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Uli Hoeneß hatte Jürgen Klins­mann ver­dammt lieb. Bei den Spielen saß er meis­tens neben ihm auf der Bank, und wenn die Bayern ein Tor schossen oder einen Sieg holten, dann knud­delte der Manager seinen Trainer durch. Im März 2009, als es nach drei sieg­losen Spielen in Folge sehr brenzlig für Klinsi wurde, nahm er ihn sogar in den Schwitz­kasten. Später berich­tete der Trainer von großer Freude und Atemnot. Es war ein Druck der ganz beson­deren Art.

Am 18. April 2009 umarmten sich die beiden zum letzten Mal – beim bis heute letzten Auf­ein­an­der­treffen zwi­schen dem FC Bayern und Arminia Biel­feld. Der Rekord­meister gewann auf der Alm mit 1:0. Ein Arbeits­sieg, wie man im Fuß­ball sagt, dre­ckig, humorlos und mit Luca Toni. Nach dem Spiel sagte Klins­mann: Der Manager ist mein wich­tigster Begleiter in dieser tur­bu­lenten Saison, er ist immer an meiner Seite, er steht zu mir.“ Er sollte sich irren.

Womit er aller­dings Recht hatte: Die Saison war wirk­lich sehr tur­bu­lent ver­laufen. Mal fegten die Bayern Gegner wie Sporting Lis­sabon 7:1 und 5:0 aus dem Sta­dion, dann ver­loren sie gegen Hertha oder Köln. Gegen Bochum mühte sich das Team zu einem 3:3, gegen Rot-Weiß Erfurt stand es schon in der ersten Pokal­runde vor dem Aus (4:3), das dann im Vier­tel­fi­nale gegen Lever­kusen kam (2:4). Von einem Licht am Ende des Tun­nels spra­chen die Ver­ant­wort­li­chen nach Siegen gerne. In Wahr­heit war stets ein Tunnel am Ende des Lichts zu sehen.

Wir haben das Jahr 2009, die Zukunft des FC Bayern steht auf dem Spiel“

Jürgen Klinsmann nach der 1:5-Niederlage gegen Wolfsburg

Richtig düster wurde es Anfang April, und man wun­dert sich heute, wie Klins­mann diese ersten Tage noch über­lebte. Am 4. April ver­loren die Bayern 1:5 gegen den VfL Wolfs­burg, Gra­fite tanzte dabei die halbe Bayern-Defen­sive aus schob den Ball genüss­lich per Hacke ins Tor. Es war eine Demü­ti­gung. Eine Demons­tra­tion. So etwas hatte eine Abwehr nicht mehr erlebt, seit Jay-Jay Okocha 1993 Oliver Kahn und vier wei­tere KSC-Ver­tei­diger aus­ge­tanzt hatte. 

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Die Bayern rut­schen auf den vierten Platz in der Liga ab, und Klins­mann, sonst eher Son­nyboy als Cho­le­riker, schien zum ersten Mal richtig auf­ge­bracht. Noch am Morgen nach dem Spiel habe er vor Wut gekocht, sagte er auf der Pres­se­kon­fe­renz am Sonntag. Wir haben das Jahr 2009, die Zukunft des FC Bayern steht auf dem Spiel“, zürnte er, die FAZ schrieb dar­aufhin: Klins­mann lächelt nicht mehr.“ Nur einer, näm­lich Uli Hoeneß, hielt weiter zum Trainer: Wir schauen von Spiel zu Spiel.“ 

Das machten die Bayern vier Tage später beim FC Bar­ce­lona, Vier­tel­fi­nal­hin­spiel in der Cham­pions League. Klins­mann über­raschte mit einem Wechsel: Statt Michael Rensing stand nun Hans-Jörg Butt im Tor. Aber es ging genauso kata­stro­phal weiter. 0:4 stand es schon zur Halb­zeit, zweimal Messi, je einmal Eto’o und Henry. Die Bayern wirkten neben den leicht­fü­ßigen Barca-Zau­be­rern wie über­ge­wich­tige Okto­ber­fest­tou­risten nach ihrer fünften Maß. Aber so richtig störte sich kaum ein Spieler daran, in der Halb­zeit­pause sollen zwei Bayern-Profis die Barca-Stürmer Eto’o und Henry nach ihren Tri­kots gefragt haben. Wie Fans!“, schnapp­at­mete die Bild“, die das 0:4 als Nacht der Schande von Bar­ce­lona“ bezeich­nete. Hoeneß sagte erst mal wenig, nur dass er drüber schlafen“ müsse.

Aber auch am nächsten Morgen war Klins­mann noch Trainer. Ver­mut­lich auch weil nie­mand, am aller­we­nigsten Hoeneß, ein­ge­stehen wollte, dass die Ver­pflich­tung ein Fehler gewesen war. Diese Klinsi-Story musste eine Erfolgs­story werden. Und ja, da fla­ckerte bald wieder ein Hoff­nungs­schimmer. In der Liga gewann die Mann­schaft 4:0 gegen Frank­furt, Umar­mungen, Schwitz­kasten, ja mei, wir schaffen das. Im Rück­spiel gegen Bar­ce­lona kamen die Bayern zu einem 1:1‑Achtungserfolg. Dann ging es nach Bie­le­feld.