Allerdings besteht nun die Gelegenheit, etwas daran zu verändern. Am 22. Juni will die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Ergebnisse ihrer Auktion der Fernsehrechte ab 2021 bekannt geben. Was aber noch wichtiger ist als die Frage, ob das Ergebnis höher ist als der vorherige Fernsehvertrag oder zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten niedriger: Anschließend geht es an die Verteilung der Einnahmen.
Klassischer Weise ist das ein relativ stumpfes Gerangel, in dem letztlich alle schreien: „Ich will mehr!“ Weil die großen Klubs in der Vergangenheit das lauteste Megaphon hatten, bekamen sie am meisten mehr. Und die Kleinen freuten sich, dass auch ihr Konto wieder zumindest etwas besser gefüllt war. Diese Überspitzung mag etwas ungerecht sein, denn der deutsche Fußball leistet sich die am besten alimentierte Zweite Liga der Welt, und die Verteilung zu Gunsten der Großen fällt in vielen anderen ersten Ligen Europas noch krasser aus als hierzulande.
„Es gibt jetzt eine historische Gelegenheit, dass sich die 36 Profiklubs die Frage stellen, nach welchen Kriterien sie ihre Reichtümer verteilen wollen.“
Trotzdem ist jetzt eine historische Gelegenheit, dass sich die 36 Profiklubs die Frage stellen, nach welchen Kriterien sie ihre Reichtümer verteilen wollen. Denn angeblich sind sie doch gerade so demütig. „Es steht außer Frage, dass künftig Nachhaltigkeit, Stabilität und Bodenständigkeit zu den entscheidenden Werten gehören müssen“, teilte die DFL mit, als sie den „Sonderspielbetrieb“ mit leeren Stadien auf den Weg brachte.
Inzwischen steht es weitgehend außer Frage, dass die DFL den Fußball strenger regulieren wird als bislang. Das wird die unsolide Finanzierung betreffen, die Ausgaben für Spielergehälter oder Berater. Noch spannender aber ist eben, wer eigentlich warum wie viel Geld bekommen soll. Denn gerade dadurch kann man Anreize setzen, in welche Richtung sich die Bundesliga entwickelt.
Also, was für eine Art von Wettbewerb will die Bundesliga eigentlich? Einen möglichst gleichgewichtigen, auch auf Kosten internationaler Erfolge der Großen? Steht der Sport bei diesen Überlegungen im Mittelpunkt oder die Vermarktungsstrategien? Welche Art von Vereinspolitik soll gefördert werden? Eine, die auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit setzt? Eine, die sich um gute Nachwuchsarbeit kümmert? Eine, die innovativ ist? Welche Rolle soll die Mitwirkung von Fans spielen? Soll es belohnt werden, dass bei einem Klub das Stadionerlebnis mitreißend ist und andernorts öde und trüb? Welche Art von sozialem Engagement ist gewünscht, und was ist eigentlich mit der ökologischen Ausrichtung?
All das soll demnächst in der „Task Force Zukunft“ der DFL bearbeitet werden. Oder zumindest ist es zu hoffen. Das Projekt scheint ambitioniert, über zwölf Tage bis in den November hinein sollen die Beratungen gehen. Das legt zumindest nahe, dass nicht nur etwas durchgewunken wird, was schon vorher weitgehend feststand. Hinter den Kulissen gibt es offensichtlich aber auch ein heftiges Gezerre darum, wer Mitglied in dieser Task Force wird. Und schon bei ihrer Besetzung wird sich zeigen, ob dort eine Diskussion möglich sein wird, deren Ergebnis nicht vorher schon so feststeht wie der kommende Bundesligameister.