Was bei der gescheiterten französischen Superstar-Truppe hinter den Kulissen abging, ist ein zutiefst beeindruckendes Lehrbeispiel aus dem Handbuch „So gewinnst du garantiert kein Turnier“. Die Chronik eines für alle Beteiligten unangenehmen Sommers.
TV-Bilder sprechen manchmal eine sehr deutliche Sprache – auch ohne den dazugehörigen Ton. In diesem Fall sah man Veronique Rabiot, die Mutter des gleichnamigen französischen Mittelfeldspielers, wie sie wild gestikulierend auf einen Herrn einredete. Ihr Zuhörer war Wilfried Mbappé, dessen Sohn Kylian kurz zuvor den letzten und entscheidenden Ball im Elfmeterschießen gegen die Schweiz vergeben hatte.
Unbestätigten Berichten zufolge soll die resolute Madame Rabiot Folgendes über Kylian Mbappé gesagt haben: „Für einen Spieler seines Niveaus ist es peinlich, wie er den Ball getroffen hat. Er hat ihn viel zu lasch geschossen. Ich hoffe, Sie werden ihn zurechtweisen.“ Andere Zeugen wollen beobachtet haben, wie Veronique Rabiot zuvor mit Angehörigen von Paul Pogba debattiert habe. Pogba, der Torschütze zum zwischenzeitlichen 3:1 für Frankreich, habe mit einem Ballverlust persönlich das 3:3 verschuldet – aufgrund von ausschweifender Arroganz und fußballerischer Fahrlässigkeit. Schon Pogbas Torjubel nach der vermeintlichen Vorentscheidung (der United-Star vollführte einen Robot-Dance; d. Red) habe vor Überheblichkeit nur so gestrotzt, befand Veronique Rabiot.
Schon zu Zeiten von Stefan und Martina Effenberg hat es das gegeben: auf sportliche Enttäuschungen folgten mehr oder weniger öffentliche Schuldzuweisungen, die schließlich in Schlammschlachten ausarteten. Neu ist allerdings, dass hier die Mutter eines Spielers im Zentrum des Konflikts steht – und dass niemand, aber auch niemand im französischen Verband imstande ist, die Situation zu deeskalieren.
„Ich hoffe, Sie werden ihn zurechtweisen“
Begonnen hatte alles mit einer Kritik an ihrem Sohn. „Veronique Rabiot gefiel gar nicht, was Pogbas Freunde während des Schweiz-Spiels über eines von Adriens Zuspielen gesagt hatten“, zitiert das Web-Magazin The Athletic eine „gut unterrichtete Quelle“. Mitglieder von Pogbas Entourage sollen dermaßen empört auf einen technischen Fehler von Rabiot reagiert haben, dass die Stewards in Bukarest die Gruppe anweisen musste, sich zu beruhigen.
„Nach dem Spiel“, so die anonyme Quelle, „rüffelte Veronique Pogba für dessen fatalen Ballverlust im Mittelfeld.“ Anschließend sei sie gleich zu Mbappés Vater marschiert und habe geschimpft: „Pass besser auf deinen Sohn auf, er hat ein großes Ego und genießt zu viel Schutz vonseiten der Presse. Ich finde ihn arrogant.“ Später soll Madame Rabiot 20 Minuten lang auf Mbappés Mutter Fayza Lamari eingeredet haben. Vertreter anderer Spielerfamilien hätten sich derweil beschämt weg gedreht.
Dabei ist auch Adrien Rabiot nicht gerade der Inbegriff des selbstlosen Teamplayers. Als er 2018 nicht im WM-Kader von Didier Deschamps aufschien, weigerte er sich, auf Standby parat zu stehen. Stattdessen verfasste Rabiot eine E‑Mail an den französischen Verband, in der er die Auswahlkriterien des Trainers infrage stellte. Zusätzlich ließ er seinen Frust bei Instagram raus: „Seit meiner ersten Berufung bestritt ich 88 Spiele für PSG, einen großen europäischen Verein, davon 13 in der Champions League. Ich habe neun Tore geschossen und sieben Trophäen gewonnen … hinter der Wahl des Trainers steckt keine sportliche Logik.“
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