Union Berlins Höhenflug stoppt auch gegen den VfL Wolfsburg nicht. Doch das Spiel zeigt auch: Union ist eben kein Spitzenteam. Vier Thesen zum Klub aus Köpenick.
Nicht jeder Union-Fein weinte Rafal Gikiewicz eine Träne nach, als dieser im Sommer Berlin gen Augsburg verließ. Der Torhüter eckte mit seiner Art an. Einig dürften sich die Fans in der sportlichen Bewertung gewesen sein: Gikiewicz hielt in den vergangenen Jahren fast alles, was zu halten war.
Sein Nachfolger Andreas Luthe patzte hingegen in Augsburg einige Male. Diese Patzer sind mittlerweile jedoch vergessen. Beim 2:2 gegen Wolfsburg zeigte Luthe zum wiederholten Male in dieser Saison seine Klasse. Gleich mehrfach parierte er Schüsse aus nächster Nähe. Seine Paraden sind Garant für die wenigen Gegentore der Union.
So beeindruckend die Bilanz der Berliner in dieser Saison ist: Zu einem Spitzenteam fehlt ihnen naturgemäß Einiges. Das Spiel gegen Wolfsburg lieferte ein plastisches Beispiel. Ab der 52. Minute sah eigentlich alles rosig aus für die Berliner: Wolfsburgs Maxi Arnold war nach einer Notbremse vom Platz gestellt worden, Andrich hatte den fälligen Freistoß zum 2:1 verwandelt.
Doch statt das Spiel zu beruhigen und Ball und Gegner laufen zu lassen, spielte Union dem Gegner in die Karten. Teilweise rückten sie weit vor, teilweise ließen sie sich bis an den eigenen Sechzehner fallen. Die Überzahl nutzten sie bis zum Spielschluss nicht effektiv aus. Das spricht für fehlende Cleverness.
Doch auch fußballerisch ist Union (noch) kein Spitzenteam. Ihre Stärken können sie besonders dann ausspielen, wenn der Gegner den Ball hat. Im Spielaufbau haben sie zwar klare Fortschritte gemacht; gegen gut sortierte Gegner tun sie sich aber weiterhin schwer. Kein Wunder: Individuell sind sie einem Gegner wie Wolfsburg unterlegen.
Die fehlende spielerische Klasse zeigt sich in einer Statistik: 33 Prozent aller eigenen Torschüsse haben die Berliner nach ruhenden Bällen abgegeben. Das ist der zweithöchste Wert der Liga. Spitzenteams wie Borussia Dortmund oder Bayern München liegen bei 25 Prozent.
Allerdings würde auch kein Union-Fan den Fehler machen, das eigene Team mit dem Geldadel der Liga zu vergleichen. Union weiß, wo es herkommt. Mit der Mischung aus defensiver Stabilität, hohem Tempo und vereinzelten spielerischen Glanzlichtern wird die Mannschaft weiterhin versuchen, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Für den Klassenerhalt und nicht für Europa, versteht sich.