Hertha wollte Richtung Europa durchstarten – jetzt steht die Mannschaft von Pál Dárdai auf dem Relegationsplatz. Kann der Ungar seinen Verein retten? Fünf Beobachtungen nach der 0:2‑Niederlage gegen Borussia Dortmund.
3. Dardai bringt die Fünferkette zurück
Egal ob 4−2−3−1, 4−4−2 oder 4−3−1−2 mit Mittelfeldraute: Unter Labbadia war die Viererkette in den meisten Spielen gesetzt. Auch Dardai setzte in der Vergangenheit zumeist auf eine Vier-Mann-Abwehr, in den ersten Partien hielt er an dieser Variante fest.
Mittlerweile weicht er von der Viererkette ab. Gegen Borussia Dortmund und in der Woche zuvor gegen Augsburg liefen die Berliner mit einer Fünferkette auf. Was gegen Augsburg noch für offensiven Schwung gesorgt hatte, war in Dortmund vor allem als Abwehrriegel gedacht. Aus einem (tiefen) 5 – 3‑2-System heraus versuchten sie die Räume im Zentrum zu versperren und den Gegner auf den Flügel zu leiten. Die Fünferkette soll dem Team mehr defensive Stabilität verleihen.
Interessant ist vor allem Dardais Personalwahl. Neben Niklas Stark verteidigen in der Fünferkette mit Lukas Klünter und Dardais Sohn Marton zwei schnelle Akteure. Sie sollen mit ihrer Geschwindigkeit helfen, Pässe hinter die Abwehr zu erlaufen. Das funktioniert: Sowohl Klünter als auch Marton Dardai haben sich auf der Position eingewöhnt. Die Abwehrkette war zuletzt nicht das Problem.
4. Torchancen kreieren über die Außen
Im Mittelfeld setzt Dardai ebenfalls auf Geschwindigkeit – und auf Kampfstärke. Lucas Tousart sollte als Sechser gegen den BVB die Räume schließen, Vladimir Darida und Maximilian Mittelstädt davor ebenfalls für eine hohe Kompaktheit sorgen. Gerade hier setzt Dardai vermehrt auf Zweikampfstärke. So bekamen die (am Wochenende verletzten) Sami Khedira und Santiago Ascacibar im Zentrum ihre Chance. Auch das ist typisch Dardai: Er steht auf Kämpfer im Mittelfeld-Zentrum.
Nach vorne soll das Spiel eher über die Flügel getragen werden. Die Außenverteidiger sollen hier nach vorne stoßen. Die Herthaner spielen viele Bälle den Flügel entlang. Diese Spielweise hat Dardai schon in der Vergangenheit bei der Hertha angewandt. Noch führen die Flanken aber selten zu Erfolg, zumal die Taktik gegen den BVB angesichts der tiefen Grundstaffelung selten aufging.
5. Spielerische Fragezeichen
Trotz der 0:2‑Niederlage zeigte sich Dardai nach dem BVB-Spiel zufrieden – zumindest mit der ersten Halbzeit. Nach der Pause habe seiner Mannschaft der Mut gefehlt, nach vorne zu spielen. Die Stürmer hingen in der Luft, wie die Schuss-Statistik belegt: Gerade einmal drei Schüsse gaben die Berliner ab, davon ging nur einer aufs Tor.
Die Offensive bleibt die Schwachstelle der Berliner. Auch Dardai schafft es bisher nicht, dem Team die nötige Balance aus defensiver Stabilität und offensiver Durchschlagskraft zu verschaffen. Gerade das Konterspiel funktioniert noch nicht so, wie Dardai sich das vorstellt. Gerade einmal vier Tore erzielten die Herthaner unter Dardai. Mit Matheus Cunha fehlt der einzige Spieler, der mit Pässen und Dribblings die Stürmer einzusetzen weiß.
Insofern lässt sich auch die wichtigste Frage noch nicht beantworten: Kann Dardai die Trendwende schaffen? Auf die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf trifft die Hertha erst am 29. Spieltag, ab dann warten Spiele gegen Mainz, Schalke, Bielefeld und Köln. Der Weg der Herthaner wird sich erst in diesen Partien bestimmen.
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