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In seinem Buch Spu­rious Cor­re­la­tions“ hat der Autor Tyler Vigen ver­rückte Schein­kor­re­la­tionen zusam­men­ge­tragen. Darin stellt er zwei Varia­blen ein­ander gegen­über, die erst einmal nichts mit­ein­ander zu tun haben – bis auf die Tat­sache eben, dass sie mit­ein­ander kor­re­lieren, also sta­tis­tisch zusam­men­hängen. So fand Vigen etwa heraus, dass mit dem sin­kenden Markt­an­teil des Internet Explo­rers auch die Mord­rate in den USA gesunken ist. Dass der stei­gende Kauf von Bio­le­bens­mit­teln mit der Anzahl gestellter Autismus-Dia­gnosen kor­re­liert. Oder, dass in Maine nicht nur die Schei­dungs­rate abfiel, son­dern zeit­gleich auch der Pro-Kopf-Konsum von Mar­ga­rine.

Nun hat ein Eng­länder dieses Prinzip auf den Fuß­ball über­tragen und zwei Varia­blen mit­ein­ander ver­gli­chen, die auf den ersten Blick so gar nichts mit­ein­ander zutun haben: Die Glatz­köp­fig­keit und der Erfolg von Pre­mier-League-Trai­nern.

40 Pro­zent Glatze

Ja, der Fuß­ball fehlt uns. Aber die Pause macht erfin­de­risch. Manch einer würde viel­leicht auch sagen ver­zwei­felt. Dass ein Eng­länder die Rela­tion zwi­schen Haaren auf dem Kopf und der Gewinn­chance von Pre­mier-League-Trai­nern errechnet, lässt wohl eher Zwei­teres ver­muten.

Seine For­schungs­er­geb­nisse hat der Reddit-User u/​31_​whgr in einem simplen Punkt­dia­gramm dar­ge­stellt. Die Y‑Achse zeigt die Glatz­köp­fig­keit, ska­liert von 0 bis 100 Pro­zent. Auf der X‑Achse sieht man die pro­zen­tuale Sie­ges­aus­beute der 20 Pre­mier-League-Trainer.

Baldness
reddit

Was uns das Ergebnis nun genau sagen soll, ist nicht hin­rei­chend dar­ge­legt. Der Macher dieser Studie nimmt uns dabei nicht weiter an die Hand, erläu­tert weder seine Erkennt­nisse noch drängt er uns in eine gewisse Rich­tung. So bleibt der Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum dieser Ana­lyse groß.

Und auch, ob die pro­zen­tuale Glat­zen­ein­tei­lung durch Bemessen der Haar­fol­likel pro Qua­drat­zen­ti­meter oder doch per Augenmaß geschehen ist, geht aus der Quelle nicht hervor. Dass Jürgen Klopp eine 40-pro­zen­tige Glatze beschei­nigt wird – so viel vor­weg­ge­nommen – muss aber mit seiner Haar­trans­plan­ta­tion vor einigen Jahren zusam­men­hängen.

Semi-erfolg­reich, kaum Haar­pro­bleme

Was aber mit dem ersten Blick auf das Dia­gramm auf­fällt, ist eine Kumu­la­tion im unteren Grafik-Mit­tel­feld. Soll heißen: die meisten Trainer liegen in der Glatzen-Skala unter­halb der Mit­tel­linie, ver­fügen also (noch) über eini­ger­maßen dichte Haar­pracht. 

Damit einher geht eine durch­schnitt­liche Gewinn­wahr­schein­lich­keit, die irgendwo zwi­schen 20 und 50 Pro­zent liegt. Erste Erkenntnis daher: Die meisten Trainer sind semi-erfolg­reich und haben relativ wenig Pro­bleme mit aus­fal­lenden Haaren.

Es tum­meln sich bei­spiels­weise Ralph Hasen­hüttl, Mikel Arteta, Ole Gunnar Sol­skjaer und Frank Lam­pard in einem Feld zwi­schen 0 und 20 Pro­zent Glatz­köp­fig­keit bei 35- bis 50-pro­zen­tiger Sie­ges­wahr­schein­lich­keit. Was uns das nun sagt? Ganz genau, keine Ahnung!

Schauen wir über die Mit­tel­linie, sehen wir vier Trainer, bei denen eine Glatz­köp­fig­keit von über 50 Pro­zent aus­ge­macht wird: Jose Mour­inho, Nuno Espí­rito Santo, Sean Dyche und Pep Guar­diola. Letz­terer spielt sowieso in seiner eigenen Liga und ragt mit einer Bald­ness“ von 102 Pro­zent gar aus der Grafik heraus. Die Gewinn­wahr­schein­lich­keit liegt oben­drein bei 75 Pro­zent, womit er einsam seine Kreise zieht. Nicht einmal Klopp kann auf der Gewin­n­achse mit­halten. Da liegt er bei knapp 65 Pro­zent gewon­nener Spiele.

Erschrak die Fuß­ball­welt Anfang Februar noch, weil sich Jose Mour­inho eine Glatze schneiden ließ, wird jetzt klar sein, warum er das getan hat. Sein Ziel ist es ganz offenbar, in Guar­dio­loas Glatzen-Sieges-Metier vor­zu­stoßen.

Alter-Punk­te­schnitt-Kor­re­la­tion?

Ginge man mal davon aus, dass die Wahr­schein­lich­keit einer Glatze mit dem zuneh­menden Alter kor­re­liert, könnte man ver­su­chen, aus der Grafik einen Zusam­men­hang zwi­schen Alter und Punk­te­schnitt zu ziehen.

Ein Blick ans anderen Ende der Grafik zeigt Nor­wichs Trainer Daniel Farke, der durch dichte Haar­pracht besticht, aber eine schwache Sie­ges­aus­beute von nicht einmal 20 Pro­zent hat. FC Burn­leys Trainer Sean Dyche hin­gegen, mit bei­nahe 100-pro­zen­tiger Glatze, aber einer schwä­cheren Aus­beute von nur 30 Pro­zent gewon­nener Spiele, liegt mit Farke ver­tikal dicht bei­sammen.

Doch auch diese Kor­re­la­tion führt schnell ins Nichts. Glatze Dyche und Wuschel Farke trennen bloß fünf Jahre. Viel über den Zusam­men­hang des Alters mit gewonnen Spielen sagt das also nicht aus.

Es ist bitter wie wahr, dass nichts Gewinn­brin­gendes aus dieser Studie her­vor­geht. Bloß, dass eine Glatze die Gewinn­chance erhöht, wenn dar­unter das Gehirn Pep Guar­diolas liegt.

Der Gefoulte darf nicht schießen

Kor­re­la­tionen im Fuß­ball sind ohnehin ein Mys­te­rium. Ball­be­sitz, Tor­schüsse, Ecken­ver­hältnis sind Para­meter, die am Ende nichts aus­sagen, wenn der Gegner dir kurz vor Schluss einen Konter rein­drückt und mit 1:0 nach Hause fährt. Es gibt so einigen Irr­glauben im Fuß­ball: die Wahr­schein­lich­keit sei nied­riger, dass der Gefoulte den anschlie­ßenden Elf­meter ver­wan­delt, die Fehl­ent­schei­dungen des Schieds­rich­ters würden sich am Ende der Saison aus­glei­chen oder beim Tipp­spiel gewinne immer der, der am wenigsten Ahnung hat.

Auch wenn die letzten Ana­chro­nisten noch daran glauben, sind die meisten Fuß­ball­my­then längst wider­legt. Es gibt kaum noch Geheim­nisse oder Uner­klär­li­ches in diesem Sport, der heute von allen Seiten beleuchtet scheint. Wo sogar mit der VAR-Lupe aufs Spiel­ge­schehen geschaut wird und Nackt­scanner den Fuß­ballfan röntgen.

Da ist es doch schön, sinn­frei ein Phä­nomen zu plat­zieren, ein wenig Ver­wir­rung in diese durch­ge­tak­tete Fuß­ball­welt zu streuen. Und wer weiß, viel­leicht reiht sich bald eine neue Schein­weis­heit ein, die es dann erst einmal zu ent­kräften gilt: Wer einen glatz­köp­figen Trainer hat, kann nur gewinnen!