Vier Punkte aus drei Spielen: Der VfB Stuttgart startet ordentlich in die Saison. Mehr noch als die Ergebnisse überzeugt die offensive Spielweise des Teams.
Silas Wamangituka ist nicht nur als Dribbler ein wichtiger Eckpfeiler des VfB-Teams. Trainer Matarazzo hat seine Formation um den schnellen Kongolesen gebaut. Nominell agieren die Schwaben aus einem 3 – 4‑2 – 1‑System. Wamangituka übernimmt die Position des rechten Verteidigers.
In der Praxis interpretiert Wamangituka seine Rolle äußerst offensiv: Nahezu durchgehend sprintet er an die gegnerische Abwehrkette. Er soll Tiefe auf der rechten Seite schaffen. Linksverteidiger Borno Sosa hält sich hingegen zurück, er stockt die Dreierkette häufig zu einer Viererkette auf.
Die rechte Seite ist die bevorzugte Angriffsseite der Schwaben – und damit fahren sie erfolgreich: Wamangituka kommt bereits auf drei Torbeteiligungen. Auch beim 1:1 gegen Leverkusen war er ein Aktivposten, ehe er verletzt ausgewechselt werden musste. Der VfB gab bereits Entwarnung: Wamangituka dürfte nach der Länderspiel-Pause wieder zum Einsatz kommen.
Geschwindigkeit in allen Mannschaftsteilen: Das ist das große Plus der Stuttgarter. Nicht nur im Mittelfeld, sondern auf nahezu allen übrigen Positionen überzeugt der VfB mit hohem Tempo.
Im Angriff müssen die Stuttgarter momentan zwar auf Nicolas Gonzalez verzichten. Seine Läufe in die Spitze fehlen dem VfB, sie können die guten Ansätze aus dem Mittelfeld zu selten zu Ende spielen. Ersatzmann Sasa Kalajdzic bringt dafür mehr Präsenz bei Hereingaben mit. Zwar kann er Gonzalez‘ Präsenz bei Schnellangriffen nicht ersetzen – dafür aber als Strafraum-Wühler punkten. Er traf bereits dreimal in dieser Saison.
Stuttgart-Fans freuen sich indes vor allem über die erhöhte Geschwindigkeit in einem anderen Mannschaftsteil: der Abwehr. In der vergangenen Saison waren die Stuttgarter anfällig nach Bällen hinter die Viererkette. Der langsame Holger Badstuber wurde aus diesem Grund aussortiert. Mit den jüngeren (und schnelleren) Zugängen Waldemar Anton und Konstantinos Mavropanos kann Stuttgart selbst gegen pfeilschnelle Angreifer bestehen; siehe das Spiel gegen Leverkusen, als die Werkself ihr eigenes Tempo nur selten ausspielen konnte.
Mutige Spielweise, schnelle Spieler, kluge Taktik: Was spricht dagegen, dass der VfB die Überraschungsmannschaft der Saison wird? Auch wenn der VfB gegnerische Schnellangriffe besser verteidigt als in der vergangenen Saison: Gänzlich makellos hat die eigene Abwehr bisher nicht agiert.
Zum einen neigen die Verteidiger zu Fehlern. Das ist durchaus eingepreist in die Spielidee der Stuttgarter: Die Innenverteidiger dürfen bei der flachen Spieleröffnung Risiken eingehen. Nicht immer können sie mit ihrem Tempo diese Fehler ausbügeln.
Zum anderen schwächelt der VfB in der Strafraumverteidigung. Bereits mehrfach haben die VfB-Verteidiger in dieser Saison verpasst, von Raumdeckung auf Manndeckung überzugehen, sobald eine Flanke in den Strafraum segelte. Vier ihrer fünf Gegentore fingen die Stuttgarter nach Hereingaben von außen, darunter waren auch zwei Gegentore nach Standards.
In diesen Situationen fehlt Stuttgarts jungen Wilden die nötige Seriosität. Diese Erfahrung können die Stuttgarter in den kommenden Wochen sammeln – und damit vielleicht wirklich zum Überraschungsteam der Liga avancieren.