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Seite 5: Wie Oliver Kahn mit seiner Karriere Frieden schloss

Dass er dem alten Kon­tra­henten Jens Leh­mann vor dem Elf­me­ter­schießen gegen Argen­ti­nien die Hand gab und ihm Glück wünschte, war im End­ef­fekt zwar nur eine Rand­notiz, aber sie sorgte dafür, wenn­gleich gewaltig auf­ge­bauscht, dass Kahn zum ersten Mal in seiner Kar­riere beliebt war. Der Ein­zel­gänger war wieder Teil einer Mann­schaft. Noch vor der WM und der Ent­schei­dung der T‑Frage hatte ein in Zeit­lupe hech­tender Kahn in einem Wer­be­spot quäken müssen Titan, Titan, ohne Abwehr ist nichts mit Titan“, was zwar zu vielen Lachern, nicht aber zu der Annahme geführt hatte, Kahn sei plötz­lich ein Team­player. Nun hatte er sich wieder ein­ge­glie­dert. Dass er dabei kei­nes­wegs glück­lich aussah, tat seiner neuen Popu­la­rität keinen Abbruch.

Echte Freude

So konnte er nach seinem letzten Län­der­spiel im kleinen Finale gegen Por­tugal, bei dem er noch einmal groß­artig hielt und die Kapi­täns­binde trug, auf dem Höhe­punkt seiner Kar­riere zurück­treten – nicht in sport­li­cher, son­dern in mensch­li­cher Hin­sicht.

In seiner letzten Saison bekam Kahn nicht allzu viel zu tun, doch wenn er gebraucht wurde, war er zur Stelle. Noch einmal zeigte er einige unfass­bare Paraden, zum Bei­spiel, als er es im Spiel gegen Lever­kusen noch schaffte, an einen abge­fälschten Ball noch im Flug die Fuß­spitze zu bekommen und ihn neben das Gehäuse zu lenken.

Noch einmal erlebte er einen dieser magi­schen Momente des Fuß­balls, als die Bayern in Getafe ein schon mehr­fach ver­lo­renes Spiel doch noch drehten und ins Halb­fi­nale des Uefa-Cups ein­zogen. Dieses Mal hat sich Kahn nicht alleine gefreut, son­dern im Kreise seiner Mit­spieler, und auch wenn er dabei Mark van Bommel einen rechten Haken auf die Nase ver­passte, sah es dieses Mal auch wirk­lich nach Freude aus und nicht nach mani­scher Ersatz­hand­lung.

Nicht die Erfolge allein machen glück­lich

Oliver Kahn hat spät gelernt, dass ihn Erfolge allein nicht glück­lich machen und dass er auch einen Aus­gleich braucht für den, da ist das Wort ein letztes Mal, Druck, der all die Jahre auf ihm las­tete und an dem er bei­nahe zer­bro­chen wäre.

Inzwi­schen glaubt man ihm, wenn er sagt, das Aus im Uefa-Cup gegen St. Peters­burg habe ihm nicht so viel bedeutet. Dieser Pokal war ohnehin kein großer Ansporn mehr für jenen Mann, der außer dem Welt­meis­ter­titel alles gewonnen hat, was es im Fuß­ball zu gewinnen gibt, auch die EM, 1996 mit Jürgen Klins­mann. Doch über jene Nacht von Getafe freut er sich noch immer, und wenn er dar­über spricht, dann lacht er. Aus vollem Hals.