Philipp Lahm galt nie als Mann des Volkes, Philipp Lahm flogen keine Herzen zu. Trotzdem hinterlässt er eine Lücke, die niemand füllen kann. Über einen Mann, der in einer Reihe mit Beckenbauer, Müller und Matthäus stehen wird.
Denn: Philipp Lahm war der Chef. Und zwar so richtig. Er wusste genau, wie er sich durchzusetzen hat, wann er sich wie in Stellung bringen muss. Hinter den Kulissen. Und in der Öffentlichkeit. Als er befürchtete, mit den Bayern international in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, geigte er der Vereinsführung ordentlich die Meinung. Mit einem Interview in der Süddeutschen Zeitung. Er zahlte 50.000 Euro Strafe. Und führte die Mannschaft als Kapitän in das erfolgreichste Jahrzehnt der letzten 40 Jahre.
Und so oft er auch von flachen Hierarchien und dem Ende der Alphatiere erzählte: Als es nach der WM 2010 darum ging, ob Aushilfskapitän Lahm das Amt von Übermacker Ballack gänzlich übernimmt, zählte Lahm diesen wiederum öffentlich an. Kurze Zeit später machte Löw Lahm zu seinem neunen Kapitän. Und Michael Ballack machte nie wieder ein offizielles Spiel für die Nationalmannschaft. Man könnte das berechnend nennen. Man könnte lospoltern wie Rudi Völler, der auf in einem Buch geäußerte Kritik Lahms mit den Worten „erbärmlich und schäbig“ reagierte. Größtenteils waren Lahms Moves aber vor allem eines: smart.
Er wird eine Bereicherung sein
Wir können froh sein, dass Philipp Lahm so ein smarter Dude ist. Denn wo im Fußballgeschäft auch immer er in zwei, drei Jahren wieder auftauchen wird: Er wird dort eine Bereicherung sein. Und er wird seine Sache so verdammt gut machen, dass diese ihm anhaftende Strebsamkeit viele schon wieder nerven wird. Aber, Hand aufs Herz: Wenn er nicht beim FC Bayern als Sportdirektor anfinge, sondern beispielsweise bei Werder Bremen – Gott! Was würden sie sich in Bremen die Augen feucht freuen.
Weil sie auch dort wüssten: Wo Philipp Lahm ist, ist alles gut. Alles unter Kontrolle. Alles erfolgreich. Und, wenn man sich Fotos aus mehr als einem Jahrzehnt Philipp Lahm anguckt – also Lahm als wirkliches Männlein in Stuttgart, Lahm mit Gipsarm gegen Costa Rica, Lahm in Extase gegen die Türkei oder mit allen Pokalen dieser Welt in den Händen – dann muss man zugeben. Philipp Lahm hat uns allen eine Menge Freude bereitet.