Heute Abend trifft Leverkusen auf den AS Monaco. Andreas Wolf spielte bis 2014 in Monaco und bekam einen Einblick in das Land der Reichen und Schönen.
Andreas Wolf, Sie haben mehr als zwei Jahre beim AS Monaco gespielt. Schauen Sie sich das Champions-League-Spiel heute Abend gegen Leverkusen an?
Wenn es zeitlich passt, werde ich mir das Spiel anschauen. Ich interessiere mich generell für die Spiele von Monaco, da ich noch mit ein paar Spielern von damals Kontakt habe. Ich schreibe zum Beispiel ab und zu mit Valère Germain und Nabil Dirar.
Wie ist die Stimmung im Stade Louis II?
Leider ist das Stadion selten gut gefüllt. Das liegt einerseits daran, dass die Monegassen wenig fußballinteressiert sind und es andererseits natürlich nur rund 37.000 von ihnen gibt und viele vor allem im Sommer da sind, um dort Urlaub zu machen.
Als Sie in der Winterpause der Saison 2011/12 von Werder Bremen kamen, spielte Monaco noch in der zweiten französischen Liga. Warum sind Sie trotzdem gewechselt?
Ich befand mich schon in den letzten Jahren meiner Karriere und wollte vorher unbedingt mal im Ausland gespielt haben. Als dann im Winter das Angebot aus Monaco kam, habe ich mir lange Gedanken gemacht, ob meine Familie und ich den Schritt wagen. Aber wir haben es nicht bereut. Monaco ist schließlich nicht die schlechteste Gegend, in der man leben kann. (Lacht.)
Wie bewerten Sie rückblickend Ihre Zeit in Monaco?
Für mich war es eine Riesenerfahrung im Ausland zu spielen. Monaco ist für mich ein Top-Klub in Europa, der 2004 im Champions-League-Finale stand und auch in den letzten Jahren sehr erfolgreich gespielt hat.
Monaco hat den Ruf das Land der Reichen und Schönen zu sein. Wie lebt es sich dort?
(Lacht.) In Monaco wohnen sehr, sehr reiche Menschen. Aber man kann dort gut leben. Monaco ist sehr eng bebaut, sodass die Wege kurz sind. Allerdings mussten wir regelmäßig mal raus, da man nach einiger Zeit von den engen Gassen erschlagen wird. In meiner Freizeit bin ich daher oft mit meiner Frau und meinen Kindern an den Strand gefahren.
In Monaco ist vieles teurer als in Deutschland. Bekommt man da einen Schock, wenn man im Supermarkt einkaufen geht?
Überhaupt nicht. Wenn man ein bisschen auf die Preise schaut und diese vergleicht, kann man auch in Monaco relativ günstig einkaufen gehen. Ein Vorteil ist aber, dass das Obst viel frischer als in Deutschland ist. Der Bauer von nebenan pflückt das Obst vom Baum und verkauft es auf dem Markt. Das schmeckt gleich viel besser. Aber wenn man will, kann man einen Haufen Geld in Monaco ausgeben.
Als Sie nach Monaco kamen, gehörte der Verein bereits seit einem Jahr dem russischen Investor Dimitri Rybolowlew. Hatten Sie Kontakt mit ihm?
Er war regelmäßig bei unseren Spielen im Stadion und ist auch oft zu Auswärtsspielen geflogen. Ab und zu kam er auch in die Kabine und hat uns zum Sieg gratuliert. Da ich Russisch kann, hat er mich oft als Kontaktperson zwischen der Mannschaft und ihm genutzt. Er wollte wissen, was die Spieler gerade beschäftigt.
Zur Saison 2012/13 wurden Sie unter dem neuen Trainer Claudio Ranieri Kapitän, obwohl Sie gerade mal zwei Spiele für Monaco absolviert hatten. Hat Sie diese Entscheidung überrascht?
Ich war leider verletzt, als ich nach Monaco kam und habe mir nach zwei Spielen einen Jochbeinbruch zugezogen, sodass die Saison für mich gelaufen war. Als dann Ranieri kam, habe ich mich schon gewundert, dass er mich zum Kapitän ernannt hat, vor allem weil ich kein Französisch spreche und daher die Kommunikation nur auf Englisch möglich war. Aber der Verein wollte mich, weil ich die meiste Erfahrung in der Mannschaft hatte.
Am Ende der Saison sind Sie mit Monaco in die erste Liga aufgestiegen. Danach haben Sie nur noch ein Spiel gemacht.
Ich habe mich in der Vorbereitung wieder verletzt und musste zweimal am Knie operiert werden. Danach war es schwer, wieder den Anschluss zu finden. Vor allem körperlich habe ich nicht mehr das notwendige Niveau erreicht. Außerdem hatte ich auf meiner Position mit Eric Abidal und Ricardo Carvalho starke Konkurrenz. Das sind Weltklasse-Spieler, die vorher bei Barcelona und Real Madrid gespielt haben.
Monaco hat nach dem Aufstieg rund 180 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben und Stars wie den kolumbianischen Stürmer Radamel Falcao geholt. Wie lief Ihre erste Begegnung ab?
Falcao wurde wie jeder andere in der Kabine vorgestellt. Das war genauso wie in Bremen oder Nürnberg, wenn jemand Neues zur Mannschaft stößt. Es wurden also keine Schampusflaschen aufgemacht. (Lacht.) Auch im Training haben James Rodriguez, Falcao oder Joao Moutinho nicht den Star raushängen lassen, sie waren sehr professionell.
Haben Sie sich oft mit ihnen ausgetauscht?
Carvalho und ich haben uns sehr gut verstanden. Mit Falcao habe ich leider wenig geredet, da er kaum Englisch sprach. Und Abidal war für jeden Spaß zu haben.
Nach der Aufstiegssaison haben Sie im Juli 2014 Ihre Karriere beendet, obwohl Ihr Vertrag bei Monaco erst ein Jahr später ausgelaufen wäre. Warum?
Ich hätte gerne noch das Jahr gespielt, aber es hat aus meiner Sicht keinen Sinn mehr ergeben. Körperlich ging es einfach nicht mehr. Ich hatte jeden Tag Schmerzen und das zermürbt einen auf Dauer.
Warum haben Sie Ihren Vertrag nicht einfach ausgesessen und das Geld kassiert?
Für mich war entscheidend, dass der Verein und ich im Guten auseinandergehen. Ich fahre ab und zu immer noch nach Monaco und die Leute im Verein freuen sich, wenn ich sie besuche. Das war mir wichtiger, als ein paar tausend Euro mitzunehmen und mich mit dem Verein deswegen zu streiten.
Was haben Sie nach Ihrem Karriereende gemacht?
Ich bin nach Deutschland zurückgekehrt und habe zwei Jahre als Co-Trainer der U21 des 1. FC Nürnberg gearbeitet. Mein Vertrag in Nürnberg ist inzwischen aber ausgelaufen und ich möchte mich erst einmal vom Fußball zurückziehen. Ich will mehr Zeit für meine Familie haben, um Energie zu tanken und meine Trainer A‑Lizenz fertig zu machen.
Wem werden Sie heute Abend die Daumen drücken, Ihrem Ex-Verein oder der deutschen Mannschaft?
Ich hoffe, dass sich die Leverkusener besser präsentieren als gegen Moskau. Aber wie das Spiel ausgeht, ist mir egal. Ich wünsche mir nur, dass beide in der Gruppe weiterkommen.