Sie sind jung, sie spielen im Zentrum und sie wollen so bald wie möglich den Weltfußball dominieren: Hier kommen die größten Talente im defensiven Mittelfeld.
Riechedly Bazoer, 20 Jahre
Bazoer gilt als eines der größten Mittelfeldtalente Europas. Bei Ajax Amsterdam war er für seine raumgreifende Rolle auf vielen Positionen im zentralen Mittelfeld bekannt. Während er als alleiniger Sechser größtenteils gute bis sehr gute Leistungen zeigte, indem er den Laden vor der Abwehr alleine zusammenhielt, Bälle ordentlich verteilte und als Spielgestalter fungierte, waren seine Leistungen auf der Achterposition weniger stark.
Der 20-Jährige wurde bei Ajax auf dieser Position gerade in der letzten Halbserie etwas merkwürdig als Allrounder eingebunden. Er sollte also nicht nur dafür sorgen, dass der Ball nach vorne getragen wird, er war auch dafür zuständig, weit aufzurücken und in höheren Zonen präsent zu sein. Generell eine sehr schwierige Rolle, klar. In Ansätzen konnte er sie zwar umsetzen, aber hier und da waren gerade in der strategischen Entscheidungsfindung und der Einbindung seiner Mitspieler einige Fehler dabei. Bazoer ist dann am stärksten, wenn er viel Raum covern, den Ball aus dem Sechserraum verteilen und weiträumige Dribblings ansetzen kann.
Sein weiträumiges Bewegungsspiel geht in höheren Zonen eben etwas verloren. Zudem besitzt er jetzt schon einen guten strategischen Fokus und kann für seine Mannschaft dadurch der Ruhepol im Ballbesitzspiel sein, jedoch hat er nicht die Durchschlagskraft und die Erfolgsstabilität sich in engen Räumen zu behaupten, um als aufrückender Achter zu agieren. Spielt er auf der Sechs, hat er das Spiel meist vor sich und kann es nach seinem Gusto diktieren. Generell muss man sagen, dass sich Bazoer immer aktiv ins Spiel einbringt. Er ist nie inaktiv, nimmt sich nie Pausen und will immer irgendetwas machen. Im Winter folgte etwas überraschend der Wechsel nach Wolfsburg.
Die Wolfsburg-Fans mögen es mir verzeihen, aber ein Wechsel von Ajax Amsterdam zum VfL Wolfsburg gilt gemeinhin nicht unbedingt als der Fortschritt schlechthin für ein so gehyptes Talent. Zudem soll unter anderem Borussia Dortmund am Niederländer dran gewesen sein. Die Zukunft wird zeigen, ob es nicht doch der richtige Schritt für Bazoer war. Mit seiner Spielweise passt er jedoch in das aktuelle Dreierkettensystem der Wolfsburger und könnte sich entsprechend entwickeln.
Amadou Diawara, 19 Jahre
14,5 Millionen Euro Ablöse überwies die SSC Napoli vor der laufenden Saison für den defensiven Mittelfeldspieler Amadou Diawara an den FC Bologna. In der Geschichte der Serie A gibt es nicht viele U19-Spieler, die so viel Geld gekostet haben – genauer gesagt sind es gerade einmal sieben. Beim aus Guinea stammenden „Sechser“ hat man aber schon während seines Jahrs in Bologna gesehen, dass er diese Summe wert sein wird.
Diawara strahlt mit seinen 19 Jahren eine fast unheimliche Ruhe am Ball aus und hat immer das Auge dafür, an der richtigen Position zu stehen. Das gilt sowohl für den Spielaufbau, der bei den Partenopei unter ihm zuweilen fast noch besser lief als unter Jorginho, als auch für die Defensivarbeit. Das Erobern von Bällen aufgrund guten Stellungsspiels und der dazu gehörigen Portion körperlicher Robustheit gehört zu den großen Stärken des beidfüßigen Afrikaners. Insbesondere, wenn die Angriffe ins letzte Drittel gehen, hält sich Diawara – sicher vor allem auch aus taktischen Gründen – aber vornehmlich zurück.
Kein Wunder, dass ihm in 44 Serie A‑Spielen und auch in der 3. Liga bei San Marino Calcio 2014/15 noch kein Treffer gelungen ist. Dass Diawara auch in Zukunft zu den Spielern gehören wird, auf die es zu achten gilt, ist offensichtlich. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm dahingehend sowieso nicht. „Qualität hat kein Alter. Man muss nicht darauf warten, die Fähigkeiten zu nutzen, die man hat“, sagte er mal bei UEFA.com.
Pape Cheikh Diop, 19 Jahre
Pape Cheikh Diop, geborener Senegalese, defensiver Mittelfeldspieler, 1,76 „groß“, eher schmächtig, ausgesprochen zweikampfstark. Schon verwirrt? Macht nichts, wir auch. Diop ist sicherlich ein ungewöhnlicher Sechser. Man fühlt sich bei ihm in eine Zeit zurück versetzt, als der gegnerische Zehner noch regelmäßig in Manndeckung genommen und über den halben Platz verfolgt wurde. Diop nimmt den gegnerischen 10er auch in Manndeckung. Oder den Mittelstürmer. Oder den Linksverteidiger. Ok, ich übertreibe.
Was man aber wohl sagen kann ist, dass Verteidigen im Raum nicht so sein Ding ist und er sich in direkten Duellen deutlich wohler fühlt. Was man auch sagen kann, ist, dass der Vergleich mit Manndeckern von kurz nach der Jahrtausendwende an dieser Stelle aufhört. Denn Diop hat nebenbei auch eine feine Technik, ist flink und wendig am Ball und vor allem blitzschnell, wenn es darum geht, nach Ballgewinn den Gegenangriff einzuleiten. Doch nicht nur sein Spielstil, auch sein Werdegang ist bemerkenswert. Mit 14 kam er aus dem Senegal nach Spanien, genauer gesagt ins kastilische Palencia, wo er seine Karriere in einer Akademie startete. Einer Akademie mit dem Namen CIA (Club Internacional de la Amistad), deren Website in etwa so seriös aussieht, als wolle sie einem als nächstes Auren verkaufen (kein Link an dieser Stelle, googelt selbst).
Doch tatsächlich, nach einem Jahr in der Akademie schloss er sich einem Amateur-Club aus A Coruña an, wurde für die U16-Auswahl Galiziens nominiert (ja, die gibt es) und zog dort die Aufmerksamkeit der großen lokalen Clubs auf sich. Er entschied sich für Celta, wo er nun drei Jahre später langsam an die erste Mannschaft herangeführt wird. Wir sind gespannt, wo der Weg des Pape Diop noch so alles hinführen wird.
Rodrigo Hernández, 20 Jahre
Eine der Entdeckungen der Saison in Spanien ist Villarreals Rodrigo Hernández. Eigentlich stenden ihm nicht allzu viele Chancen auf Einsatzzeit in Aussicht, als im Sommer für seine Position der Senegalese Alfred N’Diaye verpflichtet wurde. Doch diese acht Millionen hätte man sich sparen können, Eigengewächs Rodrigo hat ihm inzwischen den Rang abgelaufen und die Rolle als Backup von Kapitän Soriano übernommen.
Eine Rolle als dessen möglicher Nachfolger wird ihm schon beschienen, seit er mit 17 Jahren aus der Jugend seines Heimatvereins Atlético Madrid in die valencianische Provinz wechselte. Dabei erinnert der 20-jähriger in mehrerlei Hinsicht eher an den jungen Sergio Busquets. Mit seinen 1,90 wirkt er teilweise recht schlaksig, strahlt dabei aber trotz seines jungen Alters bereits eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Er sucht, gerade im Verein, wo er auf der Doppel‑6 agiert, auch durchaus gerne den Weg nach vorne und bringt sich ins Kombinationsspiel ein, hat aber auch immer ein Auge auf mögliche Ballverluste und ist immer bereit, sofort ins Gegenpressing zu gehen.
Auf Auswahlebene beschränkt er sich häufiger als im Verein auf eine absichernde Rolle, agiert dort meistens als tiefster Sechser. Als er 2015 der Seite von Mittelfeld-Assen wie Asensio, Ceballos und dem Neu-Dortmunder Merino U19-Europameister wurde, konnte man das Talent des schlaksigen Jungen mit der Nummer 14 daneben beinahe übersehen. Die offensiven Glanzlichter kann Rodrigo bei Bedarf auch seinen Kollegen überlassen, doch Spanien hat mit ihm seit einigen Jahrgängen endlich wieder einen talentierten „Sechser“.