Bayern München verliert ein Bundesliga-Spiel. Hört, hört. Hat Julian Nagelsmann den Serienmeister erneut ausgetrickst? Oder haben die Bayern größere Probleme? Hier kommen gleich 5 Antworten.
Das erste Gesetz der Bundesliga lautet: Die Bayern gewinnen immer. Egal ob bei Sonne oder Schnee, egal ob sie gut oder schlecht spielen, egal ob es in der 90. Minute 3:0 oder 0:1 steht. Irgendwie holen sie immer die Punkte. Gerade einmal zwölf Bundesliga-Spiele verloren die Bayern in den vergangenen fünf Jahren; fünf dieser Niederlagen handelten sie sich erst ein, nachdem sie bereits den Meistertitel sicher hatten. Jede Bayern-Niederlage ist damit auch ein Ereignis.
Julian Nagelsmann weiß, wie man die Bayern schlägt. Bereits zum zweiten Mal in diesen Jahr triumphieren seine Hoffenheimer gegen die eigentlich unschlagbaren Bayern. Ist der junge Trainerfuchs Carlo Ancelottis persönliche Schwachstelle? Oder liegen tiefere Gründe hinter der Tatsache, dass die Bayern bereits am dritten Spieltag ihre erste Saison-Niederlage einstecken müssen? Fünf Thesen zum Spitzenspiel Hoffenheim gegen Bayern.
1. So schlecht waren die Bayern gar nicht
Eine 0:2‑Niederlage in Hoffenheim – das klingt zunächst nach keinem guten Bayern-Spiel. Aber zumindest in den ersten dreißig Minuten zeigten sie eine starke Leistung, vielleicht sogar eine der stärksten Leistungen unter Carlo Ancelotti.
Grund dafür war in erster Linie das Spiel gegen den Ball. Die Bayern setzten nach Ballverlusten mit hoher Intensität nach, pressten Hoffenheims Dreierkette mit drei Mann. Auch das Mittelfeld und Rechtsverteidiger Joshua Kimmich schoben aggressiv nach vorne. Sechs Mann störten somit in der gegnerischen Hälfte, dabei teilten sie sich die Räume gut auf. Hoffenheim kam praktisch gar nicht nach vorne. Den Bayern wiederum gelangen zahlreiche Durchbrüche über die linke Seite, wo Außenverteidiger Rafinha immer wieder freistand. Unterirdisch agierten die Bayern also keineswegs.
2. So gut waren die Hoffenheimer gar nicht
Zu einem Fußballspiel gehören zwei Teams. Hier gilt die alte Weisheit: Sind sie zu stark, bist du zu schwach. Nagelsmanns ursprüngliche Idee, sein Team in einem 5−4−1 auf das Feld zu schicken, ging nicht auf. Die Außenstürmer agierten zu zentral, sodass die Münchener Außenverteidiger freistanden. Hoffenheims Doppelsechs wiederum war im Zentrum in Unterzahl gegen Bayerns Dreier-Mittelfeld im 4−3−3.
Als Nagelsmann nach zehn Minuten auf ein 5−3−2 umstellte, kamen seine Hoffenheimer besser ins Spiel. Mit drei zentralen Mittelfeldspielern konnten sie Bayerns Dreier-Mittelfeld besser attackieren. Allerdings zeigten sie im Spiel nach vorne sehr wenige Ansätze. Ohne die zu den Bayern gewechselten Niklas Süle und Sebastian Rudy und ohne den verletzten Kevin Vogt fehlte den Hoffenheimern die Passgenauigkeit, die für sie in der vergangenen Saison noch charakteristisch war.
3. Wer dominiert, neigt zu Aussetzern
In der ersten halben Stunde schien es nur eine Frage der Zeit, bis die Bayern den Führungstreffer erzielen. Hoffenheim hatte keinen einzigen Torschuss, nicht einmal einen Ballkontakt im gegnerischen Strafraum zu verbuchen.
Doch die Bayern hatten die Rechnung ohne den Balljungen gemacht. Bei einem Einwurf brachte er den Ball schnell ins Spiel, Mark Uth stand frei vor dem Tor. Hier zeigte sich eine alte Fußballweisheit: Wer ein Spiel durchgehend dominiert, neigt in den kleinen Situationen eher dazu, die Spannung zu verlieren. Bayerns Schlafmützigkeit verhalf Hoffenheim, das Spiel auf den Kopf zu stellen.
4. Bayerns altes Problem: Tiefstehende Gegner knacken
Nach dem Führungstreffer konnte man eine Schwäche der Bayern bestaunen, die sich durch nahezu die gesamte Ancelotti-Ära zieht: Sie hatten enorme Probleme, die nun noch tiefer verteidigenden Hoffenheimer zu knacken. Nachdem Nagelsmanns Elf mit dem ersten sehenswerten Angriff des Teams das 2:0 erzielt hatte (51.), verteidigten sie nur noch am eigenen Sechzehner.
Den Bayern fiel dagegen wenig ein. Immer wieder suchten sie den Weg über die Flügel. Die Räume im offensiven Zentrum blieben aber unbesetzt. Hoffenheims Sechser Dennis Geiger konnte sogar häufig herausrücken und Bayerns Mittelfeld stören, da in seinem Sechserraum kein Gegenspieler stand. Die Bayern kannten nur noch eine Angriffsroute: den Weg über die Flügel. Doch trotz Umstellung auf ein 4−2−3−1 und später auf ein 3−2−5 konnten sie sich über Flanken keine Torchancen erarbeiten. Ihr Offensivspiel war zu eindimensional.
5. Bayerns neues Problem: Gegner wittern Morgenluft
Diese Eindimensionalität dürfte mittelfristig das größte Problem der Bayern sein. Die Liga könnte Morgenluft wittern: Diese Bayern wirken alles andere als unbezwingbar. Hoffenheim zeigte nicht einmal die stärkste Leistung an diesem Abend. Eine aufopferungsvolle und kompakte Defensivleistung genügte, um die Bayern nach dem Führungstreffer schachmatt zu setzen.
Die Bundesliga wird dieses Spiel aufmerksam verfolgt haben. Bei aller individueller Klasse und der starken Anfangsphase zum Trotz: Diese Bayern wirken nicht mehr unbezwingbar.