Auf dem Weg zum vierten Europa-League-Titel in sechs Jahren trifft der FC Sevilla am Sonntagabend auf Manchester United. Zu verdanken haben sie ihre Erfolge vor allem Sportdirektor Monchi, der dem jährlichen Ausverkauf auf beeindruckende Art und Weise trotzt.
Das Geheimnis hinter dem Scoutingerfolg erklärte Monchi gegenüber dem Guardian so: „Sechzehn Leute schauen sich eine gewisse Anzahl an Ligen an. Die ersten fünf Monate schauen wir viel Fußball ohne ein bestimmtes Ziel, wir sammeln nur Daten. Jeden Monat stellen wir eine Top-Elf aus jeder Liga zusammen. Im Dezember beobachten wir dann Spieler, die in mehreren Punkten auf sich aufmerksam gemacht haben, um ein breites Profil zu erstellen.“
Diese Methode ergebe dann eine Liste mit ungefähr 250 potenziellen Neuzugängen. „Wenn der Trainer sagt, er will einen linken Verteidiger, der im Durchschnitt 11 Kilometer pro Spiel läuft, 800 Meter sprintet und beidfüßig ist, passen von der Liste zehn Spieler in dieses Profil“, erklärt Monchi. Um die Spieler dann von einem Wechsel zu Sevilla zu überzeugen, hat der Verein, seit Monchi seinen Posten im Jahr 2000 antrat, reichlich Argumente gesammelt. Damals war der FC Sevilla gerade in die zweite Liga abgestiegen und geriet in finanzielle Schieflage. Der erste Titel nach 58 Jahren war der UEFA Cup 2006. Es folgten insgesamt acht weitere Titel in den nächsten Jahren.
Die abgelaufene Saison in der Primera Division beendeten die Andalusier auf dem vierten Platz hinter den drei Großen aus Madrid und Barcelona. Monchi hat es erneut geschafft, den Kader mit erfahrenen Spielern wie Luuk de Jong oder jungen Talenten wie Jules Koundé zu spicken. Allesamt von internationaler Klasse, aber keine Superstars. Dafür nahm er im vergangenen Sommer auch viel Geld in die Hand. 177,75 Millionen ließ er sich die 14 Neuzugänge kosten. Vereinsrekord.
Aus dem offensiv ausgerichteten 4 – 3‑3-System sticht kein Spieler so richtig heraus. Einzig Lucas Ocampos erzielte in der abgelaufenen Saison mehr als zehn Treffer. Lopetegui hat seinen Kader zu einer funktionierenden Einheit geformt, die mit taktischer Cleverness agiert und körperbetont auftritt.
„Niemand bringt ein Banner mit ins Stadion, auf dem großartige wirtschaftliche Ergebnisse gefeiert werden“
Gegen die Wolverhampton Wanderers kamen die Blanquirrojos nicht gut in die Partie, arbeiteten sich dann aber kontinuierlich rein, ehe sie im zweiten Durchgang endgültig das Zepter an sich rissen. Kurz vor Schluss traf Ocampos per Kopf zum verdienten 1:0.
Unter den verbleibenden vier Mannschaften zählt der FC Sevilla nicht unbedingt zu den Favoriten. Doch statt tiefzustapeln, zeigt sich Lopetegui selbstbewusst: „Manchester ist eine große Mannschaft, ein guter Verein, aber wir haben die gleichen Ambitionen.“ Oder um es mit den Worten von Monchi zu sagen: „Niemand bringt ein Banner mit ins Stadion, auf dem großartige wirtschaftliche Ergebnisse gefeiert werden.“