Die Bahn streikt. Bleibt die Frage: Wie kommen die Fans trotzdem ins Stadion? Johannes Mäling von „Faszination Fankurve“ gibt Antworten.
Johannes Mäling, die Bahn streikt, Fußball findet planmäßig statt. Wie kommen die Fans an ihr Ziel?
Trotz zahlreicher Aufrufe von Vereinen und Fangruppierungen herrscht unter den Fans auch Ratlosigkeit. Der Streik wurde am Mittwoch bekanntgegeben, gespielt wird ab Freitag. Fangruppen organisieren sich vor allem untereinander. So werden zum Beispiel diverse Ultra-Gruppen auf Busse umsteigen. Durch ihre vielen Fahrten haben sie ein großes Netzwerk an Busunternehmen aufgebaut, auf das sie zur Not auch spontan zurückgreifen können. Einzelreisende haben deutlich größere Probleme.
Stellen die Vereine offizielle Alternativen für die Anreise zur Verfügung?
Bisher ist mir nichts bekannt. Die Dortmund-Reise der Fans von Borussia Mönchengladbach an diesem Wochenende ist zum Beispiel eine Strecke, die typischerweise mit dem Zug zurückgelegt wird. Gladbach hatte sogar zwei Entlastungszüge geplant, die fallen nun aber aus. Wie beim letzten Streik haben sie offiziell dazu aufgerufen, auf Autos und Busse umzusteigen. Dadurch ist aber auch mit deutlich höherem Verkehrsaufkommen zu rechnen, vor allem in Stadionnähe.
Bisher rufen einige Fangruppen und Vereine weiterhin dazu auf, den Zug zu benutzen. Glauben Sie, dass sich das noch ändern wird?
Ich denke, dass sich kurzfristig noch einiges tun wird. Die Notfahrpläne sind dürftig, und das Risiko zu stranden ist einfach zu groß. Ausfallende Züge stellen bei Risikospielen jedoch eine Gefahr für sich dar. Im Fall des brisanten Spiels des SSV Ulm gegen SSV Reutlingen 05 in der Oberliga Baden-Württemberg hatten die Ultras aus Reutlingen zum Beispiel zur gemeinsamen Anreise mit der Bahn aufgerufen. Wer weiß, was nun passieren wird. Ähnlich unsicher ist die Situation bei der Begegnung des BFC Dynamo gegen den 1. FC Magdeburg.
Inwiefern ist der Streik für solche Spiele problematisch?
In beiden Fällen wird sich die Polizei bereits etwas ausgedacht haben, um die Fans in und aus den Stadien zu schleusen. Eine Veränderung wirft das ganze Sicherheitskonzept durcheinander. Der Zufluss der Gäste muss jetzt neu organisiert werden.
Wird der Streik auch in den Stadien sichtbar?
Fans sind im Zweifel so gut untereinander vernetzt, dass doch noch die meisten an den Ort des Geschehens gelangen. Die aber, die unter Zeitdruck stehen, werden größere Probleme bekommen. Freitags nach Feierabend von Hannover nach Berlin zu kommen, wird mit dem Auto knapp – das wäre zum Beispiel eine klassische ICE-Strecke. Einige Fans werden hier sicherlich von der eigentlich geplanten Auswärtsfahrt absehen. Man muss jedoch genauso bedenken, dass auch Heimfans nicht selten mit dem Zug anreisen. Dortmund hat zum Beispiel viele Fans im Sauerland, die sich jetzt alternative Reisewege ausdenken müssen.
Gibt es an diesem Wochenende vereinzelt kreative Lösungen für das Bahnproblem?
Ich glaube, dass die Planungsphase zu knapp bemessen ist. Aktionen wie die der Auswärtsfans des SV Darmstadt 98 im Jahr 2010, als sie zum Auswärtsspiel gegen den FC Memmingen von Frankfurt Hahn über Barcelona-Girona nach Memmingen mit dem Flugzeug anreisten, wird es so kurzfristig eher nicht geben.
Bietet das Wochenende dennoch kuriose Reisegeschichten?
Die „Supporters Karlsruhe“ hatten einen geplanten Sonderzug nicht füllen können. Sie sagten diesen deshalb am 1. November ab und boten umgehend Busse zur gemeinsamen Anfahrt an. Der Zufall gab ihnen vor den anderen Vereinen zwei Tage Vorsprung: Umdisponiert wurde bereits vor der Busknappheit, die sich wegen des Streiks so langsam einstellt. Klarer Fall von Schwein gehabt.