Die Liga entdeckt die Defensive, spielt kaum noch mit Viererkette, hat dafür aber einen alten Bekannten wiederentdeckt. Hier kommen die fünf Taktiktrends der Hinrunde.
3. Fünferkette ist der neue Standard
Wenn ein Bundesliga-Team mit einer Fünferkette in eine Partie startet, ist der Kommentator manches Mal überrascht: „Heute treten sie tatsächlich nicht mit einer Fünferkette an, nicht mit einer Viererkette!“ Eigentlich müsste man es mittlerweile andersherum betrachten: Die Ausnahme ist heutzutage, wenn ein Team nicht mit einer Fünferkette antritt. Die Fünferkette kam in dieser Saison insgesamt häufiger zum Einsatz als die Viererkette.
Die Dominanz der Viererkette hat sich fast ein Jahrzehnt gehalten; spätestens mit dieser Saison ist sie endgültig vorbei. Die meisten Teams wollen auf den zusätzlichen Mann in der Abwehr nicht verzichten. Er soll das eigene Team besser gegen Pässe in die Tiefe wappnen. Zugleich muss im Aufbau kein Mittelfeldspieler zurückfallen, damit die Außenverteidiger aufrücken können.
4. Schließt das Zentrum!
Viele Teams nutzen eine Formation mit Fünferkette, um das Zentrum zu schließen. Gerade die 5 – 3‑2-Variante ist dazu prädestiniert, das Mittefeldzentrum zu dominieren. Die beiden Stürmer lenken schon den Aufbau nach außen, die drei zentralen Mittelfeldspieler decken die gegnerischen Mittelfeldspieler. Schalke hat das Verschieben im 5−3−2 perfektioniert; auch deshalb überwintern sie auf Rang 2.
Aber auch in anderen Formationen sind Teams aktuell bedacht, das Zentrum zu verschließen. Sie wissen, dass Flanken bei den meisten Gegnern keine Probleme darstellen. Zum einen sind Flanken schwer zu platzieren, zum anderen fehlt vielen Teams ein Verwerter im Strafraum. Nur Außenseiter Augsburg macht sich dies wirklich zunutze: Sie haben sich auf Flanken spezialisiert, Philipp Max füttert Stürmer Alfred Finnbogason.
5. Nehmt ihr ruhig den Ball! Wir brauchen ihn nicht!
Seit Jürgen Klopp mit seinem Vollgasfußball die Bundesliga dominiert hat, haben sich viele Trainer dem Konterspiel verschrieben. Das spürt man besonders in dieser Saison: Viele Teams fühlen sich wohler, wenn sie dem Gegner den Ball überlassen können und das Spiel nicht selber gestalten müssen. In der Tat steht diese Saison eher für Defensivfußball. Die Torquote ist mit 2,75 Treffern pro Spiel im Vergleich zu den Vorjahren leicht gefallen, Spektakel gab es nur in wenigen Partien.
Dies ist einer der Gründe, warum der Bundesliga derzeit ein Verfolger für die Bayern fehlt: Die defensivtaktische Entwicklung ist weiter als die offensivtaktische. Es ist kein Zufall, dass sich sämtliche Taktik-Trends in diesem Artikel auf die Defensive beziehen.
Spitzenteams fehlen aktuell die taktischen Mittel, starke Defensivreihen zu knacken. Egal ob Leipzig, Hoffenheim, Schalke oder Leverkusen: Sie alle haben einige Punkte liegen gelassen gegen individuell schwächere Teams. So gelingt es vielen Außenseitern, mit einer guten Defensivtaktik den Gegner matt zu stellen. Willkommen in der defensiven Liga.