Jahre später, im Sommer 2010, fand ein französischer Physiker eine Erklärung für Carlos’ Schuss. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ erklärten sie: „Carlos hat dem Ball einen solchen Drall gegeben, dass er auf einer spiralförmigen Bahn flog, die am Ende deutlich von einem Kreis abwich. Das konnte nur klappen, weil die Entfernung zum Tor so groß war und Carlos mit solcher Wucht getreten hat.“
Wechselspiel zwischen aerodynamischer Kraft und Schwerkraft
Dazu führten sie ein Experiment unter Wasser durch: Sie schossen Plastikkugeln mit einer Gummizwille in einen Tank und beobachteten die Bewegungen. Herauskam eine Formel, die das Wechselspiel zwischen aerodynamischer Kraft und Schwerkraft beschreibt.
Sie liest sich so:
d0/ds ~ w(s)/U(s) x 1/p
Und sieht immer noch so aus:
Sie ist nach wie vor eine der schönsten Formeln des Fußballs.