Fürs neue Heft trafen wir Mats Hummels zum Interview und fanden heraus, dass zu viel manchmal total richtig sein kann.
Das komplette Interview lest ihr in unserer aktuellen Ausgabe #221. Überall am Kiosk erhältlich und natürlich auch in unserem Online-Shop.
Es war die Zeit, als Menschen noch in Cafés gingen. Etwa in jenes im Dortmunder Süden, von dem aus es nur wenige Schritte bis zum Phönixsee sind. Der ist benannt nach dem Stahlwerk, das hier kurz nach der Jahrtausendwende komplett abgebaut und nach China gebracht wurde. In den letzten zehn Jahren ist der See angelegt worden und an seinem Ufer entstand eine Wohnsiedlung, in der einige Profis des BVB zuhause sind. Mario Götze wohnt hier, Jadon Sancho und Mats Hummels. Er hat das Café wahrscheinlich auch deshalb als Treffpunkt vorgeschlagen, weil es niemanden aus der Fassung bringt, wenn er hier einen Kaffee trinkt. In den knapp zwei Stunden, die wir zusammensitzen, kommt dann auch niemand, um ihn nach einem Autogramm oder einem Selfie zu fragen.
Mats Hummels ist nicht gänzlich unumstritten, bei einigen Fans weckt er den Verdacht des „zu viel“. Mit der U21-Nationalmannschaft gewann er Europameister und 2014 wurde er Weltmeister, mit Dortmund und Bayern holte er fünf Meistertitel, und den DFB-Pokal hat er auch gewonnen, er ist also zu erfolgreich. Er spricht vor Kameras pointiert und ohne Hänger, ist also zu eloquent. Er wirkt selbstbewusst, was mitunter als zu selbstbewusst verstanden wird. Und natürlich sieht er auch noch zu gut aus.
Es ist daher erstaunlich, wie schnell das alles in einer persönlichen Begegnung mit ihm verfliegt. Ja, Mats Hummels sieht wirklich gut aus, er ist auch selbstbewusst und eloquent, aber nichts davon auf eine unangenehme Art und Weise. Er hat das Charisma eines Stars, aber auch das trägt er nicht störend vor sich her. Er mag es offensichtlich, sich zu unterhalten und nicht nur Antworten auf Fragen herunterzurattern. „Er redet wirklich gern über Fußball“, hatte sein Bruder Jonas, der als Experte für DAZN arbeitet, am Telefon gesagt.
Man könnte denken, dass alle Fußballspieler gerne über Fußball reden. Das stimmt aber nicht. Es gibt darüber hinaus nicht wenige Spieler, die zwar durchaus über Fußball sprechen, das aber eher anekdotisch. Die sich also gerne über lustige Situationen unterhalten, die es in ihrem Beruf gibt oder über den Klatsch und Tratsch in der Branche. Das tut Hummels vielleicht auch, weil fast alle Menschen das gerne tun, aber er hat auch einen analytischen Blick auf das Spiel und reflektiert das, was auf dem Rasen und drumherum passiert.