Vor 25 Jahren feierten Schalke, Dortmund und Bochum die größten Erfolge ihrer Geschichte. Zugleich kämpften zehntausende Bergleute um ihre Jobs. Und so wurden Arbeit und Fußball ein letztes Mal zu Brüdern.
Dieser Text erschien erstmals im Mai 2017 in 11FREUNDE #186. Das Heft ist hier bei uns im Shop erhältlich.
Am 11. März 1997 klingelte das Telefon von Gerd Rehberg, damals ehrenamtlicher Bürgermeister von Gelsenkirchen und Vorstandsvorsitzender von Schalke 04. Der Bergwerksdirektor der Zeche Hugo war am Apparat und völlig aufgelöst, fast flehentlich bat er Rehberg: „Sie müssen vorbeikommen, hier ist der Teufel los!“ Die Kumpel streikten nicht mehr nur, ihre Wut drohte in Aggressionen umzuschlagen.
Wochenlang war hinter den Kulissen über die Zukunft des Ruhrbergbaus verhandelt und schließlich eine drastische Reduzierung der Kohlesubventionen verkündet worden. Das Ende der Steinkohle sollte nicht wie versprochen im Gleitflug über die Jahre kommen, sondern als brutaler Absturz. Allein in den folgenden drei Jahren würde das 36 000 Arbeitsplätze kosten. Eine Katastrophe!
Tante Clara muss vermitteln
Gerd Rehberg trägt ein braunes Sakko und löffelt bedächtig eine Kartoffelsuppe. Er ist inzwischen 81 Jahre alt, ein leiser Mann mit einer Biografie fast wie ein Pottklischee. In Ostpreußen geboren, Rehberg rollt das „R“ etwas und sagt „Berchleute“, kam er als Kriegsflüchtling nach Gelsenkirchen. An den Fingern zählt er die Stationen seines Lebens auf: Berglehrling, Hauer, Lehrhauer, Steiger, Bürgermeister, Schalke-Präsident.
Irgendwann bekam Rehberg den Spitznamen „Tante Clara“ verpasst, weil er sich so gewissenhaft um seine Mitmenschen kümmerte und immer um Ausgleich bemüht war. Auch bei Schalke blieb er in all den Wirren dieses ständig aufgeregten Vereins, mit polternden Haudegen wie Rudi Assauer oder Jürgen W. Möllemann, ein verlässlicher Diplomat hinter den Kulissen.
Doch im Aufruhr des Arbeitskampfs war die Zeit für stille Diplomatie abgelaufen. An jenem Dienstag vor 20 Jahren, als er zur Zeche gerufen wurde, waren 15 000 Bergleute zur Großdemo nach Bonn gefahren, um in der damaligen Hauptstadt Stärke zu zeigen. Auch die Daheimgebliebenen waren kaum zu bremsen. Also fuhr Rehberg rüber zu Hugo, die Zeche lag in Gelsenkirchen-Buer quasi in Schalkes Nachbarschaft; von dort aus konnte man die Flutlichtmasten des Parkstadions sehen.
Er kletterte über eine Art Hühnerleiter auf das Dach der Werkstatt und ergriff das Wort. Vor tausenden aufgebrachten Arbeitern wetterte der Sozialdemokrat gegen die Politik der Regierung Kohl, mahnte aber auch zur Vernunft. Und während er sprach, passierte es. Rehberg fährt mit der Hand übers Herz und zieht eine Linie bis zum Mund, denn was er damals sagte, kam aus tiefstem Herzen: „Ich rief: ‚Kommt heute Abend alle ins Stadion, ich lade euch ein.‘“
Überall schallt es von den Rängen: Ruhrpott! Ruhrpott!!
Schalke spielte gegen Duisburg, und natürlich wollten die Bergleute kommen. Einerseits, um auf ihre existentiellen Sorgen aufmerksam zu machen, und weil sie auf Zuspruch und Solidarität hofften. Außerdem waren die meisten von ihnen sowieso Schalker, und Fußball war immer ein Stück Ablenkung vom harten Leben gewesen. Als Rehberg auf die Geschäftsstelle zurückkehrte, war Manager Assauer dennoch erst mal sauer über die Einladung: „Wie sollen wir das denn hinbekommen?“
Kurz danach klingelte schon wieder das Telefon, diesmal riefen verzweifelte Betriebsräte der Zeche Walsum in Duisburg an. Dort wollten aufgebrachte Bergleute die Autobahn sperren, und viele Fans würden nicht zum Spiel fahren können. Also sagte Rehberg: „Die sollen auch ins Stadion kommen, in Montur, mit Grubenlampe.“ Arbeitskleidung als Eintrittskarte, das war zwar ziemlich chaotisch, aber letztlich kamen abends mehr als fünftausend Bergleute mit dem Grubenlicht bei der Hand. Eine Abordnung durfte mit Protesttransparenten den Platz umrunden. „Ruhrpott, Ruhrpott“, schallte es dazu von den Rängen.
Sie ketten sich vor die FDP-Zentrale
Klaus Herzmanatus, der damals Betriebsratsvorsitzender auf Hugo und tagsüber bei der Demo in Bonn gewesen war, hockte mit Tränen in den Augen auf der Haupttribüne. Er war ein Mann, der wusste, wie man Aufmerksamkeit für sein Anliegen erzeugte. In Gelsenkirchen-Buer hatte er eine Kirchenbesetzung initiiert und das 93 Kilometer lange „Band der Solidarität“ quer durchs Ruhrgebiet mitorganisiert, die längste Menschenkette in der deutschen Geschichte. Er war auch mittendrin gewesen, als sich Bergleute an der Parteizentrale der FDP festketteten, die Liberalen waren die treibende Kraft hinter den Subventionskürzungen. Und jetzt der Aufmarsch im Stadion: Wie gut das tat! „Der Fußball war immer für die Menschen im Revier da“, sagt Herzmanatus. Zumindest an jenem Abend gab es daran keinen Zweifel.
Das Spiel wurde mit einer halben Stunde Verspätung angepfiffen, doch so viel Zeit musste sein. Schalke gewann dann 4:0, und die Spieler warfen nach Abpfiff ihre Trikots über den Zaun den Bergleuten zu. Es war nur Stoff, doch man konnte sich daran festhalten. Viel wichtiger noch war aber etwas anderes: Die „Ruhrpott“-Rufe waren ein Signal und wehten weit über das Parkstadion hinaus. An den folgenden Wochenenden waren sie im Dortmunder Westfalenstadion zu hören, an der Wedau in Duisburg und im Ruhrstadion in Bochum.
An der Hafenstraße in Essen wurden sie angestimmt, in der Wattenscheider Lohrheide und im Niederrheinstadion in Oberhausen. Irgendwann tauchten Schals mit der Aufschrift „Ruhrpott“ auf, darüber stand: „Die Erde, die uns glücklich macht.“ Es klingt verrückt, aber es fühlte sich an, als würden die sonst erbittert rivalisierenden Klubs im Revier zu einem gigantischen FC Ruhrpott verschmelzen.
Als Borussia Dortmund Anfang Mai zum Derby Königsblau empfing, wagte sich Schalkes Symbolfigur Charly Neumann winkend auf die Südtribüne zu – und wurde mit Beifall empfangen. Minutenlang ging das so, dann wurde es einem Schwarz-Gelben doch zu viel mit dem Gekuschel. Er warf einen Bierbecher und Neumann trollte sich. Dennoch: Viele Fans stellten in jenem Frühsommer of Love irritiert fest, dass sie plötzlich auch den Nachbarn die Daumen drückten.
Zumal gleich drei Klubs eine Woge der Euphorie erwischten und auf die Höhepunkte ihrer Vereinsgeschichte zusteuerten: Borussia Dortmund in der Champions League und Schalke im UEFA-Cup, selbst der kleine VfL Bochum als Aufsteiger in der Bundesliga war erstmals auf dem Weg in den Europapokal.
Es verband sich dabei im Revier etwas, das auch vor zwanzig Jahren eigentlich schon nicht mehr zusammengehörte: Fußball und Arbeit. Teil der großen Ruhrgebietserzählung war es immer gewesen, dass einer wie Schalkes Legende Ernst Kuzorra sagen konnte: „Fußball und Arbeit waren Brüder.“ Jene Malocher, die unter Tage oder vor den Stahlöfen gearbeitet hatten, jubelten sonntags im Stadion nämlich Arbeitskollegen zu, die im Trikot der Revierklubs große Siege feierten. 1997 war das schon lange nicht mehr so, aber es fühlte sich noch mal so an. Und das war nicht nur eine Illusion.
»> Zum kompletten Interview: Mike Büskens über die Eurofighter 1997
Die komplette Mannschaft wirft sich in den Dreck
An einem eiskalten Dienstagabend im November ’96 gibt es eine Vorahnung davon. Schalke liegt im Hinspiel der dritten Runde des UEFA-Cups auf schneebedecktem Platz beim belgischen Meister FC Brügge mit 0:1 zurück, als das Team kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit einen Elfmeter zugesprochen bekommt. Die große Chance auf das Auswärtstor, das im Europapokal bekanntlich so wichtig ist, vergibt Olaf Thons jedoch kläglich. Sein Schuss ist fürchterlich, er verreckt fast im Schnee. Brügges Keeper wehrt den Ball so locker ab, dass sein Verteidiger ihn nun wirklich nicht ins Toraus dreschen müsste. Als Thon schockstarr den Kopf zu Boden gerichtet verharrt, kommt von der Seite ein semmelblonder Spieler angesprintet und sagt „Kopf hoch, Junge!“ Ermunternd zeigt Mike Büskens nach außen, Thon soll die Ecke reinbringen.
Also schlägt Thon die Ecke, ein Belgier wehrt den roten Ball ab. Er fliegt aus dem Strafraum, doch bevor der Ball den Boden berühren kann, kommt schon wieder dieser aufgedrehte Blondschopf angesaust und trifft ihn mit einem perfekten Dropkick. Büskens weiß sofort, dass der Schuss ins Tor gehen wird. So hart und schnell ist er, dass die mitgereisten Fans zunächst nicht realisieren, wie er ins Netz knallt. Sie sehen nur den Torschützen mit ausgebreiteten Armen, offenem Mund, schreiend, ekstatisch. Dann springt er in vollem Tempo vor der Schalker Kurve in den Schneematsch. Mit den Beinen voran: Platsch! Die komplette Mannschaft wirft sich auf und neben ihn in den Dreck.
Es ist ein Irrtum, dass die Eskimos hundert Wörter für Schnee haben, aber im Ruhrgebiet gibt es fast so viele fürs Arbeiten: Malochen, wullacken, rabotten, buckeln, keulen, schuften, anne Schüppe sein. In den Neunzigern in Gelsenkirchen kam ein neues hinzu: Büskens. Dieser Bekloppte rannte aus der Freistoßmauer, um einhundert Km/h schnelle Vollspannschüsse aus zwei Metern zu blocken. Er wühlte sich, die Stutzen runtergegrätscht, über den Platz, und die Tribüne feierte: „Büüüs-kens, Büüüs-kens“. Mit einem „ü“, so tief, als hätte man es mit dem Förderkorb aus Schacht 2 geholt. Dabei war Büskens nicht mal ein Einheimischer, sondern stammte aus Düsseldorf. Aber das war nicht so wichtig.
Marc Wilmots erinnert sich: Du musst machen die Trikot nass!
Es ging um die Haltung, und dass man einen wie Marc Wilmots damit ehrte, ihn „Kampfschwein“ zu nennen. Der Belgier aus dem wallonischen Kohlerevier verstand, worum es ging. „Die Fans fragen nicht Topstar, die fragen Herz. Sie wollen nicht, du spielst mit die Hacke, sie wollen nur eins: Du musst machen die Trikot nass“, sagt er in seinem wallonisch-ruhrpottdeutschen Spezialidiom. „Trikot nass machen“ wie im Schneematsch von Brügge und in allen anderen Spielen im UEFA-Cup. Außerdem geht es darum, gemeinsam allen Widrigkeiten zu trotzen.
Oder wie Wilmots es ausdrückt: „So was wie ’97, das ist nur einmal in Leben. Ich sage, was wir hatte, den Geist. Wenn du machst eine Fehler, kein Problem, der andere ist da.“ Darum ging es schließlich auch bei dieser beschissen lebensgefährlichen Arbeit tausend Meter tief unter der Erde: Da musste der andere da sein, wenn man einen Fehler machte. Oder in dem Moment, wo sie einem die Arbeit wegnehmen wollen.
Es gab noch andere Dönekes, die damals die Geschichte von den Brüdern Arbeit und Fußball nährten. So aß Mike Büskens in jener legendären Saison 1996/97 aus Aberglauben vor jeder UEFA-Cup-Runde in Gelsenkirchen Pommes-Currywurst. Sportgerecht war das nicht, aber kein Wunder, dass viele Fans über solche Spieler dachten: Die würden einem auch helfen, das Wohnzimmer zu tapezieren. Manche Anhänger hätten sogar fragen können, sie hatten schließlich die Telefonnummern. Auf der Rückfahrt aus Brügge sang der Fanklub „Schalke-Freunde Ehringhausen“ in Bus 12 zur Melodie von „Oh My Darling, Clementine“ drauf los.
Wenig später hingen sie am Telefon und wählten die Nummer von Büskens. Als der zu Hause ankam, hörte er auf dem Anrufbeantworter: „Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon, wir schlagen Brügge sowieso, Teneriffa, Inter Mailand und Monaco – das wär ’ne Show.“ Roda Kerkrade und Trabzonspor hatten sie wirklich rausgeschmissen, Brügge musste man mal sehen, der Rest war Träumerei – oder eine Vision.
1997 gab es weder Facebook noch Smartphones, nicht mal der Euro war eingeführt. Fußballprofis trugen weite, wehende Trikots und bescheuerte Nasenpflaster, auf den Rängen waren Schnauzbärte angesagt. 1997 starb Lady Di und hielt Bundespräsident Roman Herzog seine berühmte Rede, dass „ein Ruck durch Deutschland“ gehen müsse. Das Ruhrgebiet konnte er nicht gemeint haben. „Der Schlachtruf ‚Ruhrpott‘ ist ein Aufschrei“, sagte Rudi Assauer damals durch den Rauch seiner Zigarre Davidoff Grand Cru No. 3. Schalkes Manager, der wie der letzte große Schlotbaron wirkte, erklärte auch, was der Aufschrei bedeutete: „Wir werden es euch schon zeigen, wir lassen uns nicht unterkriegen!“
Wobei die Stimmung, ehrlich gesagt, schwankte zwischen Trotz und Ruck, Überschwang und Ratlosigkeit. Die Stadt Dortmund war beim Strukturwandel schon ein gutes Stück weiter als die Städte der Emscherzone. Bereits beim BVB-Pokalsieg 1989 war die letzte der einst 28 Dortmunder Zechen geschlossen gewesen. Ins Westfalenstadion kamen mehr Männer mit bunten Krawatten, die sie als Angestellte von Versicherungen auswiesen, als Malocher mit schwieligen Händen.
Borussias Präsident Gerd Niebaum behauptete: „Das Ruhrgebiet gehört zu den aufregendsten Metropolen Europas, gegen die München oder gar Berlin Provinz sind.“ Das klang zwar gut, war aber Quatsch. Sein damaliger Kollege Werner Altegoer vom VfL Bochum war mit Blick auf die Unistadt Bochum schon etwas realistischer: „Wir können doch nicht davon leben, den Studenten Zimmer zu vermieten.“
„Wie hässlich ist das denn hier?“
Als Thomas Stickroth nach Bochum kam und eine Wohnung suchte, konnte er es nicht fassen: „Ich dachte nur: Wie hässlich ist das denn hier?“ Stickroth war in Stuttgart aufgewachsen, hatte in Düsseldorf gelebt, in Glasgow und in seinem Jahr beim 1. FC Saarbrücken in Frankreich. Er war ein Schöngeist, der Jazz und Klassik hörte, Literatur las und philosophische Texte. „Aber ich hatte auch eine andere Seite und habe mit den Jungs in der Mannschaft auch gepokert.“ Als er im Revier eintraf, war der VfL Bochum gerade zum zweiten Mal aus der Bundesliga abgestiegen, und Trainer Klaus Toppmöller machte sich daran, eine Kulturrevolution anzuzetteln. Und das ging er mit einer Mannschaft von Gescheiterten und Aussortierten an, die noch eine Rechnung mit dem Fußballgeschäft offen hatten.
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Der dynamische Stürmer Peter Közle war als Publikumsliebling in Duisburg abgestürzt. Er bat sogar darum, seinen Vertrag aufzulösen, nachdem er von den MSV-Fans bei jeder Ballberührung ausgepfiffen wurde. Sein Trainer Hannes Bongartz hatte nicht mal von der Zeitung aufgeschaut, als Közle das vorschlug: „Ist wahrscheinlich besser so, Peter!“ Der talentierte Keeper Uwe Gospodarek war vom FC Bayern ausgeliehen worden, weil man ihn in München für zu klein hielt. Der beinharte Manndecker Torsten Kracht war mit dem VfB Leipzig erst aus der Bundesliga abgestiegen und anschließend im Abstiegskampf der zweiten Liga gelandet.
Auch Toppmöller selbst galt als gescheiterter Schwadronierer. Bei Eintracht Frankfurt war er 1993 mit schönem Fußball zur Herbstmeisterschaft gestürmt und hatte dann überdreht. Zu Motivationszwecken brachte Toppmöller einen lebenden Adler mit in die Kabine und verkündete das Ende der Münchner Dominanz: „Bye, bye Bayern“. Dann ging seine Mannschaft im Titelkampf unter, und Toppmöller wurde noch vor Saisonende entlassen.
Star des Bochumer Teams, das erst problemlos den Wiederaufstieg schaffte und dann in der Bundesliga einfach weiter siegte, war Dariusz Wosz, der im Februar 1997 in der deutschen Nationalmannschaft debütierte. Doch der „Fußballgott“ der Sensationsmannschaft hieß Thomas Stickroth. Spieler lautstark zu „Fußballgöttern“ zu erklären, war damals eine Marotte von Fankurven und meist liebevoll-ironisch gemeint. Dortmunds Fußballgott etwa war keiner der im Übermaß vertretenen Ballzauberer, sondern Innenverteidiger Jürgen Kohler.
Auch in Schalke war es mit Thomas Linke ein knochentrockener Manndecker. Nur in Bochum hatte der Fußballgott wirklich etwas Überirdisches. Stickroth sah so gut aus, dass sein Mannschaftskamerad und Freund Peter Közle feststellt: „In ihn waren alle Mädchen verliebt.“ Alle Jungs waren es auch, weil Stickroth den Übersteiger beherrschte und überhaupt so elegant kickte, wie man das in Bochum selten gesehen hatte. Der Kult um ihn, den Toppmöller „Brasilianer“ und viele Fans „Stickinho“ nannten, ging so weit, dass er einen eigenen Fanklub hatte.
Ein Abstiegskandidat macht sich auf zu den Sternen
„Unser Fußball war leicht, spielfreudig und leidenschaftlich, weil Toppi es so wollte“, sagt Stickroth, der letztlich 20 Jahre in Bochum lebte und gerade als Assistenztrainer beim Drittligisten FSV Frankfurt arbeitet. Toppmöller ließ seine spielfreudigen Kicker für damalige Verhältnisse ungewohnt flexibel spielen, mal mit Dreierkette, mal mit Viererkette, mal mit Libero, mal ohne. Er brach auch mit dem Primat des Kämpfens, das in Bochum zur Vereinsfolklore gehört hatte. Trotzdem wurden die erstaunlichen Siege des VfL in Bochum ebenfalls mit „Ruhrpott, Ruhrpott“-Rufen gefeiert. Denn die Geschichte, dass ein Abstiegskandidat sich zu den Sternen aufmachte, passte zu dem, was im Revier passierte. Es war schließlich ein Aufbäumen der Underdogs und Aussortierten.
„Ich war immer Spätzünder und dachte mir damals: Jetzt kommt meine Zeit“, sagt Stickroth. Als die Saison dem Ende zuging, war dieses Gefühl im Ruhrgebiet weit verbreitet: Unsere Zeit ist gekommen!“
Das galt auch in Dortmund, obwohl die Verhältnisse dort nicht so märchenhaft-romantisch waren wie in der Nachbarschaft. Im Gegenteil. Ottmar Hitzfeld, der nie ein kritisches Wort über ehemalige Spieler sagen würde, lässt höflich ausrichten, dass er sich über jene Zeit bitte nicht äußern möchte. Sein damaliger Assistent Michael Henke tut es eher andeutungsweise: „Ich als kleiner Drittligafußballer habe mich schon gefragt, ob ich da auf dem richtigen Dampfer war.“
Man könnte auch sagen: Der Dampfer war ein Luxusliner mit ziemlich überspannter Besatzung. So kam das portugiesische Mittelfeldgenie Paulo Sousa mit eigenem Fitnesstrainer zum Training. Wenn die Mannschaft auf dem Platz links herum lief, lief er rechts herum. Außerdem tat Sousa sich schwer mit dem Morgentraining, er war eher nachtaktiv und schlief selten vor vier Uhr ein. Immerhin konnte er sein Erscheinen fast immer einrichten, was man von Julio Cesar nicht sagen konnte. Der Weltklasseverteidiger überzog jede Rückreise von Brasilien, aber in Dortmund waren sie froh, wenn der charismatische Hüne überhaupt zurückkam.
In Dortmunds Team herrschten verschiedene Klassen
Derweil zeigten die Spieler mit Italienerfahrung ihren weniger weitgereisten Kollegen, was sie draußen in der Welt verpasst hatten. Andreas Möller kündigte im Training schon mal an, jetzt einen „passaggio longo“ zu spielen. Für die unbeholfenen Einheimischen: einen langen Ball. „Es gab mehrere Klassen in der Mannschaft“, sagt Knut Reinhardt, der eher zum Proletariat gehörte und heute als Grundschullehrer in Dortmund arbeitet. Die herrschende Klasse bildeten jene Spieler, die aus der damals noch glamourösen Serie A gekommen waren. In der besten Liga der Welt gespielt zu haben, war schon an sich eine Auszeichnung. Stefan Reuter wurde im Sommer 1992 als Erster nach Dortmund transferiert, anschließend Matthias Sammer. Im Jahr darauf kam Karl-Heinz Riedle, dann Andreas Möller und Julio Cesar. 1995 waren es Jürgen Kohler und Ruben Sosa, im Sommer 1996 war Paulo Sousa schließlich der Achte und letzte gewesen.
Diese Supertransfers möglich gemacht hatte der inzwischen 67-jährige Michael Meier, der heute nebenbei Trainer und Manager coacht. Als einziger Bundesligamanager wusste er das Doppelbesteuerungsabkommen mit Italien auszunutzen. Borussia zahlte einen Teil des Salärs vorneweg als Handgeld in Italien, wo die Steuern deutlich niedriger lagen. So gab’s mehr netto fürs Brutto.
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Wer annimmt, dass die schwarz-gelbe Startruppe im kriselnden Revier auf Ablehnung stoßen würde, täuscht sich. Denn wie sagte ein arbeitsloser Fan, dem ein Fernsehreporter etwas Kritisches zum fast zehn Millionen Mark, also unfassbar teuren Transfer von Karl-Heinz Riedle entlocken wollte: „Ich bin mit Riedle arbeitslos und ohne ihn, dann bin ich lieber mit Riedle arbeitslos.“ Auch durch Riedles Tore wurde der BVB 1995 Deutscher Meister und brach damit einen Fluch. „Unter Trainern galt es als ungeschriebenes Gesetz, dass man mit einem Ruhrgebietsklub nicht Deutscher Meister werden kann“, sagt Meier. 1996 verteidigte Borussia den Titel.
Zu diesem Zeitpunkt wurde der Ausbau des Westfalenstadions massiv vorangetrieben, die Haupt- und Gegentribünen hatten bereits gewaltige zweite Ränge bekommen. Borussia hatte zuvor als erster Klub in Deutschland sein Stadion der Stadt abgekauft. Treibende Kraft hinter den gewaltigen Investitionen in Steine und Beine war Gerd Niebaum. Der Vereinspräsident, ein Rechtsanwalt, dachte groß.
„Aber ich habe auch selten jemanden getroffen, der die Ruhrgebietsidentität so gut verstanden hat wie er“, sagt Meier. Niebaum bereitete den Klub fürs 21. Jahrhundert vor, sein Slogan hieß: „Zukunft braucht Herkunft.“ Wobei Borussia Dortmund eindeutig für jenen Teil des Ruhrgebiets stand, in dem der Akzent auf der Zukunft lag.
Allerdings machte Niebaum im Frühjahr 1997 Meier und vor allem Hitzfeld das Leben schwer. Der Trainer war in seiner siebten Saison beim BVB, und es gab deutliche Abnutzungserscheinungen zwischen ihm und der Mannschaft. Einige Spieler suchten daher den Schulterschluss mit dem Präsidenten. Vor allem Matthias Sammer dachte als Spieler nicht nur wie ein Trainer, sondern war mitunter auch der Ansicht, der bessere Trainer zu sein. Bei Niebaum fand er dafür ein offenes Ohr. Sammers Kumpel Steffen Freund sekundierte unschön, als er in einem Interview verkündete: „Von Sammer habe ich mehr gelernt als von Hitzfeld.“
Das wiederum empörte jene Mehrheit der Spieler, die den Trainer hoch schätzten. „Wenn ein Vereinsvorstand zu enge Kontakte zu Spielern pflegt, ist das der Anfang vom Ende“, sagt Michael Henke. Sogar Niebaums Sohn Nico spielte eine Nebenrolle. Er forderte mehr Einsatzzeiten für seinen Freund Lars Ricken, das damalige Wunderkind der Borussia.
Sammer hielt sich für den Schattentrainer
Borussias Mannschaft des Frühjahrs ’97 mochte ein Irrenhaus sein, doch zusammengehalten wurde das Team vom eisernen Willen zum Erfolg. Die meisten Spieler waren in einem Alter oder durch Verletzungen so geplagt, dass sie wussten: Wir haben nur noch diese eine Chance, die Champions League zu gewinnen. „Sie waren geil auf große Titel“, sagt Henke. Paulo Sousa mochte zwar eine Diva sein, aber in wichtigen Spielen war er eine Bank. Matthias Sammer mochte sich für einen Schattentrainer halten, aber das war nicht Ausdruck von Eitelkeit, sondern von gnadenlosem Siegeswillen.
Und Andreas Möller mochte im Training den Italiener geben, aber er inspirierte die Mannschaft so durch besondere Momente, wie es später Ribéry und Robben beim FC Bayern tun. Während Borussia in der Bundesliga weitgehend auf Dienst nach Vorschrift umgestellt hatte, wurden die Partien in der Champions League zu unvergessenen Glanzleistungen: vor allem gegen Auxerre und dann im Halbfinale. Gegen eine Mannschaft von Manchester United um Eric Cantona siegte der BVB zweimal mit 1:0.
Schalkes Mannschaft war von solch kühlen Kalkulationen weit entfernt, sie musste immer alles geben. Jede Runde im UEFA-Cup schrieb ein weiteres dramatisches Kapitel einer unfassbaren Geschichte. So verletzten sich drei Tage vor dem Hinspiel im Halbfinale auf Teneriffa beim Bundesligaspiel in Karlsruhe die beiden Stürmer Youri Mulder und Martin Max innerhalb von einer Minute schwer. Auf den Kanaren verlor Schalke dann durch einen unberechtigten Elfmeter und vergab selber einen Strafstoß. Das Rückspiel in Gelsenkirchen ging in die Verlängerung, und kurz nachdem die Fans erstmals den Gesang „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“ angestimmt hatten, schoss Wilmots seine Mannschaft in die Finalspiele gegen Inter Mailand.
Die Italiener waren mit Spielern wie dem legendären Giuseppe Bergomi, dem Franzosen Youri Djorkaeff und dem Engländer Paul Ince haushoher Favorit auf den Titelgewinn. Daran änderte sich auch durch den 1:0‑Sieg in Gelsenkirchen nichts. Trotzdem lud ein ZDF-Mitarbeiter Ingo Anderbrügge für den unwahrscheinlichen Fall des Titelgewinns ins Aktuelle Sportstudio ein. Anderbrügge sagte zu, kündigte aber auch an: „Dann schieße ich euch die Torwand kaputt.“
Anderbrügge war in der damaligen Schalker Mannschaft vermutlich der Spieler, der am besten verstand, wie wichtig Schalkes Siege für die Leute in Gelsenkirchen waren. Er stammte aus der Gegend, sein Vater war Bergmann gewesen, und er selbst hatte eine Lehre in einer Firma für Grubengeräte absolviert. Noch heute erzählt er mit flammender Stimme von der Solidarität der Bergleute: „Wenn unter Tage die Kohle aus dem Berg gehämmert wird, muss man sich einfach gegenseitig helfen.“ Wobei Anderbrügge seinen Mitspielern beim Finale in Mailand nicht nur durch solidarische Maloche half, sondern vor allem durch gute Nerven.
Nach 120 Minuten hat der übermächtige Favorit Inter Mailand zwar das 1:0 aus dem Hinspiel ausgeglichen, aber auch nicht mehr. Und als es im Meazza-Stadion ins Elfmeterschießen geht, hämmert Anderbrügge gleich den ersten Elfer mit Vollspann in den Winkel, Inters Startorwart Gianluca Pagliuca hat keine Chance. Dieser Auftakt zum legendären Shootout ist ein klares Signal an den Gegner: Schalke wird sich nicht einschüchtern lassen „Ich würde Pagliuca gerne noch mal fragen, wie lange er damals Grippe hatte. Er bekam von meinem Schuss ja einen schönen Windzug ab“, spottet Anderbrügge.
Stevens der erste Laptop-Trainer
Während 25 000 Schalker im Stadion vor Spannung fast durchdrehen, macht Huub Stevens in Ruhe seine Arbeit. Er ist ein Laptop-Trainer, bevor es den Begriff gibt und verzeichnet jeden Elfmeter, den er irgendwo sieht, in seiner Datenbank. Selbst seine Kinder und seine Spieler müssen die Vorlieben der Schützen notieren, wenn sie irgendwo einen Elfmeter sehen. Jetzt lohnt sich das. Bei Inters chilenischem Starstürmer Ivan Zamorano hat er notiert: „Bei langem Anlauf Schuss in die linke Ecke.“ Torhüter Jens Lehmann weiß Bescheid. Zamorano läuft lang an, schießt in die linke Ecke – Lehmann hält. Den entscheidenden Elfmeter erledigt dann Marc Wilmots, der solche Momente immer noch am prägnantesten selbst beschreiben kann: „Ich nehm’ die Ball, bumm, drin!“
Manche Fans schreien, andere blicken apathisch ins Nichts. Die meisten kämpfen mit den Tränen, viele schluchzen hemmungslos. Schalke 04 ist Europapokalsieger, der absolute Underdog aus einer Stadt in tiefster Krise, das ist zu viel für sie. Nur Huub Stevens steht regungslos im Getümmel und macht sich eine Notiz zum letzten Elfmeter – für die Datenbank. Manchmal braucht man halt Verrückte, um Verrücktes zu vollbringen.
Am Samstag nach dem Finale reisen die Schalker ins Sportstudio, und Anderbrügge wird für drei Schüsse links oben an die Torwand gebeten. Er erinnert sich an sein Versprechen und zieht drei Mal per Vollspann ab – und trifft drei Mal. Die Mannschaft singt: „Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon, wir schlugen Brügge sowieso, Valencia, Teneriffa, Inter Mailand – das WAR ’ne Show!“
Deutschland sieht diesen Schalkern im Sportstudio staunend zu, nur in Bochum sind die Einschaltquoten im Keller. Selbst am späten Samstagabend ist noch die halbe Stadt auf den Beinen und feiert „Thomas Stickroth Fußballgott“ und die anderen Unsterblichen in Blau und Weiß. Der VfL Bochum hat den FC St. Pauli mit 6:0 geschlagen und darf in der kommenden Saison im Europapokal spielen.
Doch der absolute Höhepunkt steht erst noch aus. Drei Tage später, am 28. Mai 1997 im Münchner Olympiastadion, in der damaligen Heimat des Rekordmeisters FC Bayern, trifft Borussia Dortmund auf Juventus Turin. Auch das ist eine David-gegen-Goliath-Geschichte, in der wieder die Italiener den Riesen geben. Juve ist Titelverteidiger und die Mannschaft um die genialen Zinédine Zidane, Didier Deschamps und Alessandro Del Piero hat auf dem Weg ins Finale nicht ein Spiel verloren. Das 0:1 nach einer knappen halben Stunde beeindruckt sie nicht sonderlich, doch fünf Minuten später trifft Karl-Heinz Riedle erneut.
Der Moment eines 20-Jährigen
Als 20 Minuten vor Schluss der 20-jährige Lars Ricken eingewechselt wird, steht das Spiel auf der Kippe. Juventus hat den Anschlusstreffer erzielt und der BVB wankt. TV-Kommentator Marcel Reif kündigte den Wechsel mit den Worten an: „Und Lars Ricken kommt – der Mann mit dem entscheidenden Tor in Auxerre, mit dem entscheidenden Tor in Manchester …“
Nur wenige Momente später wird seine Ahnung wahr: „Möller. Ricken. Ricken, lupfen jetzt! Jaaaaaaa! Fünf Sekunden auf dem Platz, fünf Sekunden … Lars Ricken! … Die Gebrüder Grimm drehen sich im Grabe um, also das sind Märchen, die gibt’s nicht!“
BVB-Manager Michael Meier kann sich noch genau daran erinnern, was er kurz darauf, im Moment des Abpfiffs, fühlte. Denn noch heute kommt es ihm wie Betrug vor. Entsetzt stellte Meier damals fest, dass er nicht jubeln konnte. Es fühlte sich nicht großartig an, er empfand keinen Überschwang, und glücklich war er auch nicht. „Da war plötzlich totale Leere, ich war einfach nur kaputt.“ Zu groß war der Tribut, den er hatte entrichten müssen.
„Wir hatten diesem Erfolg zwei Jahre lang alles untergeordnet“, sagt Meier. Dieses „wir“ schließt Ottmar Hitzfeld mit ein, und „alles untergeordnet“ heißt, dass Manager und Trainer den Wahnsinn ausgehalten hatten. Die beiden hatten zwar eine Mannschaft der Superstars erschaffen, aber die hatte ihre Schöpfer auch aufgefressen.
1997 – ein Fall fürs Museum
Als die Schalker eine Woche zuvor ihren Europapokalsieg feierten, hatten sie im Überschwang herauszufinden versucht, wie viele Menschen auf einem Tisch springen können, bis er zerbricht. Auf der Siegesfeier des BVB ging es anders zu. In einer Ecke saßen Hitzfeld und Sammer zusammen, sie schoben Gläser auf dem Tisch hin und her, um taktische Varianten zu diskutieren. Vor dem Finale hatte Niebaum zu Hitzfeld gesagt, er solle verstärkt Übungen gegen das italienische Kurzpassspiel ins Training einbauen. Nach dem Finale erklärte der Präsident, der Sieg hätte schon früher festgestanden, wenn Ricken früher gebracht worden wäre. Es war Zeit für Hitzfeld zu gehen.
Betriebsrat Klaus Herzmanatus war beim Finale für den BVB wie viele Schalker: „Ich wollte alles in den Pott.“ Jetzt sitzt er an einem Gartentisch, der Kies unter den Füßen knirscht, im Hintergrund gluckert ein Teich. Er verbringt viel Zeit in diesem Idyll am alten Förderturm und der Fördermaschine der Zeche Hugo. Herzmanatus und seine Mitstreiter betreiben am Schacht 2 ein kleines Museum in Eigenregie. Eigentlich sollte alles abgerissen werden, doch sie kämpften für den Erhalt, nachdem Hugo im Jahr 2000 zugemacht wurde. Die Initialzündung kam damals von Rudi Assauer, der ihnen 3000 Euro gab und sagte: „Zeig den Schnarchhähnen, dass man so was bewahren kann. Kämpf darum!“
Das hat er getan, wie auch ’97. „Wir waren damals so was wie moderne Kämpfer“, sagt Herzmanatus. Er erzählt gerne davon, weil in diesen Kämpfen Freundschaften entstanden, die bis heute halten. Weil es das warme Gefühl der Solidarität gab. „Wir sind auf einer Welle geschwommen, ähnlich wie beim Gewinn der Weltmeisterschaft 1954. Alle hatten vorher nur Scheiße gehabt und dann kommt etwas, das alle glücklich macht“, sagt Herzmanatus.
„Wir“ meint nicht die Fußballklubs im Ruhrgebiet und die Bergleute gleichermaßen. Denn damals haben alle gewonnen. Die Kürzungen der Subventionen wurden nach den massiven Protesten wieder zurückgenommen, es gab doch den Gleitflug aus dem Kohlezeitalter und keinen Absturz. 2018 wird die letzte Zeche im Revier geschlossen. Doch als sich 1997 die Aufregungen des Arbeitskampfes gelegt hatten und die letzten Fußballfeiern vorüber waren, hielt Klaus Herzmanatus inne. „Mir wurde plötzlich klar: Das war’s jetzt, das werden wir in dieser Form nicht mehr erleben.“ Der letzte Sommer des Ruhrgebiets war vorüber. Arbeit und Fußball, diese Geschichte würde hier so nie mehr erzählt werden.