Zum ersten Mal seit fast zwölf Jahren kommt es am Samstag zum B1-Derby Bochum gegen Dortmund. Wir blicken auf elf bedeutsame Duelle zwischen BVB und VfL zurück.
23. August 1953: VfL gegen BVB 1:3 (1:0)
Nachdem drei Bochumer Vereine 1938 zum VfL fusionieren, kommt es in der Gauliga Westfalen fünf Jahre lang regelmäßig zum Duell Schwarz-Gelb gegen Blau-Weiß. Nach dem Krieg dauert es dann aber eine ganze Weile, bis Bochum den Sprung in die Oberliga schafft. Gleich im ersten Heimspiel in der neuen Klasse bekommen es die kampfstarken Jungs von der Castroper Straße mit dem Nachbarn aus Dortmund zu tun. Linksaußen Werner Ocker gelingt das 1:0, doch nach einer Stunde fällt Alfred Niepieklo eine zu kurze Faustabwehr von Torwart Richard Duddek vor die Füße. Wenig später trifft Hans Flügel zum 1:2, kurz vor dem Ende macht Veteran Erich Schanko das dritte Dortmunder Tor.
15. Januar 1961: VfL gegen BVB 3:5 (0:3)
Nach 50 Minuten führen die Gäste mit 4:0, doch plötzlich kippt die Partie. Die ersatzgeschwächten Bochumer kommen auf 3:4 heran, dann prallt der Ball dem Dortmunder Willi Burgsmüller im eigenen Strafraum an die Hand. Aber Referee Johannes Malka, später lange Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses, verweigert Bochum den Elfmeter. BVB-Trainer Max Merkel rührt Beton an und zieht Aki Schmidt in die Abwehr. Kurz vor dem Ende vollendet Lothar Emmerich einen Konter zum 3:5. Es ist das letzte B1-Derby für ein Jahrzehnt.
6. November 1971: VfL gegen BVB 4:2 (4:0)
Nach zehn Jahren in der Unterklassigkeit hat Bochum im Oberhaus erstaunlich wenig Anpassungsprobleme und gewinnt das erste Bundesligaduell gegen den Nachbarn deutlich. Reinhold Wosab, gerade erst vom BVB zum VfL gewechselt, ist der beste Mann auf dem Platz; der leider früh verstorbene Werner Balte hat Pech, dass der Schiedsrichter seinen Treffer zum 5:0 wegen Abseits nicht gelten lässt. Erst danach kommt Dortmund so langsam ins Spiel, trotzdem sagt Bochums Trainer Hermann Eppenhoff (auch er Ex-Borusse): „Ein wichtiger Sieg nach einer unserer besten Leistungen.“
22. Mai 1982: BVB gegen VfL 3:2 (0:2)
Nach 16-jähriger Pause qualifiziert sich Dortmund wieder für einen Europapokal, braucht dafür aber Glück und einen späten Sturmlauf. Christian Schreier und Walter Oswald haben das 0:3 auf dem Fuß, erst in der Schlussphase verlieren die bis dahin souveränen Gäste die Übersicht. Bernd Klotz köpft in der 85. Minute das nicht mehr für möglich gehaltene Siegtor, und die schwarz-gelben Fans feiern Trainer Branko Zebec als „besten Mann der Welt“.
8. März 1983: BVB gegen VfL 3:1 n.V. (1:1, 1:0)
Das 50. Spiel zwischen den beiden Klubs ist erstaunlicherweise das bis heutige einzige im DFB-Pokal. Weil der Zuschauerandrang größer als erwartet ist, wird die Partie mit neun Minuten Verspätung angepfiffen. Wieder einmal spielen die Bochumer im Westfalenstadion groß auf, verlieren vor 35.000 Fans aber unglücklich, weil gleich zwei Dortmunder – Erdal Keser und Marcel Raducanu – Freistöße direkt verwandeln. (Das anschließende Halbfinale verliert der BVB beim Zweitligisten Fortuna Köln mit 0:5!)
14. September 1985: VfL gegen BVB 6:1 (2:1)
Der überragende Stefan Kuntz führt seinen VfL mit drei Toren und einer Vorlage zum höchsten Sieg über die Borussia. Der Stürmer ist noch keine 23 Jahre alt und könnte damit fast der Sohn seines Torwarts sein, denn im Bochumer Kasten steht an diesem Tag der fast 39-jährige Wolfgang Kleff. Der Routinier bekommt nicht viel zu tun, denn die Elf des angeblichen Startrainers Pal Csernai ist nur ein Trümmerhaufen – und verliert zwei Monate später auch bei Schalke mit 1:6.
17. Februar 1988: BVB gegen VfL 1:2 (1:0)
Ohne Lothar Woelk, ohne Rob Reekers und ohne Ata Lameck reisen die Bochumer zur Borussia, die sich in diesen Jahren langsam, aber unaufhörlich vom Nachbarn entfernt, finanziell und sportlich. Auch deswegen wird dieser Auswärtssieg zur Legende. Zuerst aber bestimmt ein gewisser Andreas Möller die Nachholpartie. In seinem ersten Heimspiel für den BVB zieht er die Fäden und erzielt – per Kopf! – das 1:0. In Durchgang zwei hält Bochum zwar besser mit, aber nach 88 Minuten deutet nichts auf die beiden Schlusspointen hin. Die erste setzt ein Amateur namens Dirk „Ritschi“ Riechmann, dann schließt Michael „Ratschi“ Rzehaczek den letzten Angriff des Spiels unter Flutlicht zum 1:2 ab.
20. April 2001: BVB gegen VfL 5:0 (2:0)
Wieder ein Abendspiel, aber keines auf Augenhöhe mehr. Nun ist der VfL bloß ein Aufsteiger (und Tabellenletzter), während sich der BVB mitten im Titelrennen befindet. Auch Bochums Libero Thomas Reis kann den höchsten Dortmunder Sieg gegen den Nachbarn nicht verhindern, Jungstars wie Yildiray Bastürk, Paul Freier oder Peter Peschel zahlen bitteres Lehrgeld gegen Altstars wie Jörg Heinrich, Stefan Reuter oder Jürgen Kohler.
10. März 2007: VfL gegen BVB 2:0 (0:0)
Der bislang letzte Dreier der Bochumer gegen die Borussia ist auch deswegen bemerkenswert, weil dem Neuling VfL im folgenden Monat zudem noch ein Derbysieg gegen Schalke gelingt (der S04 am Ende die Meisterschaft kosten wird). Und weil man die Saison auf Rang acht und damit direkt vor dem BVB beendet! Theofanis Gekas trifft kurz nach der Pause zum 1:0 und sorgt in der Schlussphase mit einem Kopfball für die Entscheidung.
29. März 2008: VfL gegen BVB 3:3 (3:2)
Das erste Unentschieden in unserer kleinen Reise durch die Zeit ist so turbulent, wie die nackten Zahlen vermuten lassen. Ein 19-jähriger Verteidiger namens Mats Hummels gibt sein Bestes, aber nach neun Minuten führen die Hausherren 2:0. Dann bereitet Dede zwei Dortmunder Tore vor, doch kurz vor der Pause geht Bochum durch Benjamin Auer wieder in Führung. Der sehr starke Tinga trifft schließlich noch zum Ausgleich, den Bochums Trainer Marcel Koller anschließend mit Landsmann DJ Bobo analysiert. Kollers Kollege Thomas Doll gerät derweil unter Druck und ist nur noch fünf Tage von seiner Wutrede entfernt.
13. März 2010: VfL gegen BVB 1:4 (0:2)
So überlegen der Gast aus Dortmund auch ist – niemand auf den Rängen denkt, dass dieses B1-Derby das letzte für fast zwölf Jahre sein wird. Der BVB führt schon mit 2:0, als Milos Maric wegen einer Tätlichkeit vom Rasen muss. In Unterzahl sieht der VfL sogar besser aus und kommt durch das erste Bundesligator eines gewissen Lewis Holtby noch mal heran, bevor Lucas Barrios die Punkte per Doppelpack sichert. Bochums Trainer heißt Heiko Herrlich, hat eine Dortmunder Vergangenheit und wird einen Monat später entlassen. Das ändert nichts daran, dass der VfL für elf Jahre in der 2. Liga verschwindet.