Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Manchmal braucht es nicht einmal einen Spieler, um einem Fuß­ball­klub seinen Mythos zu ver­leihen. Jener des Kap­fen­berger SV zum Bei­spiel geht auf einen legen­dären öster­rei­chi­schen Kaba­ret­tisten zurück. Der 1986 ver­stor­bene Helmut Qual­tinger hatte einst nach einem Spiel der Ober­steirer froh­lockt: Kap­fen­berg gegen Sim­me­ring – des nenn‘ i Bru­ta­lität.“

Aber es sind nicht die Sim­me­ringer, die heute ins Mürztal gekommen sind. Der erste Gegner des neuen Kap­fen­berger Trai­ners Thomas von Heesen ist Rekord­meister Rapid. Auch ein Wiener Verein und obwohl klarer Favorit der rich­tige Gegner, um an diesem kalten Sams­tag­abend dem ört­li­chen Fuß­ball­my­thos gerecht zu werden.

Denn es dauert nur 28 Minuten und sechs Gelbe Karten bis der laut­stärkste unter den 3500 Zuschauern fest­stellen kann: Da wird der Erste ver­letzt aus­ge­tauscht – heute sind die Säbel­ritter wieder unter­wegs.“ Der Laut­starke, das ist Robert Krenn, 51. Einen rot-weißen Kap­fen­berg-Schal ums linke Hand­ge­lenk gebunden, einen ums rechte, Ver­eins­kappe am Kopf und die Klub-Fahne neben ihm an den Sitz gelehnt. Seit zwölf Jahren kommt er so ins Sta­dion. Ich kann nicht anders – ich hab‘ ja in den Acht­zi­gern selber gespielt für die Falken.“

Auf Capellos Spuren

Falken und Ritter – so nennt er sein Team nicht umsonst. Denn das Franz Fekete-Sta­dion liegt am Fuße der Burg Ober­kap­fen­berg, deren Greif­vo­gel­show im ganzen Land bekannt ist und auf der schon Fabio Capello zum Ritter geschlagen wurde. Der Ita­liener, der Eng­land gerade zur EM 2012 führte, hatte sich diese Zere­monie als Stamm­gast der 20.000-Einwohner-Stadt ver­dient. Immer wieder kam er Ende der neun­ziger Jahre mit AS Rom zu Trai­nings­la­gern hierher.

Thomas von Heesen war auch schon einmal in der Gegend. Im Sommer 2009 berei­tete er sich mit seinem dama­ligen Klub Apollon Lima­ssol in der Stei­er­mark auf die neue Saison vor. Und auch wenn er die Zyprer im Januar 2010 ver­lassen musste und zuletzt nicht der begehr­teste Name am Trai­ner­markt war – dank ihm gibt es jetzt wieder ein biss­chen große Fuß­ball­welt im kleinen Kap­fen­berg. Für uns ist er schon ein Großer“, sagt auch Robert Krenn, aber wir hoffen vor allem, dass so einer aus dem Aus­land noch einmal was bewirken kann.“ Der Gre­gerl“ sei nicht mehr das Wahre gewesen.

Gre­gerl“, von denen gibt es zwei in Kap­fen­berg. Der eine ist der 17-jäh­rige Stürmer und Bald-Hof­fen­heimer Michael Gre­go­ritsch, der gerade eine unge­wohnt schön her­aus­ge­spielte Chance auf das 1:0 ver­gibt. Der andere ist dessen Herr Papa Werner, der Ex-Trainer. Er führte die Falken 2008 erst­mals seit 41 Jahren wieder in die höchste Liga. Rit­ter­schlag inklu­sive. Obwohl er die Klasse drei Sai­sonen lang sen­sa­tio­nell halten konnte, ist er seit zwei Wochen Geschichte.

Nur hohe Bälle und Lei­den­schaft waren auf Dauer zu wenig“, erklärt Krenn, wir brau­chen Spiel­kultur.“ Und Punkte. Einen fahren die Kap­fen­berger heute ein – nach einem ver­ge­benen Rapid-Match­ball und vier wei­teren Gelben Karten steht der tor­lose End­stand auf der Anzei­ge­tafel. Vier Punkte beträgt nun der Rück­stand auf den Vor­letzten Mat­ters­burg.

Wie Bie­le­feld gegen Bayern“

Schon viele Karten“, schmun­zelt van Heesen nach dem Spiel. Dass hier ein van Heesen sein Debüt fei­erte, sieht man am Medi­en­an­sturm. Zahl­reich ist die Sport­jour­naille aus­nahms­weise wieder einmal nach Kap­fen­berg gekommen und bela­gert den Neo-Trainer, der die Pres­se­kon­fe­renz gleich im Spie­ler­tunnel geben muss.

Dieser Punkt tut gut“, erzählt er dort. Immerhin war das heute wie Bie­le­feld gegen Bayern. Vor uns liegt aber noch viel Arbeit.“

Drei Punkte gegen Rapid wären fast zu kit­schig gewesen. Seit 1956 hat Kap­fen­berg nicht gegen die Wiener gewonnen, also genau seit jenem Jahr, in dem Helmut Qual­tinger die Falken zum letzten Mal spielen sah.

Und da ist es gar kein Wunder, dass so ein Punkt gegen den Rekord­meister und Ansätze von Spiel­kultur nicht nur bei Robert Krenn Hoff­nungen nähren. Hoff­nungen, dass es nur eines deut­schen Trai­ners bedarf, um seinem Klub einen neuen Mythos zu ver­leihen. Wobei“, lenkt der Edelfan ein, in erster Linie wollen wir nicht absteigen.“ Der Rit­ter­schlag wäre dem Deut­schen schon dafür sicher.