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Der kleine Mit­tel­feld­mann Xavi stand eine ganze Gene­ra­tion lang für das Schöne, Ideen­reiche und Kluge im Fuß­ball. 24 Jahre lang, zwi­schen den Lebens­jahren elf und 35, spielte Xavi für den FC Bar­ce­lona. Er hat als Profi mehr als 900 Pflicht­spiele absol­viert. Mehr als 500 Liga­par­tien allein in Spa­nien. Hat 23 Titel gewonnen, so viele wie kaum ein anderer Spieler in der Geschichtes. Welt­meister 2010. Euro­pa­meister 2008 und 2012. Das Symbol einer Idee“, wie es die spa­ni­sche Zei­tung El Peri­odico de Cata­lunya“ wun­der­voll auf den Punkt brachte.

Die Stones spielen 50 Jahre. Legenden wie Xavi nur 15

Jetzt hört er auf. Nachdem er es die ver­gan­genen Jahre langsam hatte austru­deln lassen, ein wenig Geld (bzw. sehr, sehr viel Geld) ver­dienen war bei Al Saad, einem Klub aus Katar. Viel­leicht der ein­zige Makel in einer sonst fan­tas­ti­schen Kar­riere. Zurück bleiben wir Fans, Bewun­derer seines Spiels und Stils. In stiller Trauer, obwohl wir doch eh längst wissen, dass Fuß­baller nur eine ver­gleichs­weise geringe Halb­werts­zeit haben. Die Rol­ling Stones“ spielen seit einem halben Jahr­hun­dert. Fuß­baller wie Xavi haben im Ide­al­fall circa 15 Jahre, um ihre Kunst zu prä­sen­tieren. Irgendwie unfair.

Uns bleiben nur die Erin­ne­rungen. Ein paar Stunden Video­ma­te­rial bei You­tube. Fotos. Und ein paar warme Worte.

Xavi, das war die Ver­ede­lung des Passes. Der kleine Mann ver­teilte nicht ein­fach nur Bälle, er brachte Ideen an den Mann. Wenn Xavi in seinen besten Jahren einen Steil­pass spielte, dann war das der letzte Akt einer wun­der­baren Sin­fonie, die seine Mann­schaft zuvor in zehn, 20, manchmal 30 Pässen und Aktionen auf den Rasen gezau­bert hatte. Du kannst den letzten Pass spielen“, ver­kün­dete Frank Rij­kaard, als er 2003 Trainer bei Barca wurde und schob den im defen­siven Mit­tel­feld ver­sau­ernden Xavi wenige Meter nach vorne, rein in die Spiel­ma­cher-Zone.

Ich finde kein Lob“

Als habe man einem Eis­ho­ckey-Spieler end­lich Kufen unter die Schuhe geschraubt. Xavi wurde zum Fix­punkt dessen, was sich Johan Cruyff immer in seinen feuchten Tak­tik­t­räumen für die Kata­lanen aus­ge­malt hatte. Ball­be­sitz­fuß­ball extrem. Tiki und Taka. Und Xavi. Fuß­ball hatte auch schon vor Xavi schön aus­sehen können. Aber wel­chen Anteil dieser Fuß­baller daran hat, dass das Spiel heute zum Teil als Kunst­form wahr­ge­nommen wird, lässt sich nur schwer in Worten beschreiben. Oder, Andres Iniesta? Ich finde kein Lob, das erklären würde, was er als Mensch und Spieler reprä­sen­tiert.“ Ist das nicht eine hüb­sche Pointe? Wenn es um Xavis Spiel geht, fällt selbst Andres Iniesta nichts mehr ein.

Xavi, das war der Spiel­ver­steher. Früher hätte man gesagt: Der die Fäden zieht. Aber das würde Xavis Spiel nicht gerecht werden. Denn er zog nicht nur die Fäden, er half mit, die Bühne auf­zu­bauen, bas­telte die Puppen selbst, klei­dete sie ein und wenn mal Not am Mann war, dann riss er auch noch die Ein­tritts­karten für die Vor­stel­lung ab.

Will heißen: In Xavis besten Jahren war das Spiel Barcas und der spa­ni­schen Natio­nal­mann­schaft nicht vor­stellbar ohne ihn. Puyol kämpfte, Ronald­inho und Messi zau­berten, Eto´o schoss die Tore. Aber Xavi plante und dachte und diri­gierte. Und zwar all das mit einer gera­dezu gleich­mü­tigen Läs­sig­keit, die immer so ele­gant und gleich­zeitig ziel­strebig wirkte. Denn…

Sah man ihn jemals eine Karte for­dern?

…Xavi, das war auch der fan­tas­ti­sche Sports­mann, geformt in der strengen Barca-Schule. Kann sich jemand daran erin­nern, wie Xavi mit ver­zerrter Fratze auf den Schieds­richter zulief und dabei eine ima­gi­näre Karte in die Luft hielt? Wie er sich fünfmal über den Rasen rollte? Wie einem Gegen­spieler absicht­lich in die Gelenke trat? Wie er nach Toren die geg­ne­ri­schen Fans mit pro­vo­kanten Gesten brüs­kierte? Nein? Eben.

Xavi, das ist auch diese Geschichte: Wie jeder anstän­dige Pro­fi­fuß­baller war der Spa­nier mit einer äußerst attrak­tiven Frau zusammen, die ihn aller­dings irgend­wann mit der Begrün­dung ver­ließ, ihr Lover würde seine spär­liche Frei­zeit damit ver­bringen, Fuß­ball zu gucken. Nach mög­li­chem Herz­schmerz befragt, ant­wor­tete Xavi damals: Eine tolle Frau, wir hatten eine wun­der­bare Zeit. Aber traurig bin ich trotzdem nicht.“
Warum nicht?“, fragte der Reporter.
Weil ich jetzt noch mehr Zeit habe, Fuß­ball zu gucken“, ant­wor­tete Xavi.

Xavi Her­nandez hat ange­kün­digt, eine Lauf­bahn als Trainer ein­schlagen zu wollen. Worauf wir uns freuen. Gleich­zeitig werden wir den Spieler Xavi ver­missen. Mit Herz­schmerz.