Fürs neue Heft trafen wir Mats Hummels zum Interview und fanden heraus, dass zu viel manchmal total richtig sein kann.
Bei Borussia Dortmund ist in der Saison, als es noch eine gab, viel passiert. Manchmal hat die Mannschaft hinreißend gespielt, aber … Mats Hummels fällt in den Satz und sagt: „… man konnte sich bei uns absolut nicht sicher sein, ob man das in der nächsten Woche wieder bekommt.“ Er lacht und beginnt dann die Probleme des BVB auseinanderzunehmen. Dass nämlich etwa das, was so oft als fehlende Mentalität bezeichnet wurde, ein vielschichtiges Problem aus fehlendem Mut und Übermut ist, aber auch einem Mangel an Läufen in die Tiefe, weil es bis zur Ankunft von Erling Haaland keinen Stürmer gab, der das konnte.
Außerdem spricht er über zu großes Risiko an der falschen Stelle auf dem Platz und mangelnde Zielstrebigkeit. Zielstrebigkeit mag ein etwas bieder klingender Begriff sein, aber für Hummels ist er ganz wichtig – spätestens seit seiner Zeit bei den Bayern. „Das habe ich da noch mal mehr gelernt. Wenn Trainingsspiele in München anstanden, wollten die Leute gewinnen. Da war richtig Feuer drin, und wer verloren hat, war sauer.“ Auch beim BVB sei es mal so gewesen, dass es auf dem Trainingsplatz mal richtig schepperte, wie bei den Bayern in diesem Jahr zwischen Leon Goretzka und Jerome Boateng. „So was hatten wir in den frühen Dortmunder Jahren auch häufiger, nur dass es nicht nach draußen gedrungen ist.“
Hummels verteidigt seinen Trainer Lucien Favre gegenüber dem ausdauernden Gegrummel, das es gegenüber dem Schweizer gibt. Er mag seine Spielidee, seine Arbeitsweise und Liebe zum Detail. Für ihn erklärt sich die Unruhe des Publikums durch den langen Schatten von Favres Vorvorvorvorgänger. „Die Leute vergleichen seine Nachfolger immer noch mit Kloppo, so wie ich immer noch manchmal Euro in D‑Mark umrechne. Die Zeit mit ihm war unendlich schön, aber das muss irgendwann mal vorbei sein.“
Doch Mats Hummels beschäftigt sich nicht nur mit Fußball (oder Tennis, Basketball und Handball), die letzten Monate haben ihn auch politisiert. „Die Argumentation der AfD und deren Art, politische Gegner zu diffamieren, stößt mir schon lange übel auf.“ Lange hätte er gedacht „das sind halt ein paar Verirrte, die keinen Einfluss haben“. Diese Wahrnehmung hat sich allerdings geändert, und deshalb will er sich, wie andere Fußballerprofis in der letzten Zeit auch, noch klarer gegen Rassismus positionieren.
Eigentlich könnten wir noch viel länger zusammensitzen, um über Fußball, Politik und das Leben zu sprechen, aber Mats Hummels muss jetzt noch ins Stadion, wo Urban Zintel auf ihn wartet, um ihn zu fotografieren. Für die letzte Ausgabe von 11FREUNDE, die im Zeitalter vor Corona (B.C.) entstanden ist. Dank Mats Hummels hat das Gespräch mit ihm die Zeitenwende gut überstanden, auch wenn ganz aktuell andere Themen auf der Agenda stehen. In dieser Woche bittet Mats Hummels über das Twitter-Profil der Uniklinik Essen für Blutspenden, weil die Zahl der Spenden in der Corona-Krise eingebrochen waren. Dem schließen wir uns gerne an.
Das Interview lest ihr in der neuen Ausgabe von 11FREUNDE – jetzt im Handel!