Die Premier League, die reichste Liga der Welt, will in einem Monat wieder spielen. Doch die Stimmung im Land kippt. Auch weil England gerade die massiven Folgen des Coronavirus zu spüren bekommt.
Folglich gibt es ein großes Interesse daran, die Saison unbedingt zu Ende zu spielen. Als erster Schritt wurde das auf den 31. Mai terminierte Saisonende für den Profifußball „auf unbestimmte Zeit“ auch deshalb verschoben, weil komplizierte Rechtsstreitigkeiten befürchtet werden, wenn Auf- und Abstieg ausgesetzt oder aufgrund der jetzigen Platzierung gelten würde. Außerdem haben die 20 Klubs der Premier League einstimmig beschlossen, ähnlich wie in Deutschland, Ende April als Termin für die Fortführung der Liga anzupeilen.
Bemerkenswert ist aber, dass es wohl einige Stimmen in der Premier League gibt, die einen Verzicht auf Fußball aus moralischen Gründen fordern. Das us-amerikanische Portal „The Athletic“ zitierte vor einigen Tagen einige Klubbesitzer, Direktoren und Geschäftsführer, die anonym Zweifel an der Planung äußern, für die sie doch selber gestimmt hatten. Ein Vereinsvorsitzender fand es demnach „beschämend“ inmitten einer solchen gesellschaftlichen Aufruhr überhaupt über eine Fortsetzung nachzudenken: „Wir wirken gerade wie bockige Kinder, die sich lächerlich machen. Ich bin absolut davon überzeugt, dass es falsch ist, was wir machen.“ Ein anderer sagte: „Wir organisieren ein Spiel, nicht mehr und nicht weniger. Im Moment ist für Sport kein Platz.“ Außerdem hieß es: „Dass Leute an den Beatmungsmaschinen sterben und wir spielen dennoch Fußball, mich verwirrt das.“
Die Frage, ob Liverpool nun Meister würde oder nicht, sei irrelevant. „Es geht gerade um viel wichtigere Fragen.“ Das mögen im englischen Fußball nur einzelne Stimmen sein oder aus dem inneren Zirkel von Manchester United, dem Erzrivalen des FC Liverpool. Aber die bemerkenswerte Zahl von zustimmenden Kommentaren zeigte auch, dass sie eine Stimmung in England treffen, die sich vielleicht auch dadurch erklärt, dass sich das Land mit der Corona-Krise schon jetzt schwerer tut als Deutschland.