Der 1. FC Köln will Fans bei einer möglichen Wiederöffnung des Stadions bevorzugen, die auf eine Rückerstattung ihrer Dauerkarte verzichten. Eine zweifelhafte Idee. Doch das Problem wird bald größer.
Auf einfache Fragen folgen bestenfalls einfache Antworten. Horst Heldt, Geschäftsführer beim 1.FC Köln, hatte so gesehen eine entspanntem Aufgabe: Er sollte Fragen von Kindern und Jugendlichen, die per Mail kamen, schriftlich beantworten. Wird Mark Uth verpflichtet? Einfach wird es nicht. Will der FC mit Jhon Cordoba verlängern? Das würde er gerne machen. Wann wird der 1.FC Köln mal wieder deutscher Meister? Hoffentlich schon in der nächsten Saison. Träumen dürfe man ja.
Und auch Folgendes dürfte in den vergangenen Tagen über den Schreibtisch von Horst Heldt gegangen sein: „Falls die Behörden eine Teil-Befüllung des RheinEnergieSTADIONs erlauben, werden alle Dauerkarteninhaber, die auf eine Erstattung verzichten, zuerst berücksichtigt. Sollten weniger Plätze zur Verfügung stehen als nötig, wird der Zugang zu den Spielen unter diesen Dauerkarteninhabern per Losverfahren aufgeteilt, so dass möglichst viele von ihnen möglichst viele Spiele sehen können.“
Das ist der Inhalt eines Infoschreibens, das der Verein in dieser Woche an die Dauerkarteninhaber verschickte. Konkret bedeutet das: Fans, die dem Verein Geld schenken, weil sie direkt den kompletten Dauerkartenpreis bezahlen und auf eine mögliche Rückerstattung verzichten, haben wesentlich bessere Chancen, in der kommenden Saison Spiele des 1. FC Köln zu sehen.
Der Zorn der Fans, die sich erpresst fühlen, ließ nicht lange auf sich warten. Langjährige Dauerkarteninhaber, die einen berechtigten Anspruch auf das Geld und in den Vorjahren viel Freizeit und Erspartes investiert hätten, sehen sich mit der Frage konfrontiert: Geld zurück oder die Chance wahren, in der kommenden Saison dabei zu sein, wenn die Stadiontore ein Stück weit öffnen könnten? Auch andere Bundesligisten hatten ihre Anhänger schon gebeten, auf Ansprüche zugunsten des Vereins zu verzichten. Mit einer möglichen Bevorzugung in der kommenden Saison hatte das aber noch niemand verbunden.
„Wie tief willst du noch sinken?“, fragte das Fanzine „effzeh.com“ seinen Verein. Das Konzept würde an den Schalker Härtefallantrag erinnern. Dort sollten Fans Angaben zu ihrer finanziellen Situation machen, um ihre Rückerstattung zu erhalten. Die Idee wurde von den Königsblauen nach kurzer Zeit verworfen.
Beim 1. FC Köln ist man so einsichtig noch nicht. Klar ist, dass der Verein vom Spekulieren der Fans auf Eintritt nach der Sommerpause finanziell profitieren würde. Medienchef Tobias Kaufmann erklärte heute gegenüber der dpa: „Unter Abwägung zahlreicher Varianten haben sich alle beteiligten Vereinsgremien für diese Lösung entschieden. Falls zu wenige Plätze zur Verfügung stehen und gelost werden muss, wäre es unfair, wenn ein Fan, der seinen Verzicht auf eine Erstattung erklärt und damit ein finanzielles Risiko in Kauf genommen hat, nicht ins Stadion kann, während ein anderer Glück hatte.” Es bleibt also dabei: Bei weniger Plätzen als Dauerkarteninhabern, will der Verein jene Fans zuerst berücksichtigen, die zuvor auf eine Erstattung verzichtet haben.
„Aus dieser Sicht haben wir die Regelung getroffen, es wäre sonst unfair“, meinte der Medienchef. Unfair – ein Stichwort, das viele Bundesligisten in den nächsten Wochen beschäftigen dürfte. Denn es gibt Signale aus der DFL, die zurzeit Sitzpläne testet, nach denen teilweise mit Zuschauern gespielt werde könnte. In der vergangenen Saison besaßen etwas mehr als die Hälfte aller Zuschauer eine Dauerkarte. Das ist mehr, als die DFL aktuell überhaupt ins Stadion lassen kann und will. Und somit sind Kämpfe um das knappe Gut Tickets vorprogrammiert.
Einmal abgesehen davon, dass auch Menschen ohne Dauerkarte ein Anrecht besitzen, vor Ort Fußball zu sehen, werden Vereine und Liga einen Weg finden müssen, um eine gerechte Verteilung der Karten zu gewährleisten. Losverfahren? Zugang je nach Anzahl zuvor besuchter Spiele? Behördliche Verteilung von Tickets in Form von Lebensmittelkarten wie in der Nachkriegszeit: 1 x Bundesliga, 3 x 3. Liga, 7 x Kreisklasse und ein Auswärtsspiel?
Oder aber man entscheidet ganz nach Verzichtsbereitschaft der Fans. Der 1. FC Köln hat das ausprobiert. Um im Sinne der Kinder zu fragen: War das eine gute Idee? Ganz sicher nicht.