Rund um den DFB macht mal wieder das Wort „Nachwuchsproblem“ die Runde. Was aber sagen Kai Havertz, Thilo Kehrer und Co. zu dieser Kritik? Wir haben die größten deutschen Talente besucht.
Dennis Geiger, können Sie 18 Systeme rückwärts furzen?
Nein.
Mit diesen Worten kritisierte Mehmet Scholl die deutsche Jugendarbeit. Er behauptete, den jungen Spielern werde das Kreative ausgetrieben, dafür könnten Jungs wie Sie 18 Systeme rückwärts furzen.
Ich weiß nicht, wie es war, als Mehmet Scholl Fußball spielen gelernt hat. Deswegen kann ich schwer beurteilen, ob die jungen Spieler früher mehr Kreativität vermittelt bekamen. Mich interessieren solche Diskussionen wenig und mir ist es auch egal, wer was über irgendwelche Jugendtrainer sagt. Ich muss mich auf meine Leistung konzentrieren.
Mit Ihrer Leistung überraschten Sie vergangene Saison in der Bundesliga. Hatten Sie damit gerechnet, dass Sie sich so schnell als Profi etablieren würden?
Nein. Dass es so schnell ging, kam auch für mich überraschend. Aber ich bin dankbar für die Chance, die mir der Trainer gegeben hat, und froh darüber, dass ich das Vertrauen bisher zurückzahlen konnte. Damit das so gut klappen konnte, war das Jahr davor für mich extrem wichtig. Da habe ich ja schon mit den Profis trainiert.
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Gab es in der Jugend einen Moment, in dem Sie darum bangen mussten, den nächsten Schritt zu packen?
Das soll nicht arrogant klingen, aber bei mir war immer klar, dass ich von einer U‑Mannschaft in die nächste hochgezogen werden würde. Ich spiele ja auch, seitdem ich 14 Jahre alt bin, in der Jugendnationalmannschaft. Damals habe ich mit der badischen Auswahl an Sichtungsturnieren teilgenommen und bekam danach per Mail eine Einladung.
Was denken Sie: Hat der deutsche Fußball derzeit ein strukturelles Problem?
Wenn man mal überlegt, welche Spieler bei der WM in Russland nicht nominiert waren oder aber als Ergänzungsspieler dabei waren, dann bin ich auch für die Zukunft optimistisch. Ein strukturelles Problem sehe ich nicht.
Welche Spieler haben Sie im Kopf, wenn es um die Zukunft der Nationalmannschaft geht?
Zum Beispiel Leroy Sané, Julian Brandt oder Leon Goretzka.
Was ist mit Dennis Geiger?
Ich selbst bin noch weit davon entfernt.
Dafür kennen Sie sich im internationalen Nachwuchsfußball bestens aus. Wo stehen die deutschen U‑Mannschaften im internationalen Vergleich?
Das kommt total auf den Jahrgang an. Manche sind ganz vorne mit dabei, andere hinken vielleicht ein bisschen hinterher. Generell würde ich aber sagen: Die deutschen U‑Mannschaften brauchen sich nicht zu verstecken.
Vor keiner Mannschaft der Welt?
Die Franzosen und die Engländer sind derzeit wohl ein Stück vor uns. Speziell die Franzosen spielen, was Spitze und Breite ihrer Jugendmannschaften angeht, in ihrer eigenen Liga. In den U‑Nationalmannschaften waren, egal wann ich gegen sie gespielt habe, ausschließlich Raketen dabei. Vor allem im Mittelfeld und in der Offensive ist Frankreich das Maß der Dinge.