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Seite 2: Wie Nowitzki den Fußball schlug

Die Flanke ist mir über’n Spann gerutscht“, grinste Dirk Nowitzki 2016 in die Kamera, die in einer Würz­burger Turn­halle auf­ge­stellt worden war, also das gebe ich ehr­lich zu, das war mehr Glück. Aber Poldi hat das natür­lich super gemacht. Das war ein Rie­sen­ding.“ Bei einem Bene­fiz­spiel hatte er Lukas Podolski einen Seit­fall­zieher fach­ge­recht vor­ge­legt. Und so fing Nowitzki, der Flan­ken­geber zum Tor des Monats Juli 2016, die gol­dene Medaille, die ihm Lukas Podolski in einem Video­clip sym­bo­lisch zuge­worfen hatte. Und wäh­rend sich seinen Wangen zu einem großen Lächeln zusam­men­zogen, freute sich der Basekt­ball­star aus vollstem Herzen: Wow! Eine Rie­sen­ehre!“

Er konnte über sich selbst lachen, bescheiden bleiben, aber auch in diesen Momenten war ihm anzu­sehen, dass er sich wirk­lich freute. In einer Riege mit den größten Fuß­bal­lern des Landes, auch in dieser Sta­tistik war Nowitzki jetzt ver­treten.

Spielen, um besser zu werden

Dieser Tage wird viel dar­über dis­ku­tiert wird, ob Dirk Nowitzki der größte deut­scher Sportler aller Zeiten ist. Bedeu­tender als Boris Becker, wich­tiger als Michael Schu­ma­cher, besser als Hackl Schorsch. Drei Dinge spre­chen dafür. Nowitzki hat sich einer Sportart zueigen gemacht, die in Deutsch­land ein Nischen­da­sein fris­tete. Nachdem er sich als klas­si­scher Big Man“ in der NBA nicht durch­setzen konnte, ver­senkte er statt­dessen Dreier und revo­lu­tio­nierte mit seiner Spiel­weise den kom­pletten Bas­ket­ball. Er ist neben dem Platz Vor­bild geblieben, weil er sich selbst in den Hin­ter­grund stellte und mit seiner Stif­tung gesell­schaft­liche Pro­bleme anging.

Nowitzki spielte Bas­ket­ball, um besser zu werden. Des­halb wurde er berühmt. Und des­halb fällt es schwer, aktuell einen Fuß­baller zu finden, der sich mit ihm ver­glei­chen ließe. Ronaldo und Lionel Messi? Die Ein­zigen ihrer Art. Doch durch Steu­er­hin­ter­zie­hung und andere Ermitt­lungen längst nicht mehr unan­tastbar. Einer wie Bas­tian Schwein­steiger? Immerhin, mit Cut im WM-Finale hat er sein eigenes Fieber-Game“ bestritten, aber in der Wir­kung ist er wohl nicht ansatz­weise ver­gleichbar. Nowitzki hat die Mess­latte hoch ange­legt.

Wel­cher Fuß­baller kann da mit­halten?

Heute denken die 16‑,17-Jährigen: Wie ist mein Profil? Sie füllen Nischen aus, damit sie nebenbei noch Geld ver­dienen können, sie haben Wer­be­ver­träge, Schuh­spon­soren, sie machen in der Kabine Fotos, als wären sie in Gangster-Bands“, sagt Robert Huth. Und es ist tat­säch­lich kein Fuß­baller in Sicht, der in nächster Zeit in die Riege dieser Spit­zen­sportler hin­ein­stoßen könnte. Mög­lich, dass die Kon­zen­tra­tion auf das Wesent­liche fehlt. Mög­lich, dass sich der Fuß­ball längst nicht mehr iso­liert betrachten lässt. Mög­lich, dass das nie­mand mehr sein kann und möchte.

Was schade wäre, denn dem Fuß­ball fehlt dieser unan­tast­bare Super­star. Wir werden warten müssen. Auf einen, der wie Nowitzki ist, auf und neben dem Platz. Auf einen, den man ver­ab­schieden könnte mit den Worten: Da geht er, ein großer Spieler. Ein Mann wie Steffi Graf.“