Dortmund kann doch noch gewinnen, Marcelo und Loris Karius patzen und Willi Lemke will endlich Frieden. Mal wieder auf Krawall gebürstet – unsere 11 des Spieltags
Pierre-Emerick Aubameyang
Die Spielzeit der Dortmunder verlief bisher derart kläglich, dass die Lokalzeitungen kurz davor waren, die Spielberichte des BVB demnächst bei den Todesanzeigen abzudrucken. Aber dann kam Pierre-Emerick Aubameyang und schoss sein Team am Samstag mit zwei Toren und einer Vorlage zu einem dringend benötigten 3:0‑Sieg in Freiburg. Ein Sieg, so erlösend, dass sich im Großraum Dortmund bereits erste Kirchengemeinden danach benennen.
Mike Frantz
Wobei man sagen muss, dass der Dortmunder Sieg mit einem Katastrophen-Fehlpass generös von Freiburgs Mike Frantz auf den Weg gebracht wurde. Was viele nicht wussten: Für Fehlpässe wie jenen von Frantz vor dem 0:1 gibt es auf der Play-Station eigens eine Tastenkombination. Sie heißt: X, Rechts, Links, Kreis, X, vor Scham auf den Controller weinen, Rechts, Kreis, Kreis, wütend den Controller in die Ecke feuern, Links, X, Kreis. Kriegt man diese Kombination im ersten Versuch hin, kotzt die Play Station ein wenig Batteriesäure und stürzt sich anschließend selber aus dem TV-Schrank.
André Schürrle
Es soll Fußballtraditionalisten geben, die einem Spiel wie Wolfsburg gegen Hoffenheim eine 90-minütige Nasendusche mit Uhu-Flüssigkleber vorziehen würden. Fairerweise muss man sagen, dass vor allem der nimmermüde und zwei Tore vorbereitende André Schürrle dafür sorgte, dass der mittlerweile fünfzehnten „Clash of the Retortans“ rein sportlich gar nicht sooooo übel war. Aber gut, der Mann hat mehr gekostet als ein Flugzeugträger, da darf man auch ein wenig Spektakel erwarten. Was nicht bedeuten soll, dass wir uns das Spiel angesehen hätten. Und wo ist eigentlich unsere Uhu-Flasche?
David Alaba
Es gibt wenige Dinge, die uns so aufregen wie das breitbeinig-affige John-Wayne-Gehabe Cristiano Ronaldos, bevor er einen Freistoß in die Mauer bzw. auf die Tribüne schmiert. Umso größer war die Freude, als wir Bayerns David Alaba dabei zusehen durften, wie er zunächst Ronaldos Breitbein-Anlauf imitierte, um den Ball anschließend aus knapp 25 Metern in den Winkel zu schweißen – quasi eine Art Ronaldo-Persiflage des als Spaßvogel bekannten Österreichers. Durchaus gelungen, wie wir finden, weshalb wir Alaba an dieser Stelle für unser 11FREUNDE-Laientheater anwerben möchten. Wir treffen uns immer dienstags um Acht im Dönergrill gegenüber. Lieber David, komm einfach vorbei, wenn du magst.
Davie Selke
Nun, Davie Selke steht an dieser Stelle eher symbolisch für die gesamte Bremer Mannschaft, denn schließlich war er es, der den wahrscheinlich schönsten Bremer Angriff seit Jahren mit dem Tor zum 1:0 gegen Leverkusen vergoldetete. Über sechs Stationen war der Ball zuvor direkt gespielt worden, eine Kombination von derart hoher Fußballkunst, dass sich irgendwo in Frankreich Johan Micoud feierlich an seinen Tränen der Rührung betrank.
Marcelo
Hannovers Verteidiger Marcelo hatte am Samstag einen derart gebrauchten Tag, dass fast der Gedanke nahe liegt, er habe ihn in einem Hannoveraner Second Hand-Laden erworben. Zunächst pöhlte Marcelo eine Flanke von Hamburgs Zoltan Stieber in einem unmöglichen Winkel über Keeper Zieler hinweg ins eigene Netz, in der zweiten Halbzeit dann fälschte er einen Schuss von Jansen zum 0:2 ins eigene Tor ab. 11FREUNDE-Mitarbeiter, die beim Spiel anwesend waren, machten nach der Partie die Probe aufs Exempel: Auf dem Parkplatz vor dem Stadion lauerten sie Marcelo auf und schossen ihn mit Fußbällen an. Sämtliche Bälle landeten irgendwie im Tor.
Loris Karius
Ebenfalls einen eher bescheidenen Tag hatte am Samstag Mainz’ Keeper Loris Karius. Karius gehört eigentlich zu den besten seines Faches, in der 32. Minute im Spiel gegen Hertha aber hatte der Mainzer Schlussmann einen derart großen Blackout, dass im Umfeld des Stadions kurz der Strom ausfiel. Einen harmlosen Rückpass vertändelte Karius, den herannahenden Valentin Stocker säbelte er von den Beinen. Rot und ein Elfmeter zum 0:1 waren die Folge, zumindest hatte Karius damit früh genug Feierabend, um noch kurz bei Hannovers Marcelo durchzuklingeln und mit ihm über Pech zu reden.
Ronny Marcos
Der „11FREUNDE-Brummschädel aus gepresstem Aspirinpulver“ geht diese Woche an Hamburgs Ronny Marcos, der sich im Spiel gegen Hannover eine zünftige Gehirnerschütterung zuzog und anschließend noch zwölf Minuten damit weiterspielte. Von denen er übrigens nichts mehr weiß. „Das war ein Power-Blackout. Das war wie das Ding mit Kramer bei der WM“, sagte Marcos anschließend, was super ist, denn nun haben wir mit „Power-Blackout“ nicht nur endlich einen Namen für unsere Glam-Rock-Band gefunden, sondern auch die Bestätigung, dass andere Leute ebenfalls ihrer Arbeit nachgehen und nach Feierabend eigentlich gar nicht mehr wissen, was sie überhaupt gemacht haben.
Timon Wellenreuther
Gratulieren wollen wir an dieser Stelle Schalkes Nachwuchskeeper Timon Wellenreuther, nicht nur zu seinem hakunamatatatastischen Vornamen, sondern vor allem für seinen gelungenen ersten Auftritt über 90 Minuten in der Bundesliga. Wobei man sagen muss, dass Wellenreuther beim 1:0 gegen Gladbach zeitweise derart wenig zu tun hatte, dass er zu Beginn der zweiten Halbzeit noch entspannt zum Fanshop in der Arena gehen konnte, um sich eine S04-Schlafmaske zu kaufen, mit der er dann ein entspanntes Nickerchen am Torpfosten einlegte. Um dann rechtzeitig zur Großchance von Ibrahima Traoré hellwach und ausgeruht zu sein und mit einer Glanzparade die Null zu halten.
Willi Lemke / Uli Hoeneß
Ach, das waren noch Zeiten, als sich Uli Hoeneß und Willi Lemke fast wöchentlich via Presse die Meinung geigten und man das Gefühl hatte, die beiden würden eher eigenhändig ein Rudel Hundewelpen erwürgen, als dem anderen die Hand zu geben. Nun schlägt Lemke im „kicker“ aber ganz andere Töne an: „Ja, ich würde Uli Hoeneß die Hand reichen. Wir sind beide nicht mehr 25, da sind die Jahre gezählt. Ich glaube, dass er sehr viel gelernt hat aus dem, was mit ihm passiert ist. Und vielleicht verstehen wir uns dann irgendwann ja doch.“ Ja, vielleicht. Und vielleicht stößt noch Christoph Daum dazu und alle gemeinsam singen „Heal the World“, während sie sich Blumen ins Haar flechten.