Hernandez erlebt seine ganz persönliche Romanze, Goretzka gibt ihm Grund zur Eifersucht und Kimmich wirkt überfordert: Die Bayern in der Einzelkritik.
Manuel Neuer
Beim Tor von Chukwueze chancenlos. Ansonsten erlebte er eigentlich einen ruhigen Abend. Dürfte sich angesichts des Ergebnisses aus Torwart-Sicht ähnlich verarscht vorgekommen sein wie Oliver Kahn, als der von Brazzo „Diesen spielstarken 25-jährigen spanischen Sechser“ wollte und statt Saul Niguez Marc Roca bekam.
Dayot Upamecano
Zeigte seine beste Leistung im Bayern-Dress. Hatte den im Hinspiel starken Danjuma derart abgemeldet, dass in Villareal die ersten „Wanted“-Plakate aufgehängt worden sein dürften. Vor dem Gegentor dann ähnlich wie seine Defensiv-Kollegen vom eingewechselten Chukwueze überrascht. Seine Leistung also aufgrund des Ausscheidens insgesamt wie ein schlechter Lieferdienst: Brachte wenig.
Benjamin Pavard
Es gibt in jeder Schule diesen einen Mitschüler, der zwar acht Jahre lang jeden Tag da ist, dessen Namen aber zwei Wochen nach dem Abschluss schon wieder alle vergessen haben. Dieser Schüler ist Benajmin Pavard. Obwohl wir uns das Spiel gezwungenermaßen 90 Minuten reingezogen haben (und wir hätten lieber einen ganztägigen „Unter uns“-Marathon mitgemacht, glaubt es uns), können wir leider überhaupt nichts über seine Leistung sagen. Sport1 gibt die Note 3. Wir auch.
Lucas Hernandez
Ersetzte gestern für seine Gegenspieler das Wort „Hochmut“ in einem alten Sprichwort: „Hernandez kommt vor dem Fall.“ Ließ sich so leidenschaftlich auf die Zweikämpfe ein, dass für uns offensichtlich schien, dass zwischen den beiden doch mehr laufen muss. Trotz des üblichen „Wir sind nur gute Freunde“-Gefasels. Um im Bild zu bleiben: Kurz vor Schluss riss Hernandez´ Boss die beiden auseinander. Lucas musste umziehen. Auf die Bank. Weit weg von seinen geliebten Zweikämpfen. Nur wenige Minuten später dann der K.O.-Schlag für die destabilisierte Bayern-Defensive. Die räumliche Trennung, sie war am Ende doch zu viel für die beiden. Ob das alte Feuer doch nochmal auflodern kann, werden die nächsten Wochen zeigen. Die Vorzeichen stehen allerdings schlecht: Es gibt schönere Orte für ein Liebes-Comeback als das nasskalte Bielefeld an einem grauen Sonntag-Nachmittag.
Joshua Kimmich
Wirkte gestern in seiner Rolle als Bayern-Dirigent derart überfordert, als hätten sie den Verwaltungs-Praktikanten in die Elbphilharmonie gestellt und gesagt „Jetzt mach mal“. Und ihm zusätzlich statt eines Taktstocks eine Schwimmnudel in die Hand gedrückt. Seine Chipbälle waren dabei vergleichbar mit unseren Dating-Versuchen: versandeten im Nichts.
Jamal Musiala
In einem K.O‑Spiel wie gestern merkt man ihm ausnahmsweise mal an, dass er erst 19 Jahre alt ist. Spielte zwar immer noch wie ein 19-Jähriger, der bereits im dritten Semester in Havard studiert und nicht wie einer, der im Namen seines Kumpels bei einer versauten Hotline anruft, allerdings ab und an zu naiv im Dribbling und in den Zweikämpfen. Ansonsten ballsicher und weitgehend unauffällig. Sport1 gibt die Note 3. Wir auch.